Das sind die Helden der Pandemie

7.4.2021, 10:30 Uhr
Das sind die Helden der Pandemie

© Foto: Franziska Männel/Uni-Klinikum

Bei sich zu Hause, sagt Ulrike Eberle, wurde schon immer viel Wert auf Sauberkeit gelegt. Hände waschen, wenn man von der Straße kommt, Hände waschen vor dem Essen. Und auch in der Küche legen die Eberles Wert auf einen hygienischen Umgang mit den Lebensmitteln. "Da bin ich nicht penibler im Haushalt als andere", sagt die 58-Jährige. Und das, obwohl sie zu den wenigen Personen an der Erlanger Uniklinik gehört, die schon auch mal einen Professor darauf hinweisen, dass er doch bitte mit größerem Engagement seine Hände desinfiziert.

Seit 27 Jahren im Dienst

Ulrike Eberle ist seit 27 Jahren in der Klinikhygiene beschäftigt. Begonnen hatte sie am Uniklinikum vor 40 Jahren als Krankenschwester. Als ihr das zu eintönig wurde, bildete sie sich weiter zur Intensiv- und Anästhesiepflegerin. Doch auch hier suchte sie sich bald eine neue Herausforderung. "Ich wollte mehr Abwechslung, mehr Verantwortung – irgendetwas, wo jeder Tag ein wenig anders läuft." Und so bewarb sie sich, als eines Tages die Klinikhygiene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchte.

Dort hat Ulrike Eberle nun gefunden, was sie gesucht hat. Immer verfügbar muss sie nun sein, als Expertin am Telefon für das Klinikpersonal in Hygienefragen, als Ausbilderin für angehende Pflegekräfte, Lehrkraft für Weiterbildung und Einarbeitung – und eben als Kontrolleurin, ob all die Festlegungen, die die Klinik sich auf Grundlage von Gesetzen, Regelwerken und Studien überwiegend selbst aufstellt, auch eingehalten werden. "Unsere Aufgabe ist es, Krankheiten zu verhindern, bevor sie entstehen", sagt Ulrike Eberle über ihren Job. Und das beschreibt ganz gut, dass der niemals langweilig werden kann.

"Suche nach Fehlern"

Da wären die Rundgänge über die Stationen, "die Suche nach Fehlern und Problemen", wie sie sagt. Gibt es Baumängel, die ausgebessert gehören? Ist das Desinfektionsmittel das passende für die jeweilige Station und ist es korrekt gelagert? Legen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genug Wert auf die Hygiene und werden sie – speziell zu Zeiten von Covid-19 – auch ausreichend vor Viren und Keimen geschützt?

Ein bisschen Hygiene-Polizei

Ulrike Eberle und ihre vier Kolleginnen und Kollegen der Klinikhygiene sind aber nicht nur die Hygiene-Polizei im Klinikum, sie haben auch beratende Funktion – etwa, wenn es um die Umsetzung der Vorgaben des Corona-Krisenstabs geht. Einmal in der Woche sitzen sie hier mit ihren Vorgesetzten im Mikrobiologischen Institut zusammen und besprechen die neuen Konzepte zur Quarantäne, zur Isolation oder zu den Corona-Testverfahren.

Waren vor der Pandemie die sogenannten Multiresistenten Keime der Hauptgegner, mal ein exotisches Fieber oder ein Keim aus einem ausländischen Krankenhaus, das einen Patienten im Urlaub befallen hat, hat zuletzt der Coronavirus alle Kraft gekostet und die Alltagsroutine in den Hintergrund gedrängt.

"Wir kennen unsere Feinde"

"Normalerweise", sagt Ulrike Eberle, "kennen wir die Feinde. Wir wissen, was sie anrichten können, wir wissen, wie sie sich verbreiten und wir wissen, wie wir uns vor ihnen schützen können. Bei Corona wussten wir lange Zeit noch wenig bis gar nichts."

Hinzu kam der Materialmangel, Kittel, Masken, Desinfektionsmittel – plötzlich gab es Lieferengpässe, Beschaffungsprobleme, schwindende Reserven. "Man konnte sich auf keinerlei Zusagen der Lieferanten mehr verlassen", sagt Ulrike Eberle. Nicht selten fragte sie sich auf dem späten Nachhauseweg, wie lange die Bestände wohl noch ausreichen werden?

Zustand wie in Entwicklungsländern

Sogar die Klinik-Apotheke bekam irgendwann die Freigabe, Desinfektionsmittel im Haus herzustellen – eine Maßnahme, die Ulrike Eberle sonst nur aus Entwicklungsländern kannte. "Das Ausmaß, das diese Pandemie anrichtete, hätten meine Kolleginnen und Kollegen, hätte ich niemals für möglich gehalten." Doch der Coronavirus brachte auch einen ganz neuen Fokus auf die Hygienerichtlinien. Studenten, die zum Helfen auf die Covid-Stationen kamen, mussten eingewiesen werden, Pflegekräfte aus anderen Bereichen eingearbeitet.

Drei Phasen pro Tag

Manchmal schulte Ulrike Eberle in drei Phasen pro Tag die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Ich war glücklich, dass ich weiterhelfen konnte. Aber es war auch unglaublich kräftezehrend." Angst vor einer eigenen Ansteckung hatte Ulrike Eberle nur ganz am Anfang. Dann fühlte sie sich bald gut geschützt vor der unbekannten Gefahr – weil sie auch wie kaum eine zweite wusste, dass die Klinik alles dafür tat, dass sich der Virus nicht verbreiten kann.

"Angst und Panik", sagt sie, das habe sie nach so vielen Jahren gelernt, "sind nie gute Ratgeber. Respekt ist wichtig – aber keine Angst." Die macht sie nur den Menschen, die die Gefahr herunterspielen wollen oder nicht an sie glauben. Ulrike Eberle hat mit eigenen Augen auf den Covid-Intensivstationen gesehen, wie gnadenlos der Virus zuschlagen kann. Sogar bei jungen Menschen. "Wenn ich Menschen begegne, die das zu locker nehmen, dann mache ich eigentlich nichts anderes als in der Klinik", sagt sie: Sie spricht sie dann an und erzählt, wie wichtig die Hygiene ist.

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