"Bitte lächeln": Kreativer Busfahrer verzaubert Erlangen

29.3.2017, 11:00 Uhr

© Harald Sippel

Wenn dieser Bus durch die Stadt fährt, fällt er auf. Nicht nur, weil er zwischen den Autos und Radfahrern hervorsticht, sondern auch weil viele Erlanger stehen bleiben und grinsen müssen. Diesmal steht "Bitte lächeln" auf der Anzeige an der Vorderseite, umrahmt von zwei Smileys. Am Lenkrad sitzt Michael Fuchs, der freundliche Busfahrer mit den netten Grußbotschaften während der Leerfahrten oder in den Pausen.

"Wenn man an den Leuten vorbeifährt, ist es immer ein Gegrinse", sagt der 29-Jährige. "Viele machen mit ihrem Smartphone ein Foto, gerade wenn man an den Arcaden oder am Busbahnhof steht." Angefangen hat der Baiersdorfer vor vier Jahren. "Ich wollte etwas Netteres schreiben als ,Dienstfahrt‘ oder ,Bitte nicht einsteigen‘." Am Anfang hatte Fuchs: "Jetzt geht’s heim" oder "Guten Tag". "Die anderen Schriften haben sich ergeben, ich habe sie ins System einprogrammieren lassen und kann sie per USB-Stick am Bus einfügen." Also kamen "Bitte lächeln" oder "Guten Morgen" hinzu. Auch "Oh nein, Montag" und "Ällmachd ist das kalt" im Winter.

In den sozialen Netzwerken findet man oft Bilder von ihm und seinem Bus. Oft postet er Fotos aber auch selbst über seine Facebook-Seite "FoxonTour". Seine Geschichten erzählt Fuchs seit eineinhalb Jahren auch über seinen gleichnamigen Blog. "Alle Busfahrer sagen immer, man müsste mal ein Buch darüber schreiben, was wir täglich erleben. Also wollte ich es mit einem Blog ausprobieren. Und tatsächlich lesen es manche gern."

Vor allem auf seinen Stammlinien 208 und 209 ist Michael Fuchs bekannt. "Ich fahre Montag bis Freitag immer die gleiche Tour." Los geht es morgens in Baiersdorf, wo der Bus wenige Meter von der eigenen Haustür entfernt parkt. "Ich fahre leer zum Erlanger Busbahnhof, dann nach Langensendelbach, zurück, über die Autobahn nach Hagenau, und noch einmal die Schüler rein nach Erlangen."

"Es freut mich, wenn die Leute sich auch freuen"

Von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr hat Fuchs frei, dann geht es um 13 Uhr "nach Effeltrich und zurück, Pause, dann nach Eschenau und zurück, in Neunkirchen ist um 19.15 Uhr Feierabend". Fuchs ist gern Linienfahrer. "Trotzdem will ich einen guten Eindruck hinterlassen. Es haben sich Freundschaften daraus entwickelt." Manche Fahrgäste haben dem Baiersdorfer Kuscheltiere geschenkt, vor allem Schäfchen, die jetzt vorne im Bus mitfahren.

Besonders gut versteht sich Fuchs mit den Schülern, die täglich bei ihm im Bus sitzen. "Mittlerweile haben wir ein interessantes Spiel: Wir wetten, wie viele Fahrgäste in Marloffstein einsteigen", sagt Fuchs. "Einer der Schüler schreibt die Tipps immer auf und verteilt die Punkte, wenn in Marloffstein die Leute einsteigen. Der Monatsgewinner bekommt eine Packung Gummibärchen."

Warum Michael Fuchs das alles macht? Er könnte ja auch einfach nur seinen Bus von A nach B fahren. "Mir gefällt es, wenn sich die Leute mitfreuen und für einen Moment aus ihrem Alltagstrott herauskommen. Es freut mich, wenn die Leute sich auch freuen."

"Das ist genau meins. Ich leben für diesen Job"

Busfahrer werden wollte Michael Fuchs schon immer: "Meine Eltern hatten kein Auto, wir sind immer mit den Öffentlichen gefahren. Als kleiner Junge wollte ich vorne sitzen und schauen, was der Busfahrer macht. Da habe ich mir schon gedacht: Das will ich später auch machen." Nach dem Schulabschluss hat er erst eine andere Ausbildung gemacht, gearbeitet und als 22-Jähriger die zweite Ausbildung zum Berufskraftfahrer begonnen. "In der ersten Fahrstunde wusste ich gleich: Das ist genau meins."

Der Verantwortung als Fahrer ist sich der Baiersdorfer bewusst. "Man muss verantwortungsvoll sein, aber darf auch nicht zu viel drüber nachdenken." Passiert sei noch nie etwas. "Ich muss mich aufs Fahren konzentrieren. Aber solange ich mich sicher fühle und die Verkehrssicherheit geboten ist, muss sich niemand einmischen, wenn ich mit meinen Fahrgästen herumalbere."

Aus seinem Alltag berichtet Michael Fuchs über Facebook und Online-Blog als "FoxonTour"

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