Bauprojekt Schloss Marloffstein ist eine "Jahrhundert-Chance"

4.11.2020, 05:24 Uhr
Bauprojekt Schloss Marloffstein ist eine

© Klaus-Dieter Schreiter

Nachdem er und sein Auftraggeber Jürgen Friedsam während der jüngsten Gemeinderatssitzung nicht zu Wort gekommen waren – der Tagesordnungspunkt „Bebauungsplan Schloss Marloffstein“ war nach unangemessenen Zuhörerreaktionen durch einen Geschäftsordnungsantrag beendet worden –, legt er gegenüber den EN die Sachlage aus seiner Sicht dar.

Zunächst einmal, sagt er, sei er zutiefst „enttäuscht und verunsichert“ ob der „Pöbeleien“ auch durch Gemeinderäte während der Gemeinderatssitzung. Vor allem Christian Striegel (CSU) hatte gegen die Planungen gewettert und mit Kraftausdrücken gewaltig vom Leder gezogen. Auch sein Fraktionskollege Maximilian Paulus führte etliche Argumente – allerdings wohl formuliert – gegen die geplante Bebauung im Bereich des maroden Schlosses an. Tannenberg und sein Auftraggeber wollen trotzdem nicht aufgeben und haben dafür ihrer Meinung nach gute Argumente.

"Viele gute Argumente für das Bauprojekt"

Marloffstein würde eine „Jahrhundertchance“ vertun, wenn das Projekt nicht verwirklicht werde, meint Tannenberg. Zwar komme man „gegen eine Stänkerstimmung“ nur schwer an, aber es gebe viele gute Argumente für das Bauprojekt. Immerhin habe man mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz das Einvernehmen, dass der „Torso“ des Schlosses geheilt werden solle, und zwar durch „Rekonstruktion nach barockem Masterplan“. Im Landratsamt seien zudem die nachbarschützenden Belange vorgeprüft worden, auch in Bezug auf den Erhalt des Dorfcharakters.

Entwicklung der Gemeinde würde profitieren

Laut Tannenberg habe auch bereits eine Abstimmung mit dem Straßenbauamt stattgefunden. Die 56 Stellplätze seien laut Stellplatzsatzung für 22 Wohneinheiten und eine Ergopraxis ausreichend, die Erschließung erfolge geordnet auf eigenem Grund durch zwei Zufahrten ohne Straßenbauzusatzkosten für die Gemeinde. Auch der Kreisbrandrat habe nach einer Ortseinsicht mit Zufahrts- und Aufstellübung des großen Drehleiterfahrzeugs keine Bedenken. „Das vorgelegte Rettungszufahrts-, aufstell- und Anleiterkonzept des Brandschutzplanungsbüros ist vollumfänglich bestätigt worden“, sagt Tannenberg. Während der Gemeinderatssitzung hatte Gemeinderat Striegel genau das bestritten.

Der Architekt weist auch auf die Ortsentwicklung hin, die seiner Meinung nach durch das Schlossprojekt erheblich voran gebracht wird. Wie berichtet, hatte Bürgermeister Eduard Walz bereits die Befürchtung geäußert, dass die Gemeinde in absehbarer Zeit nicht mehr zu finanzieren sei, wenn jedwede Bebauung verhindert werde und dadurch dieEinwohnerzahl stagniere oder sinke.

Erschließung für 700.000 Euro

Der Architekt rechnet darum vor, dass durch die geplanten 22 Wohneinheiten mit mindestens 17 Kinderzimmern wieder mehr Bedarf für Kindergarten und Grundschule entstehen würde. Für eine Neubausiedlung mit 22 Einfamilienhäusern, vergleicht er, müsste die Gemeinde 12.000 Quadratmeter Baugrundstücke ausweisen und für die entsprechende Erschließung sorgen. Das würde die Gemeinde mindestens 700.000 Euro kosten, meint Tannenberg.

Zur Stauferzeit, weiß der ausgewiesene Denkmalschutz-Experte, sei das Schloss allein und als erstes im jetzigen Marloffstein gestanden, erst später seien einzelne Häuser hinzugekommen. „Das Schloss als wiederhergestellter Rundling ist der sinngebende Mittelpunkt des Ortes“, sagt er. Darum sei es nur logisch, dass man das Projekt auch realisiere. Tannenberg glaubt zudem, dass eine Ablehnung des Projekts durch den Gemeinderat einer rechtlichen Überprüfung wohl nicht standhalten würde. So weit aber wolle er derzeit noch nicht gehen.

KlAUS-DIETER SCHREITER