Corona: Der schwierige Alltag von Studierenden in Erlangen

18.11.2020, 10:20 Uhr
Corona: Der schwierige Alltag von Studierenden in Erlangen

© David Hartfiel/FAU

Die fremden Kommilitonen über Zoom und Co. kennenzulernen, ist zwar unkomplizierter, hat aber lange nicht den gleichen Wert wie ein Gespräch im echten Leben. "Am Anfang hatten wir oft die Möglichkeit, uns nach den Online-Vorlesungen auf Zoom mit anderen Kommilitonen in privaten Meeting-Räumen auszutauschen", erinnert sich die Studentin Gaye Özarslan.

Einige Studiengänge haben vor Semesterstart Präsenzveranstaltungen abgehalten, bei denen sich die Erstsemester unter Beachtung der Hygienemaßnahmen im realen Leben begegnen konnten. "Jetzt, nach Semesterstart, habe ich zwei Kurse, die wöchentlich an der Uni abgehalten werden können", berichtet der Erlanger Student Justus Ryssel, "das heißt, wir haben schon die Möglichkeit, uns vage kennenzulernen".

"Einsam fühle ich mich nicht"

Auch Lavinia Reindel erzählt, bei ausgewählten Vorlesungen oder Treffen in Restaurants Leute kennengelernt zu haben, wobei sich Letzteres seit der erneuten Schließung der Gaststätten wieder schwierig gestaltet. "Einsam fühle ich mich nicht, aber der Übertritt von der Schule zur Universität wird schon schwieriger, wenn man kaum in die Uni fahren kann", sagt Justus Ryssel. Vor allem zu Studienbeginn ist es wichtig, sich auszutauschen und mit vielen neuen Dingen klarzukommen. Allein daheim mit der neuen Situation warm zu werden, während sich die Welt im politischen wie wirtschaftlichen Umbruch befindet, ist schwieriger als in den letzten "normalen" Semestern, da sind sich die Studierenden einig.

Hier lässt sich nachlesen, wie die Universität den Studienbetrieb in der Pandemie gestaltet.

"Zu Hause lässt man sich wesentlich leichter ablenken als in der Vorlesung", stellt Tobias Holl fest, der schon seit einigen Semestern studiert und damit das Corona-Semester gut mit seinem früheren Studentenalltag vergleichen kann. "Gerade die sozialen Aspekte fehlen sehr. Dass man sich vor der Vorlesung kurz austauscht, zusammen zurückfährt und dann gemeinsam essen geht, ist nicht mehr möglich. Viele sind auch seit längerem in der Heimat, weil sie gar nicht mehr nach Erlangen kommen müssen, wenn nichts in Präsenz stattfindet."

Umstellung ist groß

Auch für Studenten, die schon länger dabei sind, ist die Umstellung groß. Viele mussten für ihren Wunschstudiengang von daheim wegziehen. Mit Corona bleiben sie nun allein in Erlangen. Oder ziehen mit Laptop und Link zur Vorlesung zeitweise zurück ins Elternhaus. Dennoch sagen die meisten Studenten, dass der Austausch "besser klappt als ursprünglich gedacht. Alleine fällt es schwerer, aber man kann trotzdem noch mit anderen Kommilitonen per WhatsApp in Kontakt treten, falls man Fragen hat", sagt Lavinia.

Sich gegenseitig zu motivieren, ist derzeit nicht möglich. "Bei uns kommt im Dezember eine Klausur, deswegen habe ich keine großen Probleme mit der Motivation", erklärt Gaye. Die meisten Studenten scheinen sich vor allem zu Beginn des Studiums selbst zum Lernen motivieren zu können, weil sie als Erstsemester am Ball bleiben wollen. Sie geben sich zurzeit mit selbst organisierten Online-Sessions zufrieden. "Auf jeden Fall ist weniger Freude dabei", meint Tobias Holl, "gerade in den Wintermonaten, wenn man daheim am Rechner sitzen muss und kaum sozialen Kontakt zu anderen hat".

"Dieser Teil fehlt sehr"

Auf Partys, Erstsemesterveranstaltungen und anderen Events treffen sich normalerweise Studenten aus verschiedenen Studiengängen, was es ihnen ermöglicht, Leute mit ganz anderen Interessen kennenzulernen. "Dieser Teil des Studentenlebens fehlt sehr", bedauert Lavinia.

Gaye sagt, dass ihre Professoren helfen wollen, diese Dinge nachzuholen, sobald es die Pandemie zulässt. "Ich glaube, dass wir Studenten trotzdem weniger Schwierigkeiten zu bewältigen haben, als Leute, die etwa in der Gastronomie tätig sind. Unsere Probleme, gerade im Bezug auf das Ausgehen, sind natürlich unschön, aber kein Vergleich zu finanziellen Nöten oder Ähnlichem", so Tobias.

Insgesamt zeigen sich Studentinnen und Studenten dennoch hoffnungsvoll. Es ist zwar noch unklar, wie lang sich diese besondere Art zu studieren hinzieht, mit genügend Eigeninitiative und viel digitalem Austausch werden aber auch die Studierenden diese schwierige Zeit überstehen.

 

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