Bubenreuth: Wenn das Instrument zerfällt

19.11.2018, 11:00 Uhr
Bubenreuth: Wenn das Instrument zerfällt

© Reiß

Geigenbauer sind Kunsthandwerker und die Großen, angefangen von Stradivari, Guarnerie bis hin zu Steiner oder Placht, haben dem Handwerk einen Mythos verliehen. Man hat ihre Instrumente bis ins kleinste Detail nachgebaut, man hat aber auch versucht ihnen eine neue Form zu verleihen.

So entstand die Zoller-Geige mit Schalllöchern im umlaufenden Zargenkranz, oder die zehneckige Raoline. Darüber hinaus entstanden Geigen aus einer Notlage, wie die Kriegsgeige, welche in nordafrikanischer Gefangenschaft aus Barackenbrettern gefertigt wurde.

So ziemlich alles, was es auf dem Geigenbausektor gibt hat der Bubenreuther "Kunsthandwerker" und Innungsobermeister der Streich- und Zupfinstrumentenbauerinnung Günter Lobe schon in Händen gehalten. In diesen Tagen erhielt Lobe ein Instrument, welches auf den ersten Blick wie eine normale Geige aussah, beim genauen Hinsehen musste er aber feststellen, dass er so ein Instrument in seinem 40-jährigen Berufsleben noch nicht gesehen hatte. Es handelte sich um eine Geige, welche beim Spielen auseinander fällt – man kann sie Clowns-Geige benennen. Die Geige hat ein Tübinger Musikgeschäft aus einem alten Nachlass erworben und der Bubenreuther Geigenbauer hätte sie zu gerne in seinem Besitz.

"Ich stelle mir den Clown richtig musikalisch vor", so Lobe, "wenn er auf die Zuschauerreihen zugeht, sein ,O mein Papa’ spielt und zum Schreck der Besucher die Geige auseinanderfallen lässt. Da es die Aufgabe eines Clowns ist Leute zum Lachen zu bringen, setzt er das Instrument schnell wieder zusammen und spielt unter tobenden Applaus den Zirkus Renz Galopp".

Die Geige verfügt über eine spezielle Konstruktion um sie echt als kaputte Geige auseinander fallen zu lassen und mit ein paar Handgriffen wieder spielfertig zusammen zu setzen. Beim Betätigen eines am Oberklotz angebrachten Auslösehebels fällt der Hals vom Geigenkorpus ab.

Wichtig war dabei, dass alle Teile beieinander bleiben. So liegen die Saiten nicht auf dem Steg, sondern werden durch kleine Bohrungen durch den Steg geführt. Der Steg fällt also nicht ab, sondern wird durch die Saiten gehalten und diese werden durch die Stegbohrungen auch in ihrer Lage fixiert.

Auch am Obersattel, am Wirbelkasten, werden die Saiten durch Bohrungen geführt und somit der Hals gehalten. All diese Maßnahmen erlauben es durch ein paar geschickte Handgriffe das Instrument wieder spielfertig zusammen zu setzen. Man musste schon ein musikalisches Talent sein, auch die Stimmung nach dem Zusammensetzen wieder in den Griff zu bekommen.

Das Bubenreuther Geigenbaumuseum "Bubenreutheum" verfügt über eine Vielzahl von besonderen Saiteninstrumenten, eine Clown-Geige gehört in diesem einzigartigen Museum aber noch nicht dazu.

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