Azubis steckten den Brandinspektor in einen Gitterkäfig

6.5.2019, 16:25 Uhr

Was war jetzt das? Sollte das ein Scherz gewesen sein, eine "lustige" Aktion zum Abschluss, ein Dummer-Junge-Streich unter Männern?

Fest steht, dass einige Teilnehmer eines Feuerwehrlehrgangs im April 2017 am Ende ihrer mehrmonatigen Ausbildung ihrem Lehrgangsleiter, einem 50-jährigen Erlanger Brandinspektor, eine besondere "Verabschiedung" zuteil werden ließen: Sie steckten diesen in einen Gitterkäfig und besprühten ihn von oben bis unten mit Löschschaum. Der dergestalt Traktierte bekam Panik, erlitt eine massive Atemnot und Hautreizungen.

Noch immer in psychotherapeutischer Behandlung

Die weiteren Folgen dieser unbedachten Tat waren ebenfalls nicht unerheblich: Der Geschädigte war daraufhin acht Monate krankgeschrieben und befindet sich bis zum heutigen Tag in psychotherapeutischer Behandlung.

Vor Richterin Birgit Griem mussten sich nun am Amtsgericht Erlangen zwei Angeklagte wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung verantworten: ein aus Lonnerstadt stammender 56-jähriger Ausbilder bei der Feuerwehr Fürth sowie ein 29-jähriger damaliger Anwärter. Die übrigen "Azubis" hatten bereits im Vorfeld eine gerichtliche Einstellung gegen eine Geldauflage akzeptiert.

Angefangen hatte ja noch alles ganz normal und friedlich: Der Grundlehrgang für die Feuerwehranwärter, abgehalten bis dahin in Fürth, verlief ohne besondere Vorkommnisse. Schlussendlich ging’s am Mittag des 17. April 2017 in die Nachbarstadt Erlangen zur Löschschaum-Ausbildung.

Vorwurf der Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung

Vorher hatte der Lonnerstädter Ausbilder den Kameraden noch in Fürth eine Power-Point-Präsentation gezeigt, mit Bildern, die zeigten, auf welche Weise man Lehrgangsleiter "verabschieden" könne, das sei durchaus üblich, bisher sei dabei auch nie was passiert, wie er über seine Anwältin mitteilen ließ. Genau aus diesem Grund handelte er sich aber den Vorwurf der Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung ein, denn seine Untergebenen gingen am Nachmittag zur Tat über.

Erst forderten sie den Erlanger Brandinspektor zum Mitkommen auf, zerrten auf dem Hof der Erlanger Feuerwehr an der Äußeren Brucker Straße an dem sich an einer Leiter Festhaltenden herum und sperrten ihn schließlich, nachdem er, wie er in der Verhandlung anmerkte, "den Widerstand eingestellt hatte", in den Käfig und verriegelten das Bügelschloss. Eine Schutzbrille für die Augen wurde ihm noch hereingereicht, und dann hieß es "Schaum marsch!". Wie heute üblich, wurde die Aktion auch gefilmt.

Lange Zeitspanne sorgte für große Erinnerungslücken

Als größtes Hindernis am ersten Tag der Hauptverhandlung erwies sich die lange Zeitspanne, die seit dem Ereignis verstrichen ist. Große Erinnerungslücken im Hinblick auf Einzelheiten taten sich sowohl bei den Zeugen als auch beim Geschädigten auf. Den Ablauf der Aktion minutiös zu rekapitulieren, stellte eine große Schwierigkeit dar. Nicht verwunderlich also, dass zwei weitere Verhandlungstage bereits angesetzt sind.