34 Mietverhältnisse gekündigt

Betreutes Wohnen der Diakonie Erlangen: Sollen die Senioren ausziehen?

4.9.2021, 05:58 Uhr
Das Seniorenheim der Diakonie an der Gebbertstraße 72. An dieser Adresse sowie an der Sophienstraße 16 und 18 enden Mietverhältnisse für 38 Wohnungen.  

© Klaus-Dieter Schreiter, NN Das Seniorenheim der Diakonie an der Gebbertstraße 72. An dieser Adresse sowie an der Sophienstraße 16 und 18 enden Mietverhältnisse für 38 Wohnungen.  

Christian Feulner (Name von der Redaktion geändert) ist froh, dass er vor seiner Angehörigen am Briefkasten war. "Sonst hätte sie auf diesem Weg erfahren, dass sie raus aus ihrer Wohnung soll. Das kann man einer über 80-jährigen Frau doch nicht zumuten."

Feulners Angehörige ist eine Seniorin im Betreuten Wohnen der Diakonie Sophienstraße. Im Briefkasten lag ein Schreiben, das mit der Zeile "Kündigung des Mietvertrages Wohnung, Diakonie Sophienstraße" überschrieben war. Es ging an 34 Senioren in 33 Wohnungen.

In dem Brief teilte die Diakonie mit, dass sie sich seit geraumer Zeit in Vertragsverhandlungen mit den Eigentümern beziehungsweise dessen Vertretern zur Mietvertragsverlängerung befinde, es aber leider noch zu keinem Ergebnis gekommen sei.

Alle Wohnungen betroffen

Die Konsequenz: Die Diakonie kann die von ihr angemieteten Wohnungen ab Dezember nicht mehr anbieten. Betroffen sind alle 38 Wohnungen am Standort, 33 sind bewohnt. Die Diakonie werde aber "unabhängig von der Kündigung weiterhin ernsthafte Vertragsverhandlungen mit den Eigentümern bzw. dessen Vertreter führen, um den Mietvertrag vor dem 30.11.2021 verlängern zu können."

Feulner macht der Diakonie wegen der Kündigungen keinen Vorwurf. "Es wird daran liegen, dass die Eigentümer der Wohnungen mehr Miete wollen", schätzt er. Einen direkten Kontakt zum Eigentümer der Wohnung seiner Angehörigen gebe es nicht. Was er der Diakonie aber ankreidet, ist die Kommunikation: "Es kann doch nicht sein, dass Senioren quasi über Nacht erfahren, dass sie wohl ihre Wohnungen verlieren werden."

In dem Kündigungsschreiben heißt es "wie Ihnen ja sicher bekannt sein dürfte, steht die Diakonie schon seit geraumer Zeit in Vertragsverhandlungen mit den Eigentümern bzw. dessen Vertretern zur Mietvertragsverlängerung der Diakonie Sophienstraße". Anna Thiel, Pressesprecherin der Diakonie, gibt auf Anfrage der Erlanger Nachrichten an, dass es im Jahr 2019 Informationsveranstaltungen für Mieter und Angehörige gegeben habe. In diesen sei auch über die Kündigung des Mietvertrages der Diakonie Erlangen und der Eigentümer berichtet worden.

"Wir bedauern sehr, dass die Mieter*innen und deren Angehörige jetzt von der Situation betroffen sind", so Pressesprecherin Thiel. Bisher sei die Diakonie "durchweg zuversichtlich" gewesen, dass die Mietvertragsverhandlungen rechtzeitig zu einem Ergebnis kommen, und sei bei allen Planungen von einer baldigen Einigung ausgegangen.

Vertragsangebot liegt vor

Die Verhandlungen liefen aktuell noch. Es sei bereits ein Vertragsangebot der Diakonie vorgelegt worden. "Wir haben den unbedingten Willen zur Fortführung des Mietvertrags", so Thiel.

Falls es tatsächlich bei den Kündigungen bleibt, werde die Diakonie die weiteren Schritte mit den Mietern besprechen und tragbare Alternative suchen. Ein schriftliches Gesprächsangebot ist den Mietern einen Tag nach der Kündigung zugestellt worden und liegt der Redaktion vor.

Ein Versprechen auf andere Wohnungen ist es nicht, aber Thiel versichert, dass sich die Diakonie bemühen werde: "Unser Unternehmensverbund hat mehrere Einrichtungen des Betreuten Wohnens. Darin freiwerdende Wohnungen sowie Wohnungen anderer Träger werden wir, falls notwendig, selbstverständlich weitervermitteln."

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