Bayreuther Corona-Mutante schreckt Höchstadter Infektiologen

27.1.2021, 10:55 Uhr
Bayreuther Corona-Mutante schreckt Höchstadter Infektiologen

© Ludìk Peøina, dpa

Die jüngste Entwicklung rund um die neue vermutlich weitaus ansteckendere Britische Corona-Variange in Bayreuth lässt auch den Ärztlichen Direktor des Kreiskrankenhauses St. Anna in Höchstadt aufhorchen: Der Chefarzt, selbst Infektiologe, hätte nicht damit gerechnet, dass die Mutante so schnell so nah kommen würde.

Nun aber, da in der Wagnerstadt die Mutation B.1.1.7 aus England erstmals bei einem Reiserückkehrer nachgewiesen wurde und das dortige Klinikum einen Aufnahmestopp verhängt hat, ist Grauer ein Jahr nach dem ersten Auftreten des herkömmlichen Sars-CoV-2-Virus erneut in Habachststellung.

Besprechung mit Ärztinnen und Ärzten

Noch am Dienstagabend (26. Januar) wollte der Mediziner seine Ärzte und Ärztinnen bei einer Besprechung über die Lage informieren. Schließlich besteht inzwischen bei elf von 30 getesteten Personen in Bayreuth — Stand Dienstagabend, 26. Januar — der Verdacht einer Mutation, bei zwei war es noch fraglich.

Bayreuther Corona-Mutante schreckt Höchstadter Infektiologen

© Matthias Kronau

Auch wenn die Ergebnisse noch nicht vorliegen, für Grauer ist so gut wie sicher. In wenigen Tagen werden die Kliniken in und um Bayreuth herum die Patientenversorgung nicht mehr leisten können und dann sind die Krankenhäuser in der weiteren Umgebung gefragt: Nürnberg, Erlangen und womöglich auch Höchstadt.

"Wenn noch so ein großes Haus kippt, wird es ganz problematisch" 

Denn die Klinikum Bayreuth GmbH mit ihren Standorten Klinikum und Hohe Warte hat mehr als 1000 Betten, erläutert der Mediziner, wenn die Einrichtung niemanden mehr aufnimmt, kommen die Patienten zunächst nach Hof und Coburg.

Doch die etwas komplizierteren Fälle werden dann nach Erlangen und Würzburg müssen. "Bayreuth kann man vielleicht noch kompensieren", sagt Grauer, "aber wenn noch so ein großes Haus kippt, wird es ganz problematisch". Zumal man ja derzeit in den Kliniken noch mit den ursprünglichen Corona-Fällen zu kämpft.

In Höchstadt selbst werden — ebenfalls Stand 26. Januar — fünf Corona-Patienten behandelt, zwei davon auf der Intensivstation. "Es wünscht sich hier keiner, dass es noch schlimmer wird", sagt der Experte. Deshalb werde man das Personal in St. Anna noch engmaschiger testen.

Impfungen laufen an 

Dass die vermutlich ansteckendere Mutante ausgerechnet in dem Moment auftritt, in dem die Impfungen anlaufen und es erste Hoffnung auf Entspannung gibt, macht auch den Ärztlichen Direktor ein wenig sprachlos. "Irgendwann, wenn mehr Menschen geimpft sind, wird es im Sommer hoffentlich deutlich besser", sagt er, "doch das, was wir jetzt sehen, ist erst einmal wieder besorgniserregend."

Einen Lichtschimmer erkennt Grauer: und zwar die Möglichkeiten der genaueren Virusbestimmung. Diese wichtige Unterscheidung zwischen dem alten und dem neuen Coronavirus sei nun auch in der Region möglich. Ob und wann die Mutante dann auch Höchstadt oder die nähere Umgebung erreicht, weiß Grauer nicht.

Doch für ihn ist klar: "Bayreuth ist schon um einiges näher als es Berlin war". Dort waren vor einigen Tagen vermehrt Fälle des neuen Virus aufgetreten. 

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