"Typischer Trunkenheitsfall"

Auto kracht in Anti-Terror-Absperrung: Polizei widerspricht Gerücht

14.6.2022, 14:58 Uhr
Ein PKW ist Montagnacht nach Ende der Erlanger Bergkirchweih in eine Betonsperre gerast.

© Torsten Hanspach, no credit Ein PKW ist Montagnacht nach Ende der Erlanger Bergkirchweih in eine Betonsperre gerast.

In der Nacht auf Dienstag gegen 0.30 Uhr fuhr ein Auto aus dem Kreis Erlangen-Höchstadt mit hoher Geschwindigkeit in Erlangen durch die Neue Straße in Richtung Martin-Luther-Platz. Zu dieser Zeit tummelten sich dort und in der Hauptstraße noch zahlreiche Besucher der Bergkirchweih, die nach Ende des letzten Abends in die Innenstadt geströmt waren.

Während dieser Zeit sind Hauptstraße und Martin-Luther-Platzes für den Verkehr gesperrt. Zur Sicherheit wurden tonnenschwere Betonblöcke als Sicherheitssperren aufgestellt, die durch massive Stahlseile verbunden sind.

Sicherheitsdienstmitarbeiter hatten nach Polizeiangaben kurz nach Mitternacht das Stahlseil zwischen der Betonsperre aufgemacht, um einen Notarztwagen durchzulassen. Der betrunkene Autofahrer war demnach hinterhergefahren und hatte dann das wieder geschlossene Seil übersehen. Einer der Sicherheitsleute bemerkte den Wagen und gab dem Fahrer ein Zeichen anzuhalten. Dann krachte der Wagen in das Hindernis.

Der Wagen hat die tonnenschweren Blöcke zwar umgerissen, doch das dicke Stahlseil hat gehalten. Es hält auch noch, als Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr eintreffen und mit der Rettung des Fahrers beginnen, der sich bei dem Aufprall verletzt hat. Da die Türen des Autos durch die Barrieren und das Seil blockiert sind, wird der Patient über die Heckklappe aus dem Wagen befreit und von Notarzt und Sanitätern ins Krankenhaus gebracht.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei handelt es sich bei dem Unfall nicht um einen Anschlag - der Fahrer krachte wegen seines hohen Alkoholpegels in die Absperrung. Ein Atemalkoholtest ergab den Ermittlern zufolge mehr als ein Promille. Am Pkw und der Absperrung ist nach ersten Schätzung ein Sachschaden von etwa 15.000 Euro entstanden.

Gerüchte bei Facebook

Im sozialen Netzwerk Facebook machten schnell Gerüchte die Runde, der Fahrer sei mit etwa 100 km/h in die Sperre gerast. Dem tritt Ralf Rupp, Leiter der Ermittlungsgruppe der Erlanger Polizei, entgegen: "So schnell war er definitiv nicht." Für eine deutlich niedrigere Geschwindigkeit spreche, dass der Fahrer bereits 200 Meter vorher eine erste Sperre passieren musste - hier war die Fahrspur durch einen Barke verengt.

Wie schnell der Mann tatsächlich unterwegs war, werde wahrscheinlich nicht mehr ermittelt, so Rupp. Bei solchen Unfällen ohne Schwerverletzte oder noch Schlimmerem werde in der Regel kein Sachverständiger eingesetzt.

Schnittwunden an der Hand

Laut Rupp handelt es sich bei dem Vorfall um einen "typischen Trunkenheitsunfall". Genau hierfür sei die Sperre eben auch vorhanden: "Es gibt sie nicht nur, um Terroranschläge zu verhindern, sondern auch, damit niemand betrunken mit dem Fahrzeug durchfahren kann. Deshalb sprechen wir bei der Polizei auch nicht von einer Anti-Terror-Sperre, sondern von einer massiven Verkehrssperre."

Der Fahrer kam glimpflich davon, er zog sich lediglich Schnittwunden an der Hand zu. Die Betonsperren waren heuer zum ersten Mal im Rahmen der Bergkirchweih aufgebaut. Rupp hält es für möglich, dass der Unfall kein allgemeines Ereignis bleibt - man müsse davon ausgehen, dass es immer wieder betrunkene Fahrer geben wird, die gegen das Hindernis fahren.


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