Brookly-Fan: Valentin Naglik ist in Erlangen angekommen

27.11.2019, 18:00 Uhr
Voller Emotionen: Valentik Naglik hat in der Jugend nicht die klassische Torwart-Schule durchlaufen, ist für Bruck aber dennoch ein starker Rückhalt.

© Harald Sippel Voller Emotionen: Valentik Naglik hat in der Jugend nicht die klassische Torwart-Schule durchlaufen, ist für Bruck aber dennoch ein starker Rückhalt.

In einer Großfamilie aufzuwachsen, ist wohl die beste Vorbereitung auf einen Teamsport. So gesehen hat Valentin Naglik alles richtig gemacht, als er, wie sein Vater, mit Handball begann. Wie man sich in großen Gruppen verhält, weiß der 20-Jährige seit der Kindheit, in Erding wuchs er mit sechs Geschwistern auf. "Das kann sehr anstrengend sein", sagt er. "Es gibt auch Streit. Aber wir verstehen uns alle super."

Zuerst bewarb er sich beim HCE, der schickte ihn weg

Die Familie hat Valentin Naglik stark geprägt, nicht nur beim Sport. "Alle sind sehr sozial, meine Mutter und eine Schwester sind zum Beispiel Hebammen." Insgesamt machen alle irgendwie etwas mit Menschen. Im Alter von 17 Jahren zog Naglik von Zuhause aus und ging nach Bayreuth. "Ich wollte unabhängig sein." Es hätte für ihn auch schon damals nach Erlangen gehen können, doch der HCE schlug seine Bewerbung als Torwart für die A-Jugend aus. So ging es weiter zu HaSpo Bayreuth.

"Dort gab es den Vorschlag, zusätzlich zum Handball ein FSJ zu machen." Also arbeitete Naglik im Krankenhaus und spielte in der Bayernliga-Mannschaft sowie in der A-Jugend. In Erding hatte er das Gefühl, handballerisch an "Grenzen" gestoßen zu sein. Nun lotete er seine eigenen immer weiter aus. Als der TV 1861 Bruck nach dem Drittliga-Aufstieg einen Keeper suchte, bot sich Naglik im Probetraining an.

Wenig später stellte ihn Trainer Roland Nixdorf als talentierten Zugang vor, "ein typischer Torwart-Typ", lobte der Coach im Sommer 2018, "er macht tolle Sachen und ist sehr mutig". Valentik Naglik beschreibt das ganz gut. Sein Spielstil ist ungewöhnlich, vielleicht sogar wild. "Bei mir ist mehr Freestyle. Ich habe nicht die klassische Torwart-Schule genossen wie Philippe Golla", sagt Naglik selbst. So hält er den ein oder anderen Siebenmeter mehr, geht aber auch immer mehr ins Risiko.

"Bei einem Angriff aus dem Rückraum bleibe ich nicht auf der Linie, sondern stehe ein zwei, drei Meter davor." Er würde "alles reinwerfen", jedes Körperteil hinhalten. Angst darf ein Torwart im Handball sowieso nicht haben. "Ich hätte mehr Probleme damit, auf dem Feld zu spielen, so wie die sich dort kloppen." Da sei ihm sein Sechs-Meter-Raum rund ums Tor viel lieber.

Anders als in der Vorsaison kommt Naglik nun in der Bayernliga auch mehr zum Zug. Während er 2018 als klare Nummer zwei hinter Lars Goebel zum Team gestoßen war, ist es nun ein offener Kampf um Spielanteile mit Golla, der vor dieser Saison aus der A-Jugend des HCE nach Bruck wechselte. "Philippe und ich sind ein Team. Wenn er gute Phasen hat oder gerade mental stärker ist, trete ich gerne zur Seite", sagt Naglik. "Doch ich bin bereit, wenn ich gebraucht werde." Wichtig sei in einer langen Saison, dass die Mannschaft sich auf beide Torhüter verlassen kann.


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Ehrgeizig aber ist Naglik schon. "Ich bin immer hungrig auf Spielanteile, man lernt schließlich am meisten beim Spielen. Ob ich aktuell zufrieden bin? Man will immer mehr." In der Bayernliga jedenfalls fühlt sich der Keeper wieder wohler, die dritte Liga hingegen war ein Abenteuer. "Es war für viele von uns Neuland, ein Kampf auf eine andere Art, aufregend." Während er vorher vor rund 100 Zuschauern spielte, sahen beispielsweise in Eisenach plötzlich 2500 zu.

"Der Schritt kam ein Jahr zu früh"

Viel Einsatzzeit allerdings bekam Naglik in der Vorsaison nicht. Auch deshalb sagt er rückblickend: "Der Schritt kam ein Jahr zu früh für mich." Jetzt aber will er angreifen in seinem Verein, in seiner neuen Heimatstadt Erlangen. Naglik hat hier eine Ausbildung zum Physiotherapeuten angefangen. Außerdem betreut er die B-Jugend des TV 1861 Bruck. "Das macht sehr viel Spaß, die Jungs machen ihre Sache gut." Wenn er nicht selbst ein Spiel hat, fährt der Torwart auch mit seiner Jugendmannschaft zu den Auswärtsspielen. "Viel Zeit neben der Ausbildung und Handball bleibt da nicht."

Eine "Top-Mannschaft der Bayernliga" soll der TV 1861 Bruck sein. Dass es dafür noch nicht ganz reichte, hat die Niederlage gegen Günzburg gezeigt. Doch egal, ob es eine sehr gut oder nur eine gute Saison wird, Naglik glaubt, das Team sei nach dem Drittliga-Abstieg noch enger zusammengewachsen. Fast wie eine Familie.

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