Fast keine Veranstaltungen möglich

Den Narren im Raum Erlangen vergeht heuer das Lachen

23.1.2022, 12:30 Uhr
Keine großen Sprünge wie einst die Garde und das Tanzmariechen des Herzogenauracher Karnevals-Clubs können heuer die heimischen Faschingsvereine machen.

© Berny Meyer Keine großen Sprünge wie einst die Garde und das Tanzmariechen des Herzogenauracher Karnevals-Clubs können heuer die heimischen Faschingsvereine machen.

Nahezu alle öffentlichen Veranstaltungen von größerem Umfang wie Prunksitzungen oder Umzüge mussten nach 2021 jetzt erneut abgesagt werden. „Bei dem enormen Aufwand, den beispielsweise eine Prunksitzung erfordert, ergibt es keinen Sinn, diese vor einer erheblich reduzierten Anzahl von Besuchern durchzuführen, was theoretisch möglich wäre“, erläutert Markus Armbruster, der Vorsitzende der Brucker Gaßhenker.

Vor der Corona-Pandemie kamen jährlich etwa 50 000 Gäste zum Faschingszug durch Bruck, den viele Gruppen aus der Region mit aufwendig geschmückten Wagen gestalteten. „Es gibt immer Punkte innerhalb des Verlaufs mit besonders guter Sicht, wo sich die Menschen sammeln. Dass wir Mitglieder herumschicken, die dort auf das Einhalten der Abstände achten und sich vielleicht permanent in Diskussionen für ihr Vorgehen rechtfertigen müssen, ist undenkbar“, hebt Armbruster hervor.

Schade: Ein solch buntes Treiben bleibt diesmal am Faschingsdienstag in Neunkirchen aus.

Schade: Ein solch buntes Treiben bleibt diesmal am Faschingsdienstag in Neunkirchen aus. © Harald Hofmann

Schweren Herzens entschieden sich auch die Verantwortlichen des Karnevals-Clubs Herzogenaurach (KCH), auf die zwei geplanten Prunksitzungen und den Kinderfasching zu verzichten. „Bei den Garden übten die Mädchen zwar online, doch konnten die Trainerinnen einfach nicht die nötige Qualität garantieren, die wir von unserem Anspruch her für Auftritte vor Publikum bieten wollen“, so Vorsitzender Stefan Herbig.

Er hofft, dass die Gardemädchen wieder zusammen Choreografien einstudieren können, wenn die Inzidenzzahlen niedriger sind. Derzeit werde bei den Dachverbänden diskutiert, ob eventuell Turniere heuer vom Herbst auf den Spätsommer vorgezogen werden. Das Problem wird laut Hertig freilich sein, hierfür Veranstalter zu finden: „Zuverlässige Planungen sind praktisch nicht möglich. Keiner will riskieren, am Ende draufzuzahlen.“

Jahr um Jahr heimsten die Tänzerinnen der Röttenbacher Besenbinder bundesweit Erfolge ein. Das Virus stoppte leider auch diese Serie jäh.

Jahr um Jahr heimsten die Tänzerinnen der Röttenbacher Besenbinder bundesweit Erfolge ein. Das Virus stoppte leider auch diese Serie jäh. © Josef Sturm

Sehr hart trifft die Entwicklung natürlich den Röttenbacher Karnevalsclub „Die Besenbinder“, die bekanntlich in den vergangenen Jahren zahlreiche bundesweite Erfolge verbuchen konnten. Wenn die Mädchen die Mischung von Perfektion und Kreativität bei den einzelnen Tänzen weder Zuschauern noch den Jurys zeigen könnten, leide darunter auch die Motivation, bedauert Vorsitzender Thomas Semmelroth die momentane Lage vor allem im Hinblick auf die Aktiven.

Es sei schade, die jungen Menschen ein weiteres Mal vertrösten zu müssen. Dennoch freue er sich, dass die Mädchen sich nicht unterkriegen ließen und angesichts der Rückschläge ein beachtliches Durchhaltevermögen an den Tag legten.

Prunksitzungen mit 25 Prozent der üblichen Besucherzahl abzuhalten, kam auch für die Weisendorfer „Blummazupfer“, die als Tanzsportabteilung dem TSG angeschlossen sind, nicht in Frage. Damit die Tänzerinnen wenigstens einmal beweisen können, wozu sie in der Lage sind, überlegen die Mitglieder derzeit, zumindest eine interne Veranstaltung zu organisieren, an der die Eltern teilnehmen, wobei sich natürlich streng an die Vorschriften gehalten wird, informiert Abteilungsleiter Daniel Weiß.

Zug fällt aus

Nicht stattfinden kann der Zug durch das Dorf, für den in der Vergangenheit der Heimatverein verantwortlich war, da die „Blummazupfer“ mitmarschierten und nicht die Aufsicht übernehmen konnten. Als Trost für die vielen negativen Nachrichten in dieser traurigen Session drehte die Garde vor Weihnachten ein Video, das an Interessenten verschickt wurde. Die Kinder präsentierten ihre Kostüme bei einem Fototermin.

Auch beim Neunkirchener Carnevals-Verein (NCV) muss auf die legendären Prunksitzungen, den Zug durch die historische Altstadt, den Kinder- und den Rockfasching verzichtet werden. Damit die Fans jedoch nicht komplett auf das Narrenspektakel zu verzichten brauchen, überlegt der Vorstand, am 19. Februar in der Grundschule eine Prunksitzung per Live-Stream zu veranstalten. Pressesprecher Benjamin Hoell: „Es tut weh, sich den Kopf für eine fetzige Büttenrede zu zerbrechen und diese dann in der Schublade verschwinden zu lassen. Deshalb wollen wir die Möglichkeiten des Internets nutzen.“

Der „Effeltricher Fosanochtsverein Allamoschee“ hat seine Homepage https://allamoschee.wixsite.com/effeltrich ohnehin gespickt mit Liedern

zum Mitsingen und virtuellen Mitschunkeln. Außerdem plant der Vorstand eine Überraschung, will aber noch nichts verraten: „Sonst wäre es ja keine Überraschung!“

Ein gebremster Sturm

Den Rathaussturm hat die Erlanger „Narrlangia“ am 11.11. noch durchgezogen, auch wenn es weit weniger stürmisch zuging als üblich. Möglicherweise hat Oberbürgermeister Florian Janik den Schlüssel zum Amtsgebäude sogar gern herausgerückt angesichts der nervtötenden Kapriolen, die das Virus regelmäßig schlägt.

An die Inthronisation, die Auftritte von Ministerrat, Senat, Garden und Männerballett sowie den Kinderfasching war freilich nicht mehr zu denken. Eventuell gibt es als kleine Entschädigung zum Ende der aktuell wenig lustigen fünften Jahreszeit eine Senioren-Prunksitzung, doch auch dies ist nach Auskunft von Jürgen Friedrich, dem Vorsitzenden von "Narrlangia Rot-Weiss“, wegen der zahlreichen Auflagen „eher unwahrscheinlich“.

Da das nötige Trainingspensum nicht absolviert werden konnte und wegen der organisatorischen Schwierigkeiten bei den gegenwärtigen Vorgaben haben auch die Buckenhofer Seku-Narren alle Auftritte gecancelt. „Die Gesundheit ist uns das Wichtigste, weshalb wir Aktive, Mitglieder und Gäste keinem Infektionsrisiko aussetzen möchten“, hebt der Vorstand um Vorsitzende Melanie Ott hervor.

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