Corona und Internet raffen Erlanger Traditionsgeschäft dahin

14.10.2020, 12:00 Uhr
Corona und Internet raffen Erlanger Traditionsgeschäft dahin

© Feller Electronic

Das Ladengeschäft in der Marquardsenstraße hat Hartmut Feller vor 44 Jahren gegründet. Damals waren Elektronik-Bastler, die wegen ihrer häufigen Herkunft aus dem Bau und Umbau von Radios oft "Radiobastler" genannt wurden, zahlreich, aber wegen nur weniger einschlägiger Geschäfte und Versender unterversorgt. Die Beschaffung seltener Transistoren, den ersten integrierten Schaltungen sowie Miniaturbauteilen war schwierig.

All diese Wünsche erfüllte das neu gegründete Geschäft und nahm deshalb trotz aufkeimender Konkurrenz schnell Aufschwung. Deswegen zog das Geschäft bereits nach zwei Jahren, 1978 in die benachbarten, viel größeren Räume im gleichen Haus. Dort blieb es 42 Jahre bis zur Geschäftsaufgabe Ende September.

1975 wurde der CB-Funk für jedermann freigegeben. In den folgenden Jahren setzte ein regelrechter Boom auf CB-Funkgeräte, Antennen und Zubehör ein. Davon profitierte Feller-Electronic überdurchschnittlich und deckte für Erlangen und die weite Umgebung diesen Bedarf bei stetig wachsenden Umsätzen ab. Dieses Geschäftsfeld reichte bis Mitte der neunziger Jahre und lief mit dem Aufkommen der Mobilfunk-Telefone aus.

Mitte der achtziger Jahre trat der "IBM-PC" und Spielcomputer wie der legendäre Commodore C64 in den Fokus der Elektronikbastler. Es wurden zahllose Zusatzgeräte selbst gebaut oder gekauft. Feller-Electronic deckte auch diesen Bedarf ab und wurde schnell das führende Geschäft für PC-Speicher in Erlangen.

Weitere Schwerpunkte bildete der Bedarf an speziellen Bauteilen zum damals noch verbreiteten Reparieren von Fernsehern durch Bastler und Fachleute.

Hobby im Wandel

Parallel zu dieser Entwicklung wandelte sich der ehemalige "Radiobastler" zum Mikroelektroniker. Immer kleinere und komplexere integrierte Schaltungen steigerten die Möglichkeiten der Elektroniker und das Sortiment des Geschäftes.

Das Sortiment wuchs auf zirka 8000 Positionen. Das Geschäft stieß an seine Grenzen, zumal die Konkurrenz durch die Elektronikversender, nach deren beispiellosen Konzentrationsprozess, stark zunahm. Die Präsenz am Ort, die treuen Kunden aus den Laboren der Erlanger Groß- und Kleinbetriebe und besonders die selbst entwickelte, unkomplizierte Rechnungsstellung für die zahlreichen Institute der Universität sorgten für stabilen Geschäftsverlauf.

Im Januar 2010 übergab Hartmut Feller das Geschäft aus Altersgründen an eine langjährige, bewährte und engagierte Mitarbeiterin. Den rückläufigen Trend für alle Elektronik-Geschäfte Deutschlands konnte sie jedoch nicht aufhalten.

Mit Beginn des Internet-Zeitalters mit immer neuen Versand-Anbietern aus Deutschland und Fernost gingen die Umsätze in dem kleinen Ladengeschäft stetig zurück. Die Zahl der Elektronik-Bastler und damit der Bedarf wurde weniger. Die Interessen der Menschen wandelten sich.

"Elektronische Geräte sind mittlerweile so kompliziert aber preiswert, dass Basteln nicht mehr lohnt", so der Gründer von Feller-Electronic, Hartmut Feller gegenüber unserer Zeitung. "Elektronik-Geschäfte wie Feller-Electronic gibt es in Deutschland fast nicht mehr. Das mag man bedauern kann es aber nicht aufhalten." Die Coronakrise mit wochenlanger Schließung des Geschäftes gab schließlich den letzten Anstoß zur Schließung des Traditionsgeschäftes nach 44 Jahren.

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