Bahn-Bau kein Wunschkonzert

31.7.2010, 00:00 Uhr
Bahn-Bau kein Wunschkonzert

© Bernd Böhner

Der Leiter der Infrastrukturplanung beim Nürnberger Verkehrsverbund (VGN), Dirk Domhardt, befürchtet, dass sich die „Ankunft“ der S-Bahn in Erlangen „um mindestens zwei Jahre“ verzögern wird, wenn sich Fürth (und in der Folge auch Erlangen) gegen die bestehenden Pläne der Bahn aussprechen und den Nahverkehr auf der alten Trasse fahren lassen wollen. Dabei sei die Trasse nach Erlangen und nach Forchheim „die S-Bahn-würdigste“ im ganzen Verkehrsverbund, weil hier die höchsten Fahrgastzahlen zu erreichen seien.

Auf wie groß der VGN das Potential Erlangens einschätzt ist auch daran sichtbar, dass Domhardt eine „Kannibalisierung“ der S-Bahn durch einen zusätzliche Stadtbahn nicht erkennen kann. Auf Nachfrage eines Ausschuss-Mitglieds räumte er mit der früher befürchteten Vorstellung auf, die S-Bahn könne einer Stadtbahn Fahrgäste wegnehmen oder umgekehrt. Domhardt: „Bei der Wirtschaftlichkeitsberechung der S-Bahn ist eine Stadtbahn bereits enthalten.“

Wenig Hoffnung will Reiner Gubitz, Planungsingenieur der DB-Projektbau-Niederlassung Nürnberg, den Erlangern beim „Komfort“ für die S-Bahnhöfe machen. Nicht alle könnten aus Kostengründen barrierefrei ausgebaut werden, und auch eine Planung, die spätere Korrekturen ermöglicht, sei kaum vorstellbar.

Auch die „tieferen“ Bahnunterführungen, die durch den Ausbau auf vier Gleise in Eltersdorf entstehen, will Gubitz nicht nach Wunsch ausbauen. Zwar hält er den Widerstand gegen nur vier Meter breite Unterführungen auf großer Länge für nachvollziehbar, ein breiterer Ausbau müsste jedoch finanziell zu Lasten der Stadt gehen — eine eher unwahrscheinliche Lösung angesichts der Erlanger Haushaltsprobleme und sehr unbefriedigend für den Grünen-Stadtrat Harald Bußmann, der sich auch mit dem Hinweis auf das Eisenbahn-Kreuzungsgesetz des Bundes nicht zufrieden geben will, „weil solche Unterführungen einfach zu eng sind und einen Begegnungsverkehr gar nicht zulassen“.

Da bislang noch unklar ist, wie die bestehende Strecke mit ihrer Erweiterung und dem aus Fürth kommenden Gütersverkehr entlang der Autobahn, zusammengefasst werden soll, haben sich die Stadträte erst einmal die Dimensionen klar machen lassen. So wäre eine Brücke über die bestehenden Gleise mindestens sieben Meter hoch, was einem zweistöckigen Wohnhaus entspricht.

Interessant wird es schließlich an der Nordausfahrt des Bahnhofs, wenn der Burgberg viergleisig angesteuert wird. Dann müssen auch die Brücken über die Münchener und die Dechsendorfer Straße verbreitert werden. Das wäre auch eine Chance für Verkehrsverbesserungen.