Chor, Solisten und Tänzer präsentieren "Carmina Burana"

7.11.2019, 20:24 Uhr
Alle für eines: Der Chor "Vocanta" lud unterschiedliche Mitwirkende zum Gemeinschaftsprojekt "Carmina Burana".

© Edgar Pfrogner Alle für eines: Der Chor "Vocanta" lud unterschiedliche Mitwirkende zum Gemeinschaftsprojekt "Carmina Burana".

Atmosphärisch und inhaltlich perfekt auf den Frühling und die damit erwachende Lebens-, Liebes- und Genusslust einstimmend, kredenzten die Sängerinnen und Sänger, am Flügel begleitet von Mirjam von Kirschten, vier Chorlieder von Robert Schumann. Joachim Adamczewski hatte seinen Chor wieder einmal neben sorgfältigster musikalischer Ausdeutung zu absoluter Wortverständlichkeit geführt, so dass sogar sachtes Amüsement über "leicht zu gewahrende Liebesglut", sprudelndes "Geschwätz böser Zungen" und zu "lockender Gitarre" tanzende schwarzäugige Zigeunermädchen möglich wurden.

Als der zweite Flügel von Heiko Stralendorff besetzt war, die sechs Herren des Arcis Schlagwerkensembles aus München, der Jugendchor des Christian-Ernst-Gymnasiums und die sechs Tänzerinnen der Berufsausbildung "Mind and Dance" auf die Bühne traten, war alles bereit für das eigentliche Hauptwerk des Abends: "Carmina Burana", die "szenische Kantate" von Carl Orff, die mit dem berühmten mystischen Ausbruch "O Fortuna" beginnt.

Luzide Klarheit

Joachim Adamczewski weitet die für "Vocanta" so typische Exaktheit, diese luzide Klarheit auch auf die hinzu getretenen Ensembles aus, wobei man sich schon wundert, dass bei all der Präzision die Leichtigkeit und Lust nicht erstickt, sondern nochmals verstärkt werden. Kraftvolle, organisch empfundene Freude an den Orff’schen Rhythmen, Klangfarben-Zaubereien von der Percussion-Gruppe und kindlich Frisches vom selbstbewusst agierenden Jugendchor fügen sich zu einem mitreißenden Frühlingsfest.

Optische Bereicherung

Ausdrucksstark auch die spontan an Diaghilev, Strawinski und das andere gewaltige Frühlingsepos des 20. Jahrhunderts erinnernde Choreografie (Sophie Antoine) der Tänzerinnen, die mit toller Körperbeherrschung und Empathie eine interessante optische Bereicherung bieten.

Der mit seiner Partie bestens vertraute Andreas Burkhart versenkt sich erstaunlich intensiv in sein Notenblatt, trotzdem leuchtet sein balsamisch-viriler Bariton, auch wenn Intonation und Zusammenwirken mit Klavier und Schlagzeug nicht immer stimmen. Dafür glänzte der Tenor Sibrand Basa als Schwan in der Schüssel: Selten wurde die "Würde" eines eingebildeten Prahlhanses, der aufgescheucht mit den Rockschößen flattert, derart von einem Chor niedergeschmettert . . . Szenenapplaus! Judith Spiesser verzauberte den Saal mit ihrem auch in den Höhen fein geführten Sopran, der in seiner kraftvollen Zartheit direkt zu den Herzen der Zuhörer sprach.

Engagierte Botschafter

Der Frühling mit seiner überwältigenden Kraft, die die Zügellosigkeit von Geist und Körper erzwingt, diese Macht fand in allen Beteiligten engagierte Botschafter, so dass sich das Publikum dieser soghaften Energie nur hingerissen ergeben konnte.

Es war eine aus der Tiefe kommende Begeisterung, die sich nicht erst in dem nicht enden wollenden Jubel zeigte, der nach einem unfassbar wuchtigen Abschluss-"O Fortuna" ausbrach.

Verwandte Themen


Keine Kommentare