Brand-Brief an die Erlanger

26.4.2019, 13:00 Uhr
Brand-Brief an die Erlanger

© Klaus-Dieter Schreiter

Die Freiwilligen Feuerwehren in Erlangen befürchten, dass ihnen die ehrenamtlichen Kräfte in einigen Jahren ausgehen könnten. Um dem vorzubeugen, haben sie nun unter Mithilfe der Stadt eine Werbekampagne gestartet und hoffen, dass sie damit die Bürgerinnen und Bürger dafür sensibilisieren können, etwas für die Allgemeinheit zu tun.

"Die Bereitschaft, sich bei uns ehrenamtlich einzusetzen, nimmt dramatisch ab. Um diesem Trend entgegenzuwirken, haben wir uns entschlossen Sie direkt anzuschreiben". So beginnt ein Brief, den der Tennenloher Kommandant Matthias Koch, seine Frauenauracher Kollegen Stefan Herderich und Florian Schieder, sowie Stadtbrandinspektor Stephan Neubauer an die Bürgerinnen und Bürger von Tennenlohe und Frauenaurach geschrieben haben. "Teamfähig und hilfsbereit" sollten die Interessenten sein, "technikinteressiert" auch, und zudem bereit sein "persönliches Engagement zu zeigen und Kameradschaft zu leben", heißt es in dem Brief weiter.

Ausbilder stehen bereit

Da das Werben um Nachwuchs im Interesse der Stadt ist, trägt der Brief, der demnächst in den Briefkästen von Tennenloher und Frauenauracher Bürgern im Alter von 16 bis 45 Jahren liegen wird, den offiziellen Briefkopf der Stadt. Zwar habe man akut kein Problem, jede Ecke der Stadt könne innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist von zehn Minuten mit den Kräften der Ständigen Wache erreicht werden, und auch in den Freiwilligen Vorortwehren seien derzeit noch genügend Kräfte aktiv. Es sei aber absehbar, dass der demografische Wandel bei den Freiwilligen Feuerwehren zuschlagen werde. Die Erfahrung zeige zudem, dass die Freiwilligen Wehren tagsüber hin und wieder Schwierigkeiten haben, die Einsatzfahrzeuge zu besetzen, weil die Feuerwehrleute irgendwo außerhalb des Ortes ihren Arbeitsplatz haben. Darum will man nun vorbeugen und rechtzeitig für Nachwuchs werben. Interessenten werden bei der Ständigen Wache eine etwa einjährige Ausbildung machen und dabei auch verschiedene Lehrgänge besuchen. "Die Ausbilder stehen Gewehr bei Fuß", sagt Stephan Neubauer. Feuerwehrtechnische Vorkenntnisse müssen die potenziellen Bewerber nicht haben, und der berufliche Hintergrund spielt ebenso wenig eine Rolle wie der schulische.

In Tennenlohe und Frauenaurach wird das Pilotprojekt jetzt gestartet, demnächst sollen andere Stadtteile folgen. Zudem will man Arbeitgeber in den Vororten bitten, ihre Mitarbeiter zum Mitmachen in den Freiwilligen Feuerwehren zu animieren. Denn in etlichen Firmen arbeiten bereits ehrenamtliche Feuerwehrleute, die allerdings in ihren Wohnorten außerhalb der Stadt aktiv sind.

In Tennenlohe gibt es derzeit 18 aktive Feuerwehrleute, sie haben im Durchschnitt einen Einsatz pro Woche. In Frauenaurach geht es etwas ruhiger zu. Die 25 Aktiven rückten zuletzt ein bis zweimal im Monat aus. Die Ständige Wache ist meist auf die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren vor allem bei Unwettereinsätzen angewiesen. Allein im letzten Jahr mussten die ehrenamtlichen Kräfte ein halbes Dutzend Mal Keller auspumpen sowie umgestürzte Bäume von Dächern und Straßen schneiden. Der letzte große Unwettereinsatz ist erst im März gewesen.

Intensives Miteinander

Im Übrigen basiert das Erlanger Feuerwehrsystem auf einem intensiven Miteinander von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften. Diese Zusammenarbeit funktioniert seit vielen Jahren prima. "Wir helfen ehrenamtlich den Erlanger Bürgerinnen und Bürgern nicht nur in Tennenlohe und Frauenaurach, sondern im gesamten Stadtgebiet, egal ob es brennt oder Ihr Keller nach einem Unwetter voll Wasser gelaufen ist", heißt es darum in jenem städtischen Brief.

Die Feuerwehr wird am 4. Mai vor den Supermärkten in Tennenlohe und Frauenaurach werben. Am 8. Mai zwischen 17 und 20 Uhr haben Interessenten die Möglichkeit, sich in den Feuerwachen von Frauenaurach (Gemeindezentrum Gaisbühlstraße 4) und Tennenlohe (Sebastianstraße 1) zu informieren.


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