Der „König vom Berg“

Das Original Erhard „Pinsl“ Königsreuther steht jetzt im Biermuseum Erlangen

21.11.2021, 10:30 Uhr
Die aus Erlangen stammende Holzkünstlerin Marina Fink hat aus einem auf dem Berg gefällten Eichenbaum ein Büste des verstorbenen Erlanger Originals Erhard "Pinsl" Königsreuther geschnitzt.

© Harald Sippel, NN Die aus Erlangen stammende Holzkünstlerin Marina Fink hat aus einem auf dem Berg gefällten Eichenbaum ein Büste des verstorbenen Erlanger Originals Erhard "Pinsl" Königsreuther geschnitzt.

Der ganze „Pinsl“? Es ist nur der zu Lebzeiten sehr eigenwillige Kopf des Querulanten und Trinkers mit Wiederkennungswert, der aus einem Eichenstamm herausmodelliert nun das bereits mit zahlreichen Exponaten gesegnete Biermuseum bereichert, geschaffen hat ihn die aus dem Erlanger Stadtteil stammende Bildhauerin Marina Fink.

Die hatte sich bereiterklärt, den „Pinsl“ zu verewigen, als bei einer kritisierten „Holzauktion“ am Erich-Keller (dem „Stammsitz“ des „Königs vom Berg“) eine mächtige Eiche gefällt wurde und ein zufällig anwesender Holzfachmann in dem zerstückelten Stamm das Potenzial für eine „Pinsl“-Skulptur erkannte. Die Idee des Restaurators Urs Latus, der im Spielzeugmuseum Nürnberg seine Drechselkünste unter Beweis stellen kann (und im Übrigen als Altstadtbewohner auch an der gerade stattfindenden Kunst- und Handwerksmesse „merkantil“ in der Lazarettstra0ße teilnimmt), fand Widerhall in dieser Zeitung, worauf sich nach einem Aufruf die damals noch in Ausbildung befindliche Bildhauerin mit einem Auftrag einverstanden erklärte.

Die Berg-Urgesteine Hannes Hacker (li) und Ton Barmentloo stoßen mit der Pinsl-Büste an.

Die Berg-Urgesteine Hannes Hacker (li) und Ton Barmentloo stoßen mit der Pinsl-Büste an. © Harald Sippel, NN

Nach Fertigstellung des Kopfes nach Bildvorlagen aus dem Zeitungsarchiv - selbst ist die heute 32-Jährige zu jung, um den „Pinsl“ noch als Berg-König mit Krone erlebt zu haben - fanden sich pandemiebedingt erst einmal keine Termine, den Kopf zu zeigen: zwei Bergkirchweihen, die für eine Präsentation vorgesehen waren, fielen aus, andere Bierfeste erwiesen sich als ungeeignet. Nun also ist die über 30 Kilogramm schwere Büste des stadtbekannten Rauhbeins museal geworden.

Kleine Feierstunde

Bei der Übergabe der Skulptur an das Museum, die Brauerei - und damit auch Museums-Chef Christoph Gewalt zu einer kleinen Feierstunde ausbaute, waren neben der Bildhauerin, ihren Eltern und ihrem Fanclub auch der Ideengeber Urs Latus anwesend. Zusätzliches Gewicht verliehen dem Übergabezeremoniell die Anwesenheit des Heimatverein-Bierkundlers Jochen Buchelt, des Vorsitzenden des Vereins zur Förderung der fränkischen Bierkultur, Kurt Adler, sowie des leitenden Stadtgrün-Mitarbeiters Christoph Kintopp. Der hatte sich nach Fällung des Baums bereiterklärt, einen Teil des Stammes für die Erinnerungsarbeit zu überlassen.

Über „Pinsls“ späte Heimkehr in die Welt des Bieres freuten sich aber auch die eigentlichen „Hausherren“ am Erich-Keller, die notorischen Berg-Besucher Hannes Hacker und Ton Barmentloo. Die hatten die Tradition der Hausbesetzung auf den Simsen des Kellerhäuschens bereits vor 50 Jahren gepflegt - irgendwann wurden sie dann aus Gründen der Fürsorgepflicht der Stadtverwaltung von dort vertrieben.

So ist der „Pinsl“-Kopf im Biermuseum, das allerdings nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann, selbst zu einem Symbol für eine Erlanger Bierfest-Tradition geworden, die es so nicht mehr geben wird. Zeiten mit solchen Originalen wie dem selbst gekrönten „König vom Berg“ und echten Querdenkern, die den Begriff Quer mit wirklichem Denken verbanden, sind wohl endgültig vorbei. Wer sie sucht, muss ins Museum.

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