Auch ohne Corona: Wie groß muss eine Schule sein?

20.10.2020, 18:30 Uhr
Auch ohne Corona: Wie groß muss eine Schule sein?

© Arne Dedert

Allenthalben hört man im Zusammenhang mit Corona-Schutzmaßnahmen: Wenn genügend Abstand gewährleistet werden kann. Gerade in der aktuellen Diskussion um die gesundheitliche Sicherheit von Schülern taucht der Begriff "Abstand" häufig auf.

Daraus lassen sich auch ohne Corona Fragen ableiten: Wie groß müssen Schulhaus und die Klassenzimmer sein? Wie viel Raum braucht jeder Schüler?

Heute liegt Klassenstärke bei unter 30 

Letzterer Aspekt hat sich im Laufe der Zeit entscheidend geändert, weil früher Schulen für Klassen mit 30 bis eher 40 Schülern gebaut wurden. Und heute liegt die durchschnittliche Klassenstärke bei unter 30. So sagte die frühere Bürgermeisterin von Spardorf, Birgit Herbst, über die Pläne zum Schulhausneubau: "Es ist sicher, dass die einzelnen Klassenzimmer nicht mehr so groß sein werden."

Das vorhandene Schulhaus mit seinen vier Klassenzimmern ist 60 Jahre alt. Dafür ist den Planentwürfen für einen Neubau zu entnehmen, dass zusätzlich kleinere Räume für Gruppen – sei es für Teile einer Klasse oder in der nachmittäglichen Betreuung – entstehen werden.

Ein maßgebliches Kriterium für den Schulhausneubau ist das "abstrakte Raumprogramm". Der frühere Schulamtsleiter von Forchheim, Gerhard Koller, der die Gemeinden Neunkirchen und Spardorf im Hinblick auf Ganztagspädagogik begleitet, erläutert: Hinter dem Begriff verbirgt sich, wie viele Schulräume das Kultusministerium bewilligt.

Die entsprechende Genehmigung erteilt die Regierung. Sie errechnet aus der bekannten Schülerzahl beziehungsweise der Kinder, die schon geboren sind, wie viele Klassen gebildet werden müssen.

Daraus wird abgeleitet, wie viele Quadratmeter gefördert werden: die eigentlichen Unterrichtsräume, aber auch die Flure, Treppen und Sanitäreinrichtungen sowie Neben- und Verwaltungsräume. Das abstrakte Raumprogramm ist aber keine absolute Grenze für eine Gemeinde. Sie darf durchaus größer bauen, erhält aber für die Mehrflächen keine staatlichen Zuschüsse.

Knackpunkt: Zu erwartende Neubaugebiete 

Auf dieser Basis kann allenfalls sechs bis acht Jahre in die Zukunft geschaut werden. Ein Knackpunkt dabei sind zu erwartende Neubaugebiete und damit der Zuzug von Familien. "Je näher deren Fertigstellung liegt, desto leichter sind Zunahmen einzurechnen", sagt Koller.

Eine solche Situation liegt in Spardorf vor. Auf dem Gelände der früheren Ziegelei soll im nördlichen Teil Wohnbebauung für Familien entstehen. Derzeit sind nur die Einkaufsmöglichkeiten im Süden fertig gestellt und anschließend sind Gebäuderiegel im Bau, in denen vor allem kleine Wohnungen für Studenten und medizinisches Personal sowie Senioren entstehen sollen.

Schulhaus soll Jahrzehnte Funktion erfüllen

Da ein Schulhaus etliche Jahrzehnte seine Funktion erfüllen soll, hat Spardorf in seinem Förderantrag diese Fakten aufgeführt. Trotz langer Verhandlungen blieb aber die Regierung dabei, dass der Ort in nächster Zeit wie bisher nur sechs Klassen haben werde.

Dennoch beschloss der Gemeinderat eine Schule für acht Klassen zu bauen; man nahm auf sich, dass die Kommune – zumindest vorerst – zwei bis drei Millionen Euro Mehrkosten aus eigener Kraft schultern muss. In Spardorf heißt das, dass die hohen Rücklagen aufgebraucht werden müssen.

Etwas anders ist die Situation in Neunkirchen. Dass die neue Schule vierzügig sein muss, wurde noch von niemandem bestritten. Dort wurde bereits eine vierte Eingangsklasse eingerichtet, die Zahl der Kinder ist steigend und ein großes Wohngebiet, das Hemmerlein-Gelände, soll alsbald bebaut werden.

Aber im alten Schulhaus ist auch die örtliche Musikschule und die Jugend- und Trachtenkapelle untergebracht. Das soll aus Synergiegründen auch beibehalten werden. Die jungen Musiker benötigen aber als großes Ensemble auch einen großen Probenraum. Der ist nicht im abstrakten Raumprogramm enthalten.

Überschlägig muss die Marktgemeinde rund 250 Quadratmeter vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren. Bislang wurden im Rat und in der Bevölkerung noch keine Stimmen laut, dass man sich damit wirtschaftlich übernehme. Noch dazu, weil die Kommune das potenzielle Ersatzgrundstück für einen Schulhausneubau in der Nähe der Mittelschule veräußern will.

Neubau im Osten Baiersdorfs

In Baiersdorf sind die Überlegungen noch nicht soweit. Erst vor Kurzem beschloss der Stadtrat, eine neue Schule im Osten neben der Mittelschule zu bauen. Bei den Planmodellen, ob das Gelände ausreichend sei, achteten deshalb die Architekten darauf, dass eine vierzügige Schule Platz hat, gleich ob sie heute schon so groß gebaut oder erst in Zukunft erweitert wird.

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