Bald soll in der Thalermühle in Erlangen gebraut werden
Weller-Bräu: Genossenschaft pflegt die "regionale Brautradition und das Brauhandwerk" - 30.08.2020 15:00 Uhr
Vorstand Martin Nagel ist stolz auf das Gasthaus samt der darüber liegenden Lagertanks. Eine Brauanlage fehlt aber immer noch.
28.08.2020 © Harald Hofmann
Die "aktive Pflege der regionalen Brautradition und des Brauhandwerks" sowie den Betrieb eines "gepflegten Brauhauses mit Gastronomie nahe der Erlanger Altstadt" sind nach Eigenauskunft die Anliegen der Brauerei Weller Erlangen EG. Im genossenschaftlichen Gast(brau)haus Thalermühle ist der Anspruch zur Institution geworden.
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Nur: Was immer noch fehlt, ist eine Brauanlage. Eine Stahlkonstruktion für Lagertanks im Gastraum ist immerhin schon vorhanden. Der Anbau für eine Brauanlage jedoch fehlt weiterhin, weshalb das Bier der Brauerei-Genossenschaft – die Traditionsmarken haben in Anspielung auf die einstige Erlanger Brauerei Weller die Namen "3x111" und "Jean Paul" – von der Brauerei Göller in Zeil am Main hergestellt wird. Nach eigenen Tests, aber auch nach Meinung führender Brauer in Erlangen "ein durchaus gutes Bier".
Noch wird das Bier in Zell am Main hergestellt.
28.08.2020 © Foto: Harald Hofmann
Als die Genossenschaft vor immerhin sieben Jahren ins Leben gerufen wurde, war der Gegenstand des Unternehmens so klar, wie es bis heute in der Satzung steht: Es ist "der Betrieb / die Verpachtung einer Brauerei mit den üblicherweise zusammenhängenden Geschäften, insbesondere der Handel mit Getränken, der Betrieb / die Verpachtung von Gaststätten und die Durchführung von Veranstaltungen".
Das "Bürgerbrauhaus mit Gaststätte", wie von Anfang an geplant, tat sich in der Folgezeit dann aber schwer, in die Puschen zu kommen: Interne Querelen (bis zum Ausstieg des Namengebers Hans Kurt Weller), noch nicht endgültig ausgestandene juristische Auseinandersetzungen um den Namen sowie eine lange Verweildauer auf einem letztlich nicht durchsetzbaren Baugrundstück (im Altstadtmarkt) verhinderten einen erfolgreichen Start der Genossenschaftsbrauerei.
Und dann kam auch noch die Corona-Pandemie hinzu, die in der heutigen Thalermühle einen vollen Gastraum und Biergarten verhindert. Mit der Folge von geringeren Erträgen aus dem Gastgeschäft, als der finanziell klammen Genossenschaft nötig täte.
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Hinzu komme noch, so beklagt es Vorstandsmitglied Achim von Flatow, dass das anfängliche Entwicklungstempo des Immobilienbesitzers der Thalermühle, des Fürther Immobilien-Entwicklers und Kaufmanns Philipp Streng, deutlich nachgelassen habe und Vorstandskollege und Braumeister Martin Nagel schon mangels erwähnter Raumnot nicht tätig werden könne. Abgesehen davon, dass die Kassen der Genossenschaft leer sind und an den Kauf einer Brauanlage derzeit nicht zu denken ist.
In der Erlanger Bierszene existiert längst der Witz "Alle schneller als der Weller" – neben der zweiten Neugründung einer Brauerei nach Steinbach waren bisher schon zwei weitere Brauer schneller.
Für die Anhänger einer Erlanger Bierkultur wie den Bierhistoriker Jochen Buchelt oder den Stadtarchivar Andreas Jakob (er war sogar Namensgeber für eine Bier-Sonderedition namens "Archivrat") bleibt der Anspruch, eine weitere Brauerei mit guten Bieren in Erlangen zu etablieren, von den derzeitigen Schwierigkeiten unberührt. Und in der Genossenschaft wird wohl weiter um solides Wirtschaften gerungen, damit es mit der Brauerei doch noch etwas wird.
PETER MILLIAN

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