Vereidigung der neuen Referendare

Berufsschule Erlangen: Mit Herz und Verstand Azubis unterrichten

16.9.2021, 06:00 Uhr
Zum Schulstart am Dienstag vereidigte der Schulleiter der Staatlichen Berufsschule Erlangen 17 Referendare.

© Eva Kettler, NN Zum Schulstart am Dienstag vereidigte der Schulleiter der Staatlichen Berufsschule Erlangen 17 Referendare.

Schulanfang mit Tests und Masken - das war der erste Schultag an Bayerns Schulen. Doch Corona hat nicht nur den Schulbetrieb selbst verändert. Pandemiebedingt findet die Vereidigung der mittelfränkischen Berufsschulreferendare nicht mehr in Ansbach statt, wo für die jährlich rund 175 bis 200 angehenden Lehrer bei Einhaltung der Abstandsregeln kein adäquater Raum zu finden ist, sondern an den Seminarschulen selbst. So auch am Dienstag an der Berufsschule Erlangen.

Schulleiter Roland Topinka konnte 17 Referendare in Empfang nehmen - aus den Bereichen Elektrotechnik, Wirtschaft und Verwaltung sowie Gesundheit- und Pflegewissenschaften. Die Referendarsausbildung für Letztere übernimmt die Berufsschule Erlangen in diesem Jahr ausnahmsweise für das Berufliche Schulzentrum für Gesundheitsberufe Erlangen, wo Pflegefachkräfte aufs Berufsleben vorbereitet werden. Es gibt eine fachliche Schnittstelle, denn die Berufsschule wird von zukünftigen medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten besucht.

Mehr Klassen für Medizinberufe

Deren Zahl ist dieses Jahr deutlich höher als erwartet. Man werde mit über 100 angemeldeten Schülerinnen und Schülern vier anstelle von zwei Klassen bilden können, freut sich Topinka, der ansonsten wie alle im Bereich der dualen Ausbildung Tätigen mit Sorge auf den Rückgang von Azubis blickt. 850 Schülerinnen und Schüler sind für das jetzt beginnende Schuljahr angemeldet, in etwa so viele wie 2020, aber weniger als vor der Pandemie.

Wie viele es am Ende tatsächlich sein werden, wird sich noch zeigen - viele junge Leute entscheiden sich immer später für eine Ausbildung, damit beginnt auch der Besuch der Berufsschule bei manchen erst zum Jahresende hin oder sogar erst im Januar.

Vor allem bei den Friseuren ist die Zahl der Azubis zurückgegangen, "heute beginnen bei uns lediglich zehn Friseure, das ist der bisherige absolute Unterpunkt", sagt der Schulleiter. Und auch ein Problem, denn bei einer Schülerzahl unter 16 pro Klasse muss die Genehmigung bei der Regierung von Mittelfranken beantragt werden. Der prognostizierte Fachkräftemangel komme ganz klar aus dem dualen System, sagt Topinka. Die Berufsschule Erlangen kommt dabei relativ ungeschoren davon, der Kfz-Bereich sei "sehr stabil", die IT-Berufe seien "sehr gefragt", und bei den medizinischen Berufen habe man nun eine erfreulich hohe, "nicht erwartete" Zahl von Schülern.

Alternative zu anderen Lehramtsstudiengängen

Die Feststellung, dass man in der Akademikerstadt Erlangen dazu neige, das duale System als sekundär anzusehen, während man doch zugleich einen eklatanten Mangel an Handwerkern zu beklagen habe, schließt Topinka in seiner Rede vor den Referendaren gleich an den Willkommensgruß an. Nichtsdestotrotz sei das Berufsschulehramt eine interessante Alternative zu anderen Lehramtsstudiengängen.

Eine Einstimmung auf die Pandemie-Situation erfolgte ebenfalls. Denn der erste Schultag an der Berufsschule war am Dienstag davon geprägt, dass festgestellt werden musste, welche der 850 neuen Schülerinnen und Schüler geimpft sind oder einen Testausweis haben beziehungsweise wer erst noch getestet werden musste.

"Es wird vielleicht eine Ihrer ersten Tätigkeiten sein, dass Sie mit Schülern zum Nasebohren gehen." Der verstärkte Einsatz von digitalen Medien im Unterricht kam ebenso zur Sprache wie das methodische Problem, dass die technische Ausstattung der Schüler nicht einheitlich gut ist.

"Gemeinsam lachen"

Dennoch: "Der größte Einflussfaktor ist die Lehrkraft und ihre Beziehung zu den Schülern", hob Topinka hervor. "Finden Sie heraus, wie Sie am besten den Zugang zu Ihren Schülern finden. Das ist der Schlüssel zum Erfolg." Spaß, Kreativität, Widerstandsfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit wünschte der Schulleiter den Referendaren und gab ihnen für einen erfolgreichen Unterricht noch den Tipp mit: "Wenn nicht in einer Stunde einmal gemeinsam gelacht wird, dann passt etwas nicht".

Azubi-Mangel hin oder her - positiv gestimmt beginnen die Referendare an der Berufsschule Erlangen ihre Lehrer-Laufbahn. "Ich sehe meinen Beruf auf sicheren Füßen", sagt beispielsweise Paul Petersen, der den Bereich Gesundheit und Pflege gewählt hat. Tobias Barthel wiederum, der mit dem Hauptfach Elektro- und Informationstechnik als Quereinsteiger aus dem Beruf ins Referendariat kommt, sagt: "Mich reizt es, mit Jugendlichen zu arbeiten. Das Erklären hat mir schon immer viel Spaß gemacht." Dann habe er sich gedacht: "ganz oder gar nicht". Die Entscheidung viel aus zu Gunsten von "ganz" - "deshalb bin ich jetzt hier".

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