Rückkehr aus dem Homeoffice - nicht überall

Adidas, Puma, Siemens, FAU: Wieder ins Büro, wenn Corona nachlässt?

9.10.2021, 18:05 Uhr
Kreative Besprechungsräume des Halftime von Adidas auf der World of Sports, hier eine Schusterstube im Stil des Unternehmensgründers Adi Dassler,  blieben während der Corona-Zeit verwaist. 

Kreative Besprechungsräume des Halftime von Adidas auf der World of Sports, hier eine Schusterstube im Stil des Unternehmensgründers Adi Dassler,  blieben während der Corona-Zeit verwaist. 

Verwaist war das erst 2019 zum 70. Geburtstag von Adidas eingeweihte Arena-Gebäude auf der Herzo Base in Lockdown-Zeiten 2020 und 2021, ebenso das 2018 eröffnete Halftime und das 2011 in Betrieb genommene Laces. Vielleicht ein paar Hundert Menschen arbeiteten noch in den modernen Gebäuden vor Ort.

Puma Vision, seit 2017 als neuer Standort der Raubkatzen-Marke aufgebaut, hatte auch während den harten Pandemie-Zeiten Teile des jungen Teams in den Büros am Standort Hans-Maier-Straße in Herzogenaurach. 

Puma Vision, seit 2017 als neuer Standort der Raubkatzen-Marke aufgebaut, hatte auch während den harten Pandemie-Zeiten Teile des jungen Teams in den Büros am Standort Hans-Maier-Straße in Herzogenaurach.  © Ralf Rödel

Seit Anfang Juli können die Mitarbeitenden des Sportausrüsters Adidas auf freiwilliger Basis wieder auf dem Campus in Herzogenaurach arbeiten. Allerdings dürfen sich nur maximal 2500 der rund 5300 Mitarbeitenden am Standort Herzogenaurach gleichzeitig auf der World of Sports aufhalten. "Das Angebot wird gut angenommen", beobachtet Oliver Brüggen, Senior Director Public Relations.

Es gelten Hygiene- und Schutzmaßnahmen wie beispielsweise Abstandsregeln und Maskenpflicht in den Gebäuden außer am Schreibtisch.

Dienstreisen auf Notwendigkeit geprüft

Alle Gebäude, Mitarbeiterrestaurants und die Sporteinrichtungen sind unter Berücksichtigung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen geöffnet.

Adidas-Mitarbeitende seien bereits vor der Pandemie dazu angehalten gewesen, Dienstreisen grundsätzlich auf ihre Notwendigkeit hin zu überprüfen, ergänzt Brüggen. "Dies galt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, unter anderem mit dem Ziel, eine unnötige CO2-Belastung zu vermeiden."

Beim Sportausrüster Puma in Herzogenaurach befinden sich an die 80 Prozent der Mitarbeitenden wieder im Büro nach dem harten Corona-Monaten. Komplett war die im Durchschnitt sehr junge Belegschaft nie im Homeoffice. Dies sei besonders für die jungen und internationalen Mitarbeiter sehr wichtig gewesen, "da sie nicht unbedingt die gleichen sozialen Netzwerke, beziehungsweise die Infrastruktur haben, um von zu Hause aus zu arbeiten", führt Stefanie Decker aus, Head of People and Organization Corporate . Dem Unternehmen sei "auch die psychische Gesundheit – die durch die langen Lockdowns auf die Probe gestellt wurde – sehr wichtig. Diese Strategie werden wir auch weiterverfolgen."

Der Sportartikelhersteller Puma ging nach einem halbwegs positiven ersten Quartal mit gemischten Gefühlen in den Sportsommer 2021. Inzwischen ist der überwiegende Teil der Belegschaft der Raubkatzenfirma wieder im Büro zurück. 

Der Sportartikelhersteller Puma ging nach einem halbwegs positiven ersten Quartal mit gemischten Gefühlen in den Sportsommer 2021. Inzwischen ist der überwiegende Teil der Belegschaft der Raubkatzenfirma wieder im Büro zurück.  © Daniel Karmann, dpa

Die Kultur bei Puma lebe von der Interaktion und dem Zusammenkommen der Mitarbeiter, wird ferner erläutert. Das neuerdings junge DAX-Unternehmen Puma hat außerdem seine Mobile Working Policy flexibilisiert, damit die Mitarbeiter auch weiterhin teilweise außerhalb des Büros arbeiten können.

Wie in anderen Firmen bleiben Abstandsregeln, Maskenpflicht im gesamten Gebäude, sobald man den Arbeitsplatz verlässt, als Corona-Schutzmaßnahmen noch bestehen. Weiterhin werden Masken und Schnelltests angeboten sowie Impfmöglichkeiten für Neustarter. Es gibt zudem strenge Quarantäneregeln für Kontaktpersonen.

Bei Puma Impfquote über 90 Prozent

Nachdem der Sportausrüster eine "sehr hohe Impfquote von über 90 Prozent" hat, so die weitere Information, können Mitarbeiter mittlerweile wieder in wichtigen Fällen seit einigen Monaten auf Dienstreisen gehen. Nichtsdestotrotz beobachtet man die Situation in anderen Ländern aufmerksam. Von Reisen in Virusvariantengebiete wird abgeraten.

Selbst wenn eine unerwünschte neuerliche Corona-Welle anrollen sollte, ist Puma überzeugt, mit dem Wissen aus den ersten beiden Lockdowns umfangreiche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen sicherstellen zu können, so dass Mitarbeiter ins Büro kommen können.

Siemens: "Homeoffice bevorzugte Wahl"

Bernhard Lott, Pressesprecher des Siemens-Konzerns für Bayern, schildert die Situation so: "Da wir uns nach wie vor noch in der Pandemie befinden, gelten weiterhin die Regularien und Schutzkonzepte für die Gesundheit unserer Mitarbeitenden. Für die meisten Büroarbeitsplätze bedeutet dies, dass Homeoffice die bevorzugte Wahl ist – sofern mit der jeweiligen Tätigkeit und Funktion vereinbar." Die Bürobelegungsquote liege weltweit im Schnitt zwischen fünf und 15 Prozent.

Die letzten eineinhalb Jahre hätten gezeigt, dass mobiles Arbeiten und die technischen Mittel wie virtuelle Konferenzen funktionierten und sich bewährten. Soziale Kontakte, das Arbeiten im Team, Netzwerken seien "dennoch sehr wichtig und können nicht durch rein virtuelle Kontakte ersetzt werden. Das haben auch unsere Mitarbeiterbefragungen gezeigt."

Die Mehrheit der bei Siemens Beschäftigten wünsche sich eine Mischung aus mobilem Arbeiten und Büropräsenz. Daher gebe es für die Zeit nach der Pandemie ("New Normal") bei Siemens die Möglichkeit, zwei bis drei Tage die Woche mobil zu arbeiten, in Absprache mit der jeweiligen Führungskraft. Das Büro hingegen werde zunehmend "zum sozialen Treffpunkt werden, für den Austausch, um kreative Prozesse in Gang zu bringen oder agile Arbeitsformen auszuprobieren. Themen, die mobil nur bedingt umgesetzt werden können", sagt Lott.

Solange die Pandemie andauert, werde an den Standorten das Schutzkonzept mit den AHA+L-Regeln (Abstand, Hygiene, Maskenpflicht und Lüften) angewendet. Dienstreisen und interne Meetings sollen weitestmöglich eingeschränkt werden und es soll – wenn realisierbar – von zuhause aus gearbeitet werden. Arbeitsplatz-Sharing sei schon vor der Pandemie Teil des Bürokonzepts gewesen.

Neues Office-Konzept von Siemens

Viele neue Standorte wie der Campus wurden entsprechend dem sogenannten „Siemens Office“-Konzept eingerichtet - ohne „eigene“ Schreibtische. Man bucht sich täglich einen Platz zum Arbeiten, die benötigten Arbeitsutensilien befinden sich im Rollcontainer. In den Büros gibt es verschiedene Zonen wie Think-Tanks, Kreativ-Räume und Ruhezonen, in denen je nach Anforderung gearbeitet werden kann.

Dienstreisen für interne Treffen will Siemens weiterhin so weit wie möglich durch virtuelle Meetings ersetzen. Allerdings müssten Mitarbeiter vor Ort sein, wenn Kunden in aller Welt aber ein Problem haben und Rat und Tat gefragt sind. Auch dabei gelten die notwendigen Schutzmaßnamen.

Bei Siemens, so fasst Bernhard Lott zusammen, sei "von einer langsamen Rückkehr ins Büro derzeit noch nicht die Rede, solange die Pandemie noch nicht überwunden ist."

FAU: Homeoffice auf Wunsch

Die Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) handelt als Arbeitgeber ähnlich wie viele große Unternehmen. Sprecherin Deborah Pirchner erläutert, nach wie vor gelte an bayerischen Universitäten, dass den Beschäftigten auf Wunsch Homeoffice zu gewähren ist. Voraussetzung dafür sei, dass der ordnungsgemäße Dienstbetrieb dies zulasse, die technischen Möglichkeiten für Homeoffice bestehen und der Datenschutz gewährleistet werde. Zahlen, die zeigen welcher Teil der Belegschaft wieder komplett in Präsenz arbeitet, liegen der FAU nicht vor.

Zum Wintersemester können Studierende - hier das Kollegienhaus in Erlangen - mit Corona-Schutzmaßnahmen wieder in die Präsenzlehre zurückkehren. 

Zum Wintersemester können Studierende - hier das Kollegienhaus in Erlangen - mit Corona-Schutzmaßnahmen wieder in die Präsenzlehre zurückkehren.  © FAU/Erich Malter

Die Mitarbeiter würden das Angebot für Telearbeit aus Gründen der flexiblen Arbeitszeit und kurzen Wege schätzen. Allerdings gehe es bei der Arbeit vom Büro aus "auch um die soziale Komponente. Für viele ist deutlich geworden, wie wichtig dieser persönliche Austausch ist."

Dienstreisen möglich, wenn nicht virtuell

In Ausnahmefällen, beispielsweise bei Aufgaben mit möglicher Unterschreitung des Mindestabstands oder bei Risikopersonen, sind FFP2-Masken zu tragen. Dienst- und Fortbildungsreisen sind möglich, wenn sie nicht durch ein virtuelles Format ersetzbar sind.

Das Arbeitszimmer des Präsidenten der Friedrich-Alexander-Universität im ersten Stock des Erlanger Schlosses.

Das Arbeitszimmer des Präsidenten der Friedrich-Alexander-Universität im ersten Stock des Erlanger Schlosses. © Harald Sippel, NN

Darüber hinaus gelten für Studierende eine ganze Reihe von Regelungen, damit sie im Wintersemester auf den Campus zurückkehren können. Dazu gehören die Maskenpflicht, die Kontaktdatenerfassung sowie die 3G-Regel bei einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 35.

Als Lehre aus der Pandemie zieht die FAU mit ihrer Sprecherin auch dies: "Dass eine deutlich vielfältigere Arbeitswelt der Alltag werden wird, in der es vielleicht nicht mehr ganz so wichtig ist, an welchem Ort jemand arbeitet, sondern noch mehr auf das Ergebnis geachtet wird."

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