Uniklinik-Pflegekräfte reagieren auf Bericht

Ärger über Corona-Prämie II: Es melden sich immer mehr zu Wort

18.6.2021, 12:30 Uhr
Die Behandlung und Betreuung von Covid-Patienten bringt und brachte Pflege- und medizinisches Personal oftmals ans Limit. 

© Jens Büttner, dpa Die Behandlung und Betreuung von Covid-Patienten bringt und brachte Pflege- und medizinisches Personal oftmals ans Limit. 

Der Bericht hat wohl etlichen Pflege- und Intensivpflegekräften aus der Seele gesprochen, denn die Reaktionen darauf ließen nicht lange auf sich warten.

In einer Mail hatten Mitarbeitende des Universitätsklinikums Erlangen (UKER), die unmittelbar oder zumindest doch sehr nah mit der Behandlung von Covid-19-Patienten betraut waren und sind, sich an dieses Medienhaus gewandt: Die Verteilung der Corona-Prämie II, so kritisierten sie, sei nicht gerecht.

Zusatzleistung für 5225 Mitarbeitende

Denn es bekämen mit dem Juni-Gehalt nicht nur jene Zusatzvergütungen, die mit Corona-Patienten wirklich eine größere Belastung hatten, sondern fast alle. Nur das wissenschaftliche Personal, also Ärztinnen und Ärzte, ist von der Gratifikation ausgeschlossen. Von insgesamt rund 8500 Beschäftigten aber erhalten 5225 Mitarbeitende die Corona-Prämie II ausbezahlt.

Das finden nicht nur die Verfasserinnen und Verfasser des Schreibens, über das diese Redaktion berichtet hatte, nicht gut.

Eine Person zum Beispiel, die ebenfalls in der Pflege tätig ist, nennt die festgeschriebene Kappung der Gewährung der Corona-Prämie II ab der Entgeltgruppe 12 TV-L "willkürlich und bar jedweder Grundlage". Zudem sollten auch Ärztinnen und Ärzten die Prämie zustehen.

Eine andere Person etwa, die gleichfalls in der Pflege tätig ist und sich im Nachgang der Berichterstattung ebenfalls ................, sieht den Fehler im System: "Unsere PolitikerInnen machen Beschlüsse, die so kurzfristig abgeschlossen werden, dass sie NeiderInnen auf den Plan rufen ... leider."

Die Bundesregierung stellt für die sogenannte Corona-Prämie II insgesamt 450 Millionen Euro für Pflegekräfte aus rund 1000 Krankenhäusern zur Verfügung. Anspruch auf diese Sonderleistung haben zugelassene Kliniken, die 2020 durch die voll- oder teilstationäre Behandlung von mit dem Coronavirus infizierten Patienten besonders belastet waren.

Für die Pflegekraft, die sich als Reaktion zu Wort gemeldet hat, ist das daher "gut gemeint, aber schlecht geplant." Das führe zur "Spaltung".

Kritiker würden die Corona-Prämie daher auch nur "Personalspaltungsprämie" nennen, berichtet die Person.

Personalrat spricht von "unfairer Verteilung"

Der Personalrat selbst hatte in einem Schreiben an die Mitarbeitenden sein Einvernehmen mit dem Vorschlag zum Auszahlungsmodus des Universitätsklinikums bekundet, zugleich aber von einer "aus seiner Sicht unfairen Verteilung" gesprochen und es bedauert, dass der Klinikumsvorstand sich über seine Vorschläge hinwegsetze und sich für die gleiche Verteilung wie bereits im Dezember 2020 zur "Corona-Prämie II" entschieden habe.

Ganz bewusst entschieden hat sich eine weitere Person - und zwar für einen Einsatz auf einer Covid-Station im Erlanger Uni-Klinikum. "Ich meldete mich freiwillig, weil ich mitbekommen habe, dass die meisten Kolleginnen Angst davor haben zu erkranken, was auch menschlich ist", schreibt die Pflegekraft an diese Redaktion. Unter denen, die mit auf der Isolierstation gearbeitet hätten, seien die meisten "verpflichtet", also unfreiwillig, dort gewesen. Aber jeder habe sich sehr bemüht, "denn es war Hölle auf Erden".

Fast jeden Tag sei ein Patient verstorben. "Viele meiner Kolleginnen und Kollegen wurden selbst krank", so die Pflegekraft weiter. Sie selbst, berichtet die Person weiter, sei "sehr glücklich" gewesen auf ihre Station zurückkehren zu dürfen. Sie wisse jetzt, welche Arbeit auf Covid-Stationen geleistet werde.

Das Schreiben beendet sie mit ihrem Fazit: "Menschen, die sich teilweise vor Arbeit gedrückt haben, bekommen die gleiche oder sogar mehr Prämie, weil sie in Ganztag-Jobs tätig sind als diejenigen, die ihr Leben riskiert haben ... Ich würde gern auf meine paar Pfennige Prämie verzichten, obwohl ich auch dabei war, um unsere Ärzte in Intensivstationen zu unterstützen. Stattdessen bekommen es Leute, denen meiner Meinung nach es überhaupt nicht zusteht. Das macht mich traurig."

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