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Corona-Impfung in Erlanger Lokal: Das sagt das Ministerium

16.6.2021, 12:30 Uhr
Nach Aufgabe der Priorisierung ist das Impfen gegen Covid-19 für alle möglich. Bei einer Aktion in einem Erlanger Lokal wurden 83 Dosen des Serums von "Johnson & Johnson" verimpft. 

© Harald Sippel, NN Nach Aufgabe der Priorisierung ist das Impfen gegen Covid-19 für alle möglich. Bei einer Aktion in einem Erlanger Lokal wurden 83 Dosen des Serums von "Johnson & Johnson" verimpft. 

Es war eine ungewöhnliche Corona-Impfaktion, zu der ein Erlanger Gastronom sowie ein in Fürth praktizierender und in Erlangen lebender Arzt am Dienstag, 8. Juni 2021, gemeinsam eingeladen hatten: Statt nur Speisen und Getränke gab es an diesem Abend in Erlangen für 83 überwiegend junge Menschen das Vakzin Johnson & Johnson.

Die Räumlichkeiten stellte der Wirt Tom Egelseer mit seinem Lokal "Holzgarten" im Zentrum zur Verfügung, das Serum brachte der Mediziner Jörg Quente mit.

Doch wie ist das überhaupt möglich?, fragten Leser der "Erlanger Nachrichten" vor allem mit Blick auf die momentan stockenden Erst-Impfungen in den bayerischen Impfzentren. Dort ist nach wie vor der Impfstoff knapp, noch immer warten auch Ältere und chronisch Kranke auf den wichtigen Piks.

Seit 7. Juni keine Vorgaben mehr

Die nun gültige, seit 7. Juni 2021 anwendbare Fassung der Coronavirus-Impfverordnung enthalte keine Vorgaben zur Priorisierung mehr, erläutert eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums auf Nachfrage.

Es sei den Ärzten so überantwortet worden, Priorisierungsentscheidungen nach ordnungsgemäßer ärztlicher Ermessensausübung selbst zu treffen.

Die effiziente Organisation der Impfungen stehe jedoch im Vordergrund, um mit dem vorhandenen Impfstoff möglichst schnell möglichst vielen Menschen Impfschutz zu ermöglichen und die Pandemie so weiter einzudämmen, betont die Sprecherin.

Impfstoffe könnten in den Arztpraxen somit grundsätzlich allen Personen - je nach Impfstoff ab 16 beziehungsweise ab 18 Jahren - angeboten werden. "Eine völlig willkürliche Verimpfung durch niedergelassene Ärzte sollte aufgrund der genannten Prinzipien aber nicht erfolgen", betont die Sprecherin.

Es sei grundsätzlich der Entscheidung eines niedergelassenen Arztes oder mehrerer niedergelassener Ärzte, die sich zusammentun, überlassen, die "bestellten Impfdosen in organisierten Impfaktionen gebündelt" zu verimpfen - solange alle rechtlichen Vorgaben, etwa zu Abrechnung und zum Infektionsschutz, eingehalten würden, und die Ärzte die genannten Prinzipien zu Priorisierungsentscheidungen und Organisation umsetzten.

Verteilung nach nationaler Impfstrategie

Doch weshalb bekommen niedergelassene Ärzte offenbar verhältnismäßig viel Impfstoff, sodass sie zum Teil sogar nach Impfwilligen suchen (müssen)? "Die Verteilung des Impfstoffes erfolgt nach der nationalen Impfstrategie des Bundesministeriums für Gesundheit gemäß dem Bevölkerungsanteil des jeweiligen Bundeslandes", antwortet die Sprecherin.

Im Rahmen der Gesundheitsministerkonferenz sei eine Deckelung der wöchentlichen Lieferungen an die Impfzentren auf bundesweit aktuell rund 2,4 Millionen Dosen Impfstoff vereinbart worden. Bayern erhalte davon rund 380.000 Impfdosen. Die darüber hinausgehenden Lieferungen werden über die Apotheken an die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und seit 7. Juni 2021 an die Betriebsärzte geliefert, so die Sprecherin.

Derzeit liege in den Impfzentren der Fokus auf den Zweitimpfungen, sagt die Sprecherin. Dies sei vor allem der hohen Zahl an Erstimpfungen sowie der Verlängerung der empfohlenen Impfintervalle ab April 2021 geschuldet. "Mit diesen Zweitimpfungen erhalten aber auch mehr Menschen in Bayern den vollen Impfschutz, der sie nicht nur vor dem schweren Verlauf einer Erkrankung schützt, sondern auch dazu beiträgt, Infektionsketten zu unterbrechen."

Gerade im Hinblick auf die besorgniserregende Delta-Variante sei ein vollständiger Impfschutz für möglichst viele Menschen besonders wichtig.

Nach den derzeitigen Prognosen (Stand: 14. Juni 2021) wird es ab KW 24 wieder zu mehr Erstimpfungen in den Impfzentren kommen können, sagt die Sprecherin.

Ein ähnlicher Fall wie in Erlangen, bei dem in einem Lokal Corona-Impfungen durchgeführt wurden, ist dem Ministerium übrigens (bislang) nicht bekannt.

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