Ärger in Erlangen: Wilder Abfall macht der Stadt zu schaffen

13.11.2019, 06:00 Uhr
Ärger in Erlangen: Wilder Abfall macht der Stadt zu schaffen

© Klaus-Dieter Schreiter

Besonders betroffen ist die Innenstadt, die eigentlich ein Schmuckstück für auswärtige Besucher darstellen sollte. Mindestens zweimal am Tag müssen die städtischen Mitarbeiter ausrücken, um die Straßenzüge in der City vom Unrat zu befreien.

Das Absurde: Die an vielen Orten aufgestellten Abfallkörbe werden oft nicht genutzt, selbst wenn in ihnen noch reichlich Platz ist. Lieber dreht sich der Umweltsünder kurz um, ob ihn jemand beobachtet, und wirft dann seine Fast-Food-Schachtel, den lästigen Getränkekarton oder die leer gefutterte Knabbertüte einfach zur Seite.

Darunter leiden vor allem die Grünanlagen beispielsweise am Bohlenplatz oder die öffentlichen Grillplätze wie am Bürgermeistersteg. Existieren zwischen den Häusern Ecken, die schwer einzusehen sind, werden auch diese gern genutzt, um auf die Schnelle eine sperrige Verpackung oder anderen Müll loszuwerden.

Aber nicht nur das Zentrum von Erlangen, sondern auch der Außenbereich, der eigentlich der Naherholung dienen sollte, ist betroffen. Wenn in den Wäldern, auf den Wegen und Feldern Glasflaschen zerschlagen oder spitze und scharfkantige Metallgegenstände "entsorgt" werden, entsteht auch für Tiere dadurch zusätzlich die Gefahr, sich zu verletzten.

Vom Safe bis zum Ghettoblaster

Zum Glück gibt es jedoch auch zahlreiche Bürger mit einer anderen Einstellung. Erst vor Kurzem schwärmten 4366 ehrenamtliche Reinigungskräfte aus und sammelten insgesamt über zweieinhalb Tonnen Müll vom Autoreifen bis zum kaputten Ghettoblaster. Zu dem gemeinnützigen Streifzug hatten 29 Schulen, 15 Vereine und vier kirchliche Organisationen aufgerufen.

Immer wieder entlasten solche Aktionen die Arbeiter des städtischen Betriebshofs nicht nur symbolisch. Dabei sind auch ungewöhnliche Funde zu verzeichnen — darunter vor einigen Jahren sogar ein Safe. Ob sich ein Bankräuber von ihm getrennt hatte, um zügig mit dem Inhalt zu türmen, ist bis heute nicht geklärt.

Wertstoff-Container werden missbraucht

Anno 1998 war die Lage umgekehrt. Einer der Sammler traute seinen Augen nicht, als er auf Schmuck im Wert von 33 000 Euro stieß. Dieser stammte von einem Einbruch und wurde der Polizei übergeben. Vermutlich hatte es der Verbrecher mit der Angst zu tun bekommen und seine Beute rasch versteckt.

Geknackte Geld- und Zigarettenautomaten tauchen unter den Fundstücken öfters auf. Fast schon Standard sind Sofas, Tische, Kühlschränke, Spülmaschinen, Fliesen oder Elektroleitungen. Ein bedenklicher Trend ist, dass zunehmend Wertstoff-Container zur Beseitigung von Sperrmüll missbraucht werden.

Müllvermeidung im Vordergrund

Seit vielen Jahren macht man sich bei der Stadtverwaltung Gedanken, wie sich die Belastungen sowohl durch achtlos weggeschmissenen Alltagsmüll als auch durch die illegale Entsorgung größerer und umweltgefährdender Gegenstände beziehungsweise Substanzen wenigstens eindämmen lässt. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf regelmäßigen Aufklärungskampagnen, um das Bewusstsein der Einwohner zu schärfen.

Das Umweltamt stellt hierbei nicht zuletzt die Müllvermeidung in den Vordergrund. Unterstützt hat es unter anderem die Einführung eines Pfandsystems, durch das die umstrittenen Coffee-to-go-Becher zurückgedrängt werden sollen. Und wer beim Einkaufen achtsam ist, entdeckt sicher auch Artikel, die ausnahmsweise nicht eingeschweißt sind.

Schon die Kinder sensibilisieren

Einen hohen Stellenwert räumt die Stadt der Umweltbildung ein, damit sich Kinder und Jugendliche schon früh daran gewöhnen, keinen Abfall dort zurückzulassen, wo er nicht hingehört. Dabei ist der Nachwuchs oft engagierter als so mancher Erwachsener, wie die Beteiligung an der Initiative "Saubere Stadt, sauberer Wald, saubere Gewässer" zeigt, die in der Hugenottenstadt mittlerweile eine über 50 Jahre alte Tradition hat.

Heiß debattiert wird zurzeit unter den Politikern und in der Bevölkerung, inwieweit höhere Bußgelder die Menge an wildem Müll reduzieren könnten. So prüfen die Vertreter der Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach momentan, ob sie einen entsprechenden Vorstoß bei der Bayerischen Staatsregierung unternehmen sollen. Im Gespräch ist, dass künftig auch das Wegwerfen einer Zigarettenkippe oder eines Kaugummis geahndet wird.

Bußgelder steigern sich

Gegenwärtig steigern sich die Bußgelder von 20 Euro für eine Zigarettenschachtel bis auf 320 Euro, wenn die Müllmenge über zwei Kilogramm wiegt. Allerdings müssen die Täter erst einmal geschnappt werden. Hierzu haben die Nachbarstädte Nürnberg und Fürth einen sogenannten Kommunalen Ordnungsdienst eingerichtet, der in Grünanlagen, auf Spielplätzen und in Friedhöfen darüber wacht, ob sich jeder an die Vorschriften hält.

Der hohe Personalaufwand, der damit verbunden ist, belastet freilich wiederum den Stadtsäckel, der von neuen Konzepten doch eher profitieren sollte. Aktuell läuft in der Metropolregion eine umfassende Untersuchung, in welchem Verhältnis Kosten und Nutzen bei der Einführung eines derartigen Kontrolltrupps stehen. Das Ergebnis dieser Erhebung will die Stadt Erlangen erst abwarten, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

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