Der "Brucker Deckel" wird immer wahrscheinlicher

15.7.2018, 15:30 Uhr
Der

© Klaus-Dieter Schreiter

"Ich finde es klasse, dass ihr eine solche Lösung parat habt, das ist überragend", frohlockte der Teammanager des FSV Bruck, Ralph Gläßer. Ein anderer Mann meinte nach der Präsentation der Fachleute nur bewundernd: "Das ganze Projekt überrascht mich". Die Veranstalter hatten aber auch eine geballte Ladung von Kompetenz mit gebracht um den lärmgeplagten Anliegern der A73 bei Bruck zu zeigen, dass es durchaus eine Lösung gibt, um sie von dem Lärm zu befreien.

Landschaftsarchitekten aus Dresden und Stadtplaner aus Darmstadt arbeiten derzeit Hand in Hand an einer Machbarkeitsstudie für das Projekt "Autobahndeckel BAB 73". Dieser Deckel soll bekanntlich nicht nur den Lärm abschirmen, er soll auch das derzeit durch die Autobahn zweigeteilte Bruck wieder zusammen führen.

Ähnliche Projekte haben die beiden Planungsbüros bereits geplant und auch etliche Beispiele gezeigt, wie es einmal aussehen könnte in Bruck. Anstatt Autobahn und Verkehrslärm herrscht dann Grün vor, soll es neue Wegebeziehungen geben, und vielleicht auch Parkplätze, um die Autos aus den Wohngebieten heraus zu halten.

"Das beschäftigt mich bereits so lange, wie ich politisch in der Stadt aktiv bin", bekannte Innenminister Joachim Herrmann. "Damals als Stadtrat hatte ich aber leider noch nicht so viel zu sagen, damals war das nicht durchzusetzen". So ein Deckel funktioniere schließlich in Regensburg und in Bonn auch, und der Petuelring in München sei ebenfalls erfolgreich überdeckelt worden, meinte Herrmann.

Man dürfe ein solches Projekt aber nicht nur am Straßenbau festmachen, es gehe auch um städtebauliche Gesichtspunkte. Darum müsste auch die Städtebauförderung greifen. "Der Freistaat ist bereit mit zu wirken", so Herrmann.

Bereits im März, berichtet der Innenminister, hätten sich die Autobahndirektion, die Stadt und er zusammengesetzt, um über das Projekt zu diskutieren. Die ersten Ergebnisse wurden den Bürgern nun vorgestellt.

Laut dem Erlanger Planungsreferenten Josef Weber umfasst die Machbarkeitsstudie die Überdeckelung des 1,4 Kilometer langen Autobahnbereichs zwischen der Brücke Tennenloher Straße und der Ausfahrt Erlangen Bruck. "Ein dickes Brett" müsste man zwar bohren, um das zu realisieren, aber es könne durchaus ein Modellprojekt werden.

Weber bringt unter anderem Beispiele aus Paris und Zürich, und sagt: "All diese Dinge gibt es. Es wird Zeit, dass solche Visionen auch bei uns Wirklichkeit werden. Wir als Stadt sind bereit mit zu machen, gemeinsam mit dem Bund und dem Freistaat". Der Bund aber müsse die Hauptlast tragen, weil er auch der Verursacher des Lärms sei.

Die Planer haben errechnet, dass durch einen Deckel über der A73 für bis zu 6500 Anwohner eine Lärmreduzierung von drei dB erreicht werden kann, was eine merkliche Reduzierung des Lärms bedeutet. Für etwa 1000 Anwohner könnte sogar eine Halbierung des Lärms erreicht werden.

Gleichzeitig würde ein ganzes Bündel von "städtebaulichen Missständen" wie viel zu laute Erholungsflächen, die unzureichende Anbindung des Friedhofs und isolierte Quartiere beseitigt werden. Allerdings werde das alles ganz schön viel Geld kosten. Je nachdem, ob die Autobahn gleichzeitig auch tiefer gelegt und wie breit sie dann sein wird, rechnet die Autobahndirektion mit Kosten in Höhe von 240 Millionen bis 330 Millionen Euro.

Er könne zwar keine Finanzierungszusage geben, aber es lohne sich dafür zu kämpfen, meinte Joachim Herrmann. 

Auch in Nürnberg werde der Freistaat schließlich "eine Menge Geld" für den Ausbau der A73 in die Hand nehmen. "Es ist keine Fata Morgana". Das Projekt könne "in plus, minus zehn Jahren" realisiert werden.

Die Bürger staunten nicht schlecht ob der vorgestellten Visionen und der deutlich gewordenen Realisierungschancen. Am Ende der Informationsveranstaltung wollten Herrmann und Weber dann noch die ohnehin bereits durch die positiven Wortmeldungen deutlich gewordene Zustimmung der Bürger auch optisch bestätigt haben: Alle reckten daraufhin die Hand in die Höhe. Nun werden die Planer weiter machen mit der Machbarkeitsstudie und noch mehr ins Detail gehen.

6 Kommentare