Dank FLEck und Ehrgeiz: Delshad Ali ist Eckentaler

3.8.2019, 13:00 Uhr
Dank FLEck und Ehrgeiz: Delshad Ali ist Eckentaler

© Udo Brandt

Delshad Ali, heute 24 Jahre alt, kommt aus Syrien. Schon ein Jahr vor der großen Flüchtlingswelle im Herbst 2015 war ihm die Flucht aus dem bereits drei Jahre anhaltenden Bürgerkrieg gelungen. Dazu entschied er sich kurz vor seinem Schulabschluss, um dem Militärdienst zu entgehen. Über viele Umwege und Glücksumstände, aber nicht zuletzt durch großen persönlichen Einsatz ist Delshad nun fast schon ein Eckentaler geworden.

In einem Gespräch mit den EN zeigte sich Delshad sehr offen, aber immer noch ein Stück betroffen und wollte nicht über alle Details seiner Flucht sprechen, da ihm das nach wie vor sehr nahe ging.

Bereits mit 16 verließ er sein Elternhaus Richtung Libanon und später in den Irak, um nach einer Perspektive für sich zu suchen. In beiden Ländern scheiterte dies, so dass er Europa ins Visier nahm. Unter großen Gefahren mit zahlreichen Übernachtungen im Wald, dem Passieren von Elektrozäunen legte er eine riesige Strecke zurück. Meistens zu Fuß, teils mit dem Lkw durch die Türkei, Serbien und Ungarn landete er schließlich in einer Unterkunft in Wachenroth und kurze Zeit später in Eckental. Dies war für ihn "Endstation und Beginnstation", dabei lachte er über seine originelle Formulierung.

Eigentlich sollte Delshad nach dem Abkommen von Dublin zurück nach Ungarn gebracht werden, weil dort bei der ersten Überprüfung seine Fingerabdrücke registriert wurden. Jedoch gab es plötzlich Änderungen und Lockerungen in Gesetzen für Flüchtlinge, so dass er zuerst ein Sonderprogramm des Vereins Mimikri und dann eine Berufsschule besuchen konnte. Delshad zeigte sich wiederholt sehr zielstrebig und ehrgeizig, um die Auflagen in Deutschland, die Sprache und einen Beruf zu erlernen, zu erfüllen.

Während seiner Berufsausbildung absolvierte er ein Praktikum bei Siemens, dann setzte sich sein Fußballtrainer aus Eschenau für eine Ausbildung bei der Telekom ein. Delshad enttäuschte niemanden. Über die Berufsschule erreichte er das B1-Zertifikat, ein Sprachzeugnis, das für Weiteres notwendig war. Schließlich bestand er alle Prüfungen und nennt sich jetzt IT-Systemelektroniker. Nach dem eingeholten Führungszeugnis wurde er Ende Juni von der Telekom in ein Arbeitsverhältnis übernommen.

Weil Hilfen jetzt offiziell eingestellt sind, steht Delshad nun auf eigenen Füßen und muss sich um sein weiteres Fortkommen selbst kümmern. Schon über zwei Jahre versorgt er sich selbst in einer kleinen Wohnung. Auf die Frage nach seinen Träumen und Plänen machte Delshad deutlich, dass er noch mehr will: "Zuerst will ich eine Grundlage schaffen, dann kommt die eigene Familie, der Beruf ist wichtiger." Er möchte Ingenieur werden, eine eigene Wohnung oder ein Haus haben und nach Möglichkeiten seine Familie in der Heimat unterstützen. Konkreter konnte Delshad nicht werden, da er momentan die zurückgelegten Schritte und Erfolge genießt und erst einmal zufrieden ist.

Ohne FLEck, die Flüchtlingsinitiative Eckental, wäre Delshad nicht so weit gekommen; jedoch ohne seinen Einsatz, ohne die gesunde Einstellung, seine Bereitschaft Angebote anzunehmen, wäre auch die Arbeit von FLEck nicht zu diesem Erfolg gekommen.

Mit Stolz sehen die Helfer von FLEck auf die Geschichte von Delshad, sind weiterhin zu Hilfen bereit und wünschen sich für die Zukunft, dass Flüchtlinge selbst ihre Erfahrungen mit einbringen in eine Vereinsarbeit, die einst auch ihnen zugutekam.

Delshad ist bereit dazu.

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