Büro im Schloss

Das "Arbeitszimmer" des Präsidenten der Uni Erlangen

21.8.2021, 18:30 Uhr
Prof. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.   

© Harald Sippel, NN Prof. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.  

"Ich habe lange nicht verstanden, warum die Leute nervös sind, wenn sie zu mir kommen", sagt Prof. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Was für den Chef der zweitgrößten Hochschule in Bayern völlig normal ist - ein Arbeitsbereich inmitten eines Schlosses - kann für manche auch etwas Bedrückendes, Einschüchterndes haben.

Der Raum steht mit seiner schieren Größe, dem Parkettboden, der rustikalen Holzvertäfelung und den übergroßen Ölgemälden mit den Porträts der Uni-Gründer an der Wand für Tradition, für das Amt an sich und damit auch für Macht.

Während der Pandemie nahezu täglich im Büro

Während der Pandemie hat er sein "Arbeitszimmer" sehr viel öfters gesehen als sonst. „Corona war für mich ein gravierender Einschnitt. Im vergangenen Jahr war ich jeden Tag im Büro, um die Uni zu leiten und ansprechbar zu sein“, sagt der Hochschulchef.

Das hatte auch Auswirkungen auf sein Büro, das er nach seinem Amtsantritt 2015 erst zaghaft, dann aber sehr konsequent und stimmig umgestaltet hat. So steht auf seinem vergleichsweise kleinen, aber designtechnisch edlen Schreibtisch mittlerweile ein riesiger iMac. Der erste stationäre Rechner seit 15 Jahren, berichtet Hornegger.

Freude an gutem Design

Weil er vor Corona deutlich weniger Arbeitszeit im Schloss verbrachte und sehr viel mehr unterwegs war, reichte ihm lange Zeit ein kleines, leichtes MacBook (das er immer noch im Einsatz hat) vollkommen aus.

Die Freude an gutem Design zeigt nicht nur Horneggers Vorliebe für Computer mit dem angebissen Apfel, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch sein Amts-/Arbeitszimmer. Regale des Schweizer Möbelherstellers USM, einer Sitzecke mit Stühlen der ebenfalls eidgenössischen Designschmiede Vitra oder ein Bauhaus-Stahlrohrtischchen der deutschen Marke Thonet zeugen von Geschmack und Stil.

Und es steht für das, was Prof. Joachim Hornegger als Mensch ausmacht: „Ich bin geradlinig und ich mag’s aufgeräumt. Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen Uni-Präsidenten, der keine großen Bücherregale herumstehen hat."

Gleich zwei Bilder von der Ehefrau auf dem Schreibtisch

Diese Aufgeräumtheit dokumentiert auch Horneggers Schreibtisch: Neben dem 27 Zoll großen iMac, dessen Schreibtischintergrund ein Bild seiner Kinder zeigt, steht nur wenig herum: ein hochwertiges Mikrophon für Videokonferenzen und Podcasts, Telefon, Schreibtischlampe, zwei gerahmte Fotos seiner Frau Belinda, Visitenkarten und - in Coronazeiten besonders wichtig - Infektionsgel.

„Früher", erzählt Hornegger weiter, "hatte ich mal eine kleine Modelleisenbahn mit der Aufschrift FAU auf dem Schreibtisch, bis mir dann jemand geraten hat, das wieder wegzutun, weil’s nicht so zu einem Präsidentenbüro passt.“

Ganz verschwunden ist Nippes aus seinem Büro aber nicht. So steht auf einem Fensterbrett auf Höhe des Schreibtisches eine Albert Einstein-Figur. "Die habe ich von meiner Schwägerin zum Amtsantritt geschenkt bekommen." Früher konnte die Figur sogar Winken, wenn Licht auf ein eingebautes Solarmodul fiel. Nach einem Sturz fehlt dieses und Albert winkt nicht mehr.

Playmobil-Dürer mit Selbstporträt

Neben der Physikikone aus Plastik steht ein Playmobil-Dürer mit Selbstporträt auf einer winzigen Staffelei. Ein Geschenk der Nürnberger Kollegen, sagt Hornegger.

Das sind aber die einzigen "Ausrutscher" in Horneggers Arbeitsbereich, der ansonsten von Schlichtem und Klarem dominiert wird. Selbst der riesige Besprechungstisch mit seinen insgesamt zwölf Sitzplätzen, über denen eine technisch wirkende Deckenleuchte zu schweben scheint, die den ehemaligen Kronleuchter aus den 1930er Jahren ersetzte, fügt sich harmonisch ins Gesamtbild.

„Als ich Präsident der FAU wurde, habe ich mir überlegt, wie ich Tradition und Moderne zusammenbringen kann.“ Klar und hochwertig sollte es sein, aber auch offen und transparent. Es sei kein einfacher Schritt gewesen, die Möbel herauszuräumen, die seine Vorgänger so lange benutzt hatten.

Verschwunden ist auch die Vitrine, in der die Insignien des Präsidenten in früheren Zeiten zur Schau gestellt wurden. Hornegger hat diese durch eine andere Vitrine ersetzen lassen, in der alle sechs Wochen Exponate aus der umfangreichen Sammlung der FAU ausgestellt werden.

Rechenmaschine auf dem 19. Jahrhundert

Neben einer antiken Vase oder einem der ersten Mikroskope war darin auch schon eine vollfunktionsfähige "Arithmomètre" zu sehen, eine mechanische Rechenmaschine für alle vier Grundrechenarten aus dem Jahr 1868 und eines der ältesten Objekte der Informatik-Sammlung Erlangen.

"Es ist ein traditionsreicher Raum. Deshalb habe ich auch zunächst eine Bewertung durchführen lassen, um zu wissen, wie historisch zum Beispiel die Möbel sind. Wo kommt das her? Wie alt ist das? Welche Geschichte hat der Gegenstand? Erst als klar gewesen sei, "dass es sich nicht um ‚Schätze‘ der Universität handelt, habe ich einen Schnitt gemacht“.

Ganz abgeschlossen ist die Transformation des Raums, der so viel Tradition atmet, aber noch nicht. Hornegger hat bereits Teile der Wandvertäfelung aus den 1930er Jahren entfernen lassen, damit an der Stirnseite des Konferenztisches ein sogenanntes Whiteboard installiert werden kann.

Random-Lunch am Konferenztisch

Apropos Konferenztisch: Hier wird nicht nur konferiert, sondern auch gegessen, beim sogenannten Random-Lunch, deren Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip ermittelt werden. „Da sitzt dann ein Azubi aus dem Rechenzentrum, eine Sekretärin und ein Klinikdirektor mit mir an einem Tisch und reden über die Uni. Was gut läuft und was schlecht läuft“, erklärt Joachim Hornegger das Prinzip „Ich bin ein Präsident der nahbar und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansprechbar ist.“

„Ich genieße sehr, dass ich so viel Raum habe. Ich schotte mich aber nicht ab.“

Die Türen stehen nämlich beim Uni-Präsidenten immer offen. Auch schon mal für einen Schwatz mit dem Postboten. „Die Tür ist nur dann geschlossen, wenn ich Besuch habe oder zum Beispiel an einem Vortag arbeite.“

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