Auf der Siemens-Campus-Baustelle tut sich etwas

3.3.2018, 14:05 Uhr
Auf der Siemens-Campus-Baustelle tut sich etwas

© Foto: Harald Sippel

Die ersten Mauern stehen auf dem Gelände westlich der Günther-Scharowsky-Straße in Erlangen. Aus den anfangs zwei sind nun bereits fünf Kräne geworden, die hier ihre Runden drehen. Einsam ragt ein Treppenhaus auf der Großbaustelle heraus und konkurriert mit den surrenden Kränen. So hoch soll es einmal hinausgehen, heißt es bei einem Spaziergang über das Campus-Gelände.

"Quadratisch, praktisch, grün" hatte unlängst die Süddeutsche Zeitung den Entwurf des Architekturbüros KSP charakterisiert. Tatsächlich kommt der Campus zwischen den geplanten Bau-Modulen reichlich "bewaldet" daher – jedenfalls auf der Computergrafik, die Thomas Braun, General Manager des Siemens Campus Erlangen, jüngst präsentierte. "Wir wollen einen grünen Campus", erläuterte Braun.

Und einen offenen. Das aber ist geradezu revolutionär, hatte sich doch Siemens in den zurückliegenden vier Jahrzehnten im Süden Erlangens regelrecht verbarrikadiert. Unberechtigt und ohne Personenkontrolle kam niemand auf das Forschungsgelände. Ein Hochsicherheitstrakt. Jetzt soll ein lebendiger Stadtteil entstehen, von dem Siemens, die Mitarbeiter und die Erlanger Bürger gleichermaßen profitieren sollen. "Menschen werden sich in Restaurants und Cafés treffen, sie werden sich austauschen und zusammenfinden. So wird ein hoch kommunikatives Arbeitsumfeld entstehen", schwärmt Thomas Braun.

Bei der äußeren Gestaltung greift man auf die weltweiten Siemens Standards zurück. Der Erlanger Campus wird demnach überwiegend in Weiß gehalten. Das Ganze wird "sehr hell und freundlich" wirken – ein "lebendiger Standort" eben. Das Bau-Modul 1 ist bereits im Werden. Bis 2020 sollen dort die acht geplanten Bürogebäude und drei Parkhäuser emporwachsen und später rund 7000 Hightech-Arbeitsplätze vom Feinsten bieten.

Abriss beginnt im Herbst

Noch im Herbst dieses Jahres beginnen die Abrissarbeiten für das zweite Bau-Modul. Im Frühjahr 2019 starten dann die ersten Hochbauarbeiten, die laut Plan bis 2023 abgeschlossen sein werden. Ähnlich wie Modul 1 umfasst der zweite Campus-Bereich acht Bürogebäude sowie drei Parkhäuser mit über 2600 Stellplätzen. Die Zahl der Arbeitsplätze dort wird ebenfalls bei rund 7000 liegen. Im Bereich des Siemens Campus Modul 3 sollen dann verschieden große Bürogebäude, ein Labor-, Forschungs- und Bürogebäude, ein Hotel sowie ebenfalls ein Parkhaus entstehen.

Auch wenn sich Siemens in Erlangen besonders grün gibt, zeigt doch die Zahl von rund 7000 Parkplätzen, dass man nicht ernsthaft vorhat, den Individualverkehr aus dem Gelände zu drängen, obwohl Alternativen vorhanden sind, wie zum Beispiel der S-Bahn-Halt westlich des Campus an der Paul-Gossen-Straße. Eine Erschließung des Campus-Geländes durch die Stadt-Umland-Bahn hat Siemens kategorisch abgelehnt.

Von den Bestandsbauten wird auf dem Areal lediglich das Plasma-Physikgebäude stehen bleiben, nachdem dieses unter Denkmalschutz steht. Benannt ist das noch immer modern wirkende Gebäude nach dem Architekten Hans Maurer. Aus Maurers Feder stammt auch der Entwurf für den sogenannten Glaspalast, ein markantes Erlanger Hochhaus an der Kreuzung Werner-von-Siemens-Straße/Ecke Mozartstraße.

Ein ähnlich prägendes Bauwerk wie der Glaspalast und der gegenüberliegende Himbeerpalast oder auch der Siemens-Bau am Wittelsbacher Platz in München wird es auf dem Siemens-Campus in Erlangen nicht geben. "Wir brauchen diesen Pflock nicht, und haben auch gar nicht das Bedürfnis danach", so Braun. Denn es sei einfach nicht das "richtige Signal, auf andere runter zu schauen".

Offene und attraktive Bürostrukturen

Der Campus wird nicht allein ein neuer Stadtteil mit Gebäuden, die allesamt hochmodern ausstaffiert sind. Auch die gesamte Arbeitswelt wird sich gründlich verändern. Braun spricht dabei von einer Reduzierung der Hierarchie-Ebenen, von Vorgesetzten, die im "Open Space" neben ihren Mitarbeitern sitzen, von neuen, offenen und attraktiven Bürostrukturen, wie sie auch weltweit immer weiter forciert werden.

Einen Eindruck dieser neuen Arbeitswelten vermittelt das neue Ausbildungszentrum der Siemens Professional Education (SPE), das im Mai 2017 eingeweiht wurde, und ein erster Baustein des künftigen Siemens Campus ist. Der fünfgeschossige SPE-Neubau bietet auf 10 000 Quadratmetern Werkstätten, Labore, Seminar- und Multifunktionsräume für die rund 1200 Auszubildenden und dual Studierenden, die ihre Ausbildung bei Siemens in Erlangen durchlaufen. Er steht im südlichen Bereich des Campus.

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