Der Berg meines Lebens: Alt-OB Balleis erinnert sich

28.5.2020, 06:00 Uhr
Der Berg meines Lebens: Alt-OB Balleis erinnert sich

Diesmal brauchte es für den Anstich gleich drei Bürgermeister. Schließlich war es das Jubiläums-Jahr. Die ganze Stadt feierte 250 Jahre Bergkirchweih. Also gab es drei Fässer und entsprechend auch drei Bürgermeister zum Anzapfen. Siegfried Balleis war als Stadtoberhaupt natürlich dabei, dazu Gerd Lohwasser und Elisabeth Preuß.


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"Sie hat uns alle alt aussehen lassen", erinnert sich Balleis, "weil sie mit nur einem einzigen Schlag das Fass angezapft hat. Wir haben schon vermutet, dass sie lange vorher geübt hat." Lohwasser musste nach 14 Schlägen aufgeben, und selbst die Wirte hatten es dann schwer, das dritte Fass zu öffnen.

Doch nicht nur deshalb: "Für mich war es eine außergewöhnliche Bergkirchweih", sagt Siegfried Balleis. An den 12. Mai 2005, den Anstich-Tag der Bergkirchweih, erinnert sich der ehemalige Erlanger Oberbürgermeister noch sehr gut. Wenige Stunden vor dem Anstich hatten sich in der Orangerie Oberbürgermeister und Landräte versammelt, um die Metropolregion ins Leben zu rufen. Wenig später konnten die Politiker das mit einer kühlen Maß auf dem Berg-Gelände feiern.

Balleis war als Stadtoberhaupt vorher noch beim Festzug zum 250. Jubiläum der Bergkirchweih gefragt. Er führte den Zug gemeinsam mit seiner Frau durch die gesamte Stadt. "Auch sie ist ein großer Berg-Fan", sagt Siegfried Balleis. Von Anfang an, 2001 hatte das Paar geheiratet, sei Angelika Balleis in Tracht gekommen. "Dafür wurde sie zuerst auch belächelt", meint Balleis. Das änderte sich erst mit der Zeit.

Beim Festumzug hatten sich viele Erlanger versammelt. "Es haben sich enorm viele Vereine und Verbände engagiert, auch die Brauereien waren dabei." Balleis ging ganz vorne mit. Am Martin-Luther-Platz wechselte er dann in die Moderatoren-Rolle. "Dort habe ich mit Klaus Karl-Kraus die Wagen vorgestellt."

Walter Schatz, ein guter Freund von Balleis und früher stellvertretender Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, sagte darüber hinterher, "dass er das auch noch nie erlebt hat, dass ein Oberbürgermeister den Festzug sogar kommentiert", meint Balleis. "Er war ein absoluter Fan der Bergkirchweih und ist deshalb jedes Jahr nach Erlangen gekommen."

Das Wetter passte 2005 auch, und das ist ja immer ein wichtiger Gradmesser. Dabei hätte es genauso gut ein sehr kalter Berg werden können, schließlich ging das Fest schon am 12. Mai los, so früh wie selten. "Das letzte Mal, dass der Berg so zeitig im Kalenderjahr begonnen hatte, war 1818. Da war Pfingsten bereits am 10. Mai", erzählt Balleis. 2005 fand die Kirchweih im 250. Jahr statt — aber nicht zum 250. Mal. Wegen Kriegen und Krisen war das Fest zuvor bereits einige Male ausgefallen.


Erlangen spart durch den Ausfall der Bergkirchweih viel Geld


"Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aber hat die Bergkirchweih durchgehend stattgefunden." Bis jetzt. Besonders aufgeregt wegen des Berg-Jubiläums sei er damals nicht gewesen, meint Balleis. Als Oberbürgermeister war es bereits seine zehnte Kirchweih. "Außerdem haben wir drei Jahre zuvor den 1000. Geburtstag der Stadt Erlangen gefeiert, deshalb hatten wir schon Erfahrung, auch mit einem großen Festumzug." Trotzdem hatte Balleis an den Bergkirchweih-Tagen viel zu tun.

"Häufig waren am Anstich geladene Gäste da. Es waren tolle Gelegenheiten, auch das ein oder andere dienstliche Gespräch zu führen", erinnert sich der CSU-Politiker. "Es war nicht nur reines Feiern, es war immer auch etwas Dienstliches dabei." Erst später am Abend konnte sich auch der Oberbürgermeister zurückziehen. "Ab 22 Uhr hat man sich immer getroffen, es war eine alte Tradition. Mit Freunden und Bekannten hat man dann den Berg-Ausklang gefeiert." Da war Balleis dann nicht mehr Oberbürgermeister, sondern einfach Erlanger.

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