Beim Challenge Roth angetrieben vom großen Ziel

3.7.2018, 11:43 Uhr
Wollte unbedingt unter 8:30 Stunden bleiben: Bernd Hagen.

© André De Geare Wollte unbedingt unter 8:30 Stunden bleiben: Bernd Hagen.

Am Montag war der Papa ausnahmsweise als Erstes wach, zu Hause in Möhrendorf. "In der Nacht nach dem Challenge", sagt Bernd Hagen, "bin ich sehr aufgekratzt, da kann ich nicht richtig schlafen." Immer wieder fahren die 3,8 Kilometer Schwimmen, die 180 Kilometer Radfahren und die abschließenden 42,2 Kilometer Laufen wie ein Film noch einmal durch den Kopf; die Bilder von der Kanallände, der Asphalt, wie er auf dem Rad an einem vorbeifliegt, die Wellen, wie sie beim Schwimmen ins Gesicht klatschen. Und wie im Ziel dann die Frau und die kleine Tochter den Papa in die Arme schließen.

Beim Challenge Roth angetrieben vom großen Ziel

© F.: Zink

"Ich bin ganz zufrieden mit der Zeit", behauptet Bernd Hagen, beinahe hätte ihn wie im vergangenen Jahr ein Infekt kurzfristig am Start in Roth gehindert. Acht Stunden, 53 Minuten, 58 Sekunden hat er diesmal für den Langdistanz-Triathlon benötigt, nur vierzehn Athleten liefen einen schnelleren Marathon (2:57,43 Std.), er wurde 29. der Gesamtwertung. Aber es waren auch: Zwanzig Minuten mehr, als eingeplant waren. "Auf dem Rad bin ich nicht so recht in Schwung gekommen."

War es der Wind? Die Vorbereitung? Die Tagesform? Noch hat Bernd Hagen keine Antwort darauf, er weiß nur: "Ich kann schneller sein." Dabei treibt ihn seit Jahren ein großes Ziel an: 8:30 Stunden. Diese Zahl hatte er immer schon vor sich, wenn er sich nach der Arbeit bei einer Baiersdorfer Kunststofffirma ins Schwimmbad aufmachte, Laufen ging oder sich aufs Rad setzte, wo er schon einmal 200 Kilometer herunterspulte. "Nur erreicht habe ich die Zeit noch nicht", sagt Hagen, der am Freitag 44 wird.

Doch es ist nicht nur das Alter, das ihn immer weiter entfernt von seinem großen Ziel. Es sind auch die äußeren Umstände: Das Töchterchen ist jetzt zweieinhalb Jahre alt, "mit ihr Zeit zu verbringen ist schöner als auf dem Radsattel zu sitzen", sagt Hagen.

Bevor die Familie in sein Leben kam, Ehefrau Nicole Wahl, die er vor vier Jahren beim Erlanger Triathlon auf der Siegerehrung kennen lernte, war das noch anders. Die Prioritäten haben sich geändert: Zunächst startete Hagen noch mit seiner Nicole in Roth, dann qualifizierte er sich für Hawaii - und nutzte das auch, um seine Freundin im Triathlon-Mekka zu heiraten. Dann wurde sie schwanger.

Jetzt geht es immer noch nach Lanzarote ins Trainingslager, aber eben mit der Familie "auch zum Urlaub machen". Hagen arbeitet 40 Stunden die Woche mittlerweile als Abteilungsleiter. Früher war es für ihn Urlaub, von morgens bis abends zu trainieren – nach dem Aufstehen ging es in Lanzarote aufs Rennrad und abends vom Sattel aus ins Bett. "Die Zeiten", sagt Bernd Hagen, "sind vorbei." Nur das mit den 8:30 Stunden ist geblieben.

Würde ihm nicht jedes Jahr bei der Leistungsdiagnostik gesagt, auf seine Fitnesswerte wären manche 25-Jährige neidisch, vielleicht könnte Bernd Hagen aufgeben. So aber jagt er weiter diese Wunschzeit. Auch nächstes Jahr wieder.

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