Alois Schloder in Erlangen: Ein Leben für den Sport

17.2.2020, 19:00 Uhr
Alois Schloder in Erlangen: Ein Leben für den Sport

© Foto: Edgar Pfrogner

Es war keine Aktion aus purer Liebe, eher aus einem tiefen Sinn für Gerechtigkeit heraus. Alois Schloder legte sich einst mit dem Trainer der Deutschen Nationalmannschaft an. Einige Spieler durften bei der WM in Prag ihre Frauen mit ins Hotel nehmen, andere nicht. "Das geht nicht", sagt Schloder heute immer noch, auch wenn der Streit sein Aus in der Nationalmannschaft bedeutete. Viele Jahre war er ihr Kapitän gewesen. Als solcher war er auch unbequem. "Ich schiebe Probleme nicht auf die lange Bank." Alois Schloder war immer jemand, der anpackte. Ähnlich wie Wolfgang Beck, der Ehrenpräsident des TV 1848 Erlangen.

Beck ist nicht der Typ, sich drei Stunden feiern zu lassen

Auch dank ihm läuft es beim Turnverein aktuell gut. Die Mitgliederzahl steigt, neue Projekte wie die Ballschule für Kinder boomen, dazu sind genügend Geld und Förderung da, um in die Infrastruktur zu investieren. Beim Jahresempfang gestern in der Jahnhalle gab es also viel Positives. Doch Beck ist nicht der Typ, sich dafür drei Stunden feiern zu lassen.

Stattdessen nutzte er die Gelegenheit, um einen Freund, die Eishockey-Legende Alois Schloder, einzuladen und den Erlanger Sport-Funktionären vor die Nase zu setzen. Der Niederbayer hatte einige Anekdoten aus seiner Zeit als Nationalspieler mitgebracht. Aber auch ein paar Tipps, wie man aus einer mittelgroßen Stadt wie Landshut, seiner Heimat, eine veritable Sport-Stadt machen kann.

Hören konnten das nicht mehr alle Anwesenden, das Mittagsbuffet war bereits eröffnet, als Schloder doch noch ein wenig über Sportpolitik sprach. 33 Jahre lang war er Leiter des Landshuter Sportamts. In dieser Zeit hat er unter anderem 17 Halleneinheiten und ein zusätzliches Eisstadion gebaut. Wolfgang Beck respektiert Schloder nicht nur wegen dessen sportlicher Erfolge, sondern vor allem auch wegen der Erfolge für den Sport vor Ort.

"Sport macht aus einem jungen Menschen einen guten Menschen"

Um den Sport voran zu bringen, brauche man allerdings auch einen Oberbürgermeister, der "voll hinter einem steht", sagt Schloder. Er hatte das. Aktuell aber sieht der 72-Jährige die Gefahr, dass gute Ideen von Kommunalpolitikern "zerredet" werden. Dabei sei es wichtig, dass "Entscheidungen getroffen werden". Dazu brauche es auch in der Verwaltung engagierte Mitarbeiter. "Ich war immer für die Leute da, die für die Vereine ehrenamtlich tätig sind." Selbst nach Feierabend. Dazu wollte Schloder so exakt wie möglich sein. Er wusste, dass es sich lohnt.

"Es fängt schon bei den Kindern an. Im Sportverein sind sie gut aufgehoben. Die Kinder bewegen sich ja viel zu wenig." Natürlich könne nicht jeder immer Leistungssport machen. "Aber in der schwierigen Phase zwischen zwölf und 17 Jahren sind Jugendliche durch den Sport in einer Gemeinschaft verankert, sie lernen Disziplin, Pünktlichkeit und für den anderen da zu sein. So macht der Sport aus einem jungen Menschen einen guten Menschen."

Deshalb müsse man den Sport und auch die Ehrenamtlichen in den Vereinen fördern. "Entscheidend ist, dass es im Rathaus Leute gibt, die das mit Herzblut machen." Die Vielfalt des Sportangebots werde dabei immer wichtiger. Hier sollten Vereine "mit der Zeit gehen" und sich Trends öffnen.

Auch Werbung für die Stadt

Auch eine Kommune bringe die Sportförderung weiter. "Wenn Sie über Jahrzehnte als Stadt Werbung machen, kostet das auch viel Geld." Erfolgreicher Sport helfe, damit Leute einen Ort mit positiv besetzten Personen verbindet. "Hört man ,Kühnhackl‘, denkt man an Landshut und Eishockey", sagt Schloder. Erich Kühnhackl spielte ebenfalls für den EV Landshut, der ehemalige Trainer der Nationalmannschaft wurde zum "Deutschen Eishockeyspieler des Jahrhunderts" gewählt. Mittlerweile wohnen beide Legenden direkt nebeneinander.

Die Gartengrundstücke in Landshut trennt nur ein Swimmingpool. Schloder lotste Kühnhackl 1979 nach Niederbayern. "Mir war klar, ich brauche ihn, wenn wir noch einmal Deutscher Meister werden wollen." 1983 war es soweit. Da waren beide längst Nachbarn. Schloder ist zufrieden: "Wenn ich in meinem Garten liege und weiß: Das Haus ist bezahlt, meiner Familie, meinen Kindern geht es gut: Was will man denn mehr?" Seine Frau darf jetzt schließlich auch immer mit übernachten.

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