"Absolutes Unrecht": Pfarrer will nicht in vorzeitigen Ruhestand

31.3.2020, 15:49 Uhr
Johannes Mann von der Evangelsich-reformierten Kirchengemeinde in Erlangen ist Pfarrer der Hugenottenkirche.

© Harald Sippel Johannes Mann von der Evangelsich-reformierten Kirchengemeinde in Erlangen ist Pfarrer der Hugenottenkirche.

Die Mitglieder der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Erlangen haben am Samstag einen Brief bekommen. Darin teilt ihnen der Präses des Synodalverbands Bayern, Simon Froben, mit, dass ihr bisheriger Pfarrer Johannes Mann in den vorläufigen Ruhestand versetzt wird. In einer Pressemitteilung wurden auch die Erlanger Nachrichten informiert.

Ende Mai vergangenen Jahres war öffentlich bekannt geworden, dass es in der Evangelisch-reformierten Kirche am Hugenottenplatz Probleme gibt. Die Arbeit von Pfarrer Mann ruhte zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Wochen, das Presbyterium der Hugenottenkirche war Anfang April auseinandergebrochen, fünf der acht gewählten Presbyterinnen und Presbyter waren zurückgetreten. Es werde die Versetzung von Pfarrer Mann überprüft, teilte Präses Froben damals mit. Zu den Gründen könne er nichts sagen.

In der aktuellen Pressemitteilung heißt es: "Das Moderamen der Gesamtsynode, die Kirchenleitung der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer (Ostfriesland) hat den Erlanger Pfarrer Johannes Mann in den vorläufigen Ruhestand versetzt."

Freistellung acht Monate nach dem Tod seiner Frau

Er werde juristisch dagegen vorgehen, kündigte indes Pfarrer Johannes Mann an. "Ich empfinde das als absolutes Unrecht und bin nicht bereit, das zu akzeptieren", sagte er auf EN-Anfrage hin. Es sei bitter, dass er keinerlei substantielle Vorwürfe genannt bekommen habe. Es gehe offenbar um einen Vernichtungsfeldzug gegen ihn. "Ich sehe nichts, wofür ich mich entschuldigen könnte." Das Begründungsschreiben jedenfalls sei fadenscheinig und für ihn in keiner Weise hinnehmbar. Das Ganze sei eine Geschichte, "die mich fassungslos macht". Dass die Freistellung vor einem Jahr acht Monate nach dem Tod seiner Frau erfolgt sei, finde er unanständig.

Die Pfarrstelle in der Evangelisch-reformierten Gemeinde Erlangen werde ab dem 1. Mai vakant und solle wiederbesetzt werden, heißt es in der Pressemitteilung der Evangelisch-reformierten Kirche weiter.

In seinem Brief an die Gemeindemitglieder informiert Froben auch über das weitere Vorgehen. Aufgrund der würden sich allerdings keine Termine benennen lassen. Zunächst muss die Nachwahl von sechs Presbyterinnen und Presbytern erfolgen, das neu konstituierte Presbyterium kann dann Leitung und Verwaltung der Gemeinde übernehmen und die Wahl eines neuen Pfarrers oder einer neuen Pfarrerin vorbereiten.

Die Dauer bis zur Pfarrwahl lasse sich derzeit wegen der geltenden Versammlungsbeschränkungen kaum abschätzen. Es sei – auch unter Berücksichtigung von Ferienzeiten und Wahlfristen – davon auszugehen, dass die Pfarrwahl und damit die Wiederbesetzung der Pfarrstelle aller Voraussicht nach nicht mehr in diesem Jahr durchgeführt werden kann. Derzeit ist eine Pfarrerin mit halber Stelle als Vakanzvertreterin in der Hugenottenkirche tätig, allerdings kehrt sie im September in den Schuldienst zurück. Wie es dann weitergehen wird, ist noch offen.

Johannes Mann, der sich als Pfarrer vielfältig sozial engagiert hat, ist weiterhin Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Erlangen. Außerdem ist er Vorsitzender des Vereins Refugiums, den er ins Leben gerufen hat. Ziel ist die Integration von Flüchtlingen und Bedürftigen im Raum Erlangen in die Gesellschaft.

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