Kleinsendelbach

"Der Lärm ist schlimmer als an der Autobahn"

12.6.2021, 10:30 Uhr
Das Messgerät bestätigt, was in den Ohren dröhnt: Das ist eindeutig zu laut! Margareta und Katharina Grüner (links) hoffen auf Maßnahmen gegen die Verkehrsbelästigung in Steinbach.

© Scott Johnston Das Messgerät bestätigt, was in den Ohren dröhnt: Das ist eindeutig zu laut! Margareta und Katharina Grüner (links) hoffen auf Maßnahmen gegen die Verkehrsbelästigung in Steinbach.

Das Hauptproblem ist, dass sich die Straße von der Bushaltestelle, die noch weit im Ortsinnern liegt, in einer langen Geraden bis zur Abzweigung nach Brand, das zum Markt Eckental gehört, zieht. Fahrer, die mit erlaubten 100 oder etwas weniger Stundenkilometern aus Richtung Eckental kommen, lassen ihre Fahrzeuge nach dem Ortsschild in der Regel ausrollen.

So befindet sich die Tachonadel in Steinbach noch eine geraume Zeit über den nun vorgesehenen 50 km/h. Bei Lastwagen oder Bussen ist die Motorbremse besonders laut.

Umgekehrt beschleunigen viele Fahrer, die das Dorf verlassen, schon deutlich vor dem Ortsende. Immer wieder beobachten Katharina und ihre Schwester Margareta Grüner, dass dabei mit dem Beginn der Geraden schon im Ort überholt wird. "Wer sich an die Begrenzung auf 50 Stundenkilometer hält, ist für einen Teil der Fahrer viel zu langsam", ergänzt Roland Knoll.

Gefährlich für Radler

Da in Steinbach der Radweg aus Richtung Eckental endet und die Radler deshalb die Fahrbahn überqueren müssen, kann es hier zu Gefährdungen kommen. Dies gilt auch für Schulkinder, die zur Bushaltestelle laufen. Wer aus einer Nebenstraße einbiegt, erlebt nicht selten gleichfalls brenzlige Situationen.

Als ärgerlich, weil vollkommen unnötig empfinden es die drei, wenn Motorräder oder getunte Autos extra aufgedreht werden, damit es richtig "schön" knattert. "Wirklich schön wäre es, den Geltungsdrang ein bisschen zurückzustellen und an die Anwohner zu denken", hebt Knoll hervor.

Intensiv unterhielt er sich mit einem Polizisten. der eine Radarfalle betreute. Dieser habe ihm berichtet, dass er an der Stelle die meisten Verstöße im ganzen Landkreis registriere. Sogar Geschwindigkeiten von über 100 km/h seien im Ort geblitzt worden.

Auch nachts keine Ruhe

Einen Wecker kann sich der Steinbacher sparen: "Spätestens um 5.30 Uhr geht es mit dem Lärm vor allem durch den Schwerverkehr los." Da nachts in der Regel keine Radarkontrollen vorgenommen würden, kann es auch da immer wieder einmal laut werden.

Am besten wären seiner Ansicht nach fest installierte Blitzgeräte, die freilich teuer sind. In jedem Fall sollte das Ortschild weiter nach Osten verlagert und danach - wie zwischen Steinbach und Kleinsendelbach - die Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 70 km/h reduziert werden. Ein sogenannter Verkehrs-Smiley, der per Anzeigetafel über die Geschwindigkeit informiert, ergebe gleich am Ortsbeginn weit mehr Sinn als im Ortsinnern, wo derzeit gelegentlich welche aufgebaut werden.

Weitere Möglichkeiten, um die Lärmbelästigung zu verringern, wären ein Flüsterasphalt, eine Querungshilfe oder eine Verkehrsinsel am Ortsanfang, wozu im Nachbarort Frohnhof die Staatstraße vor einigen Jahren eigens umgebaut wurde.

Tempo 30 für Laster?

Positiv fielen Knoll die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 km/h für Laster in Effeltrich und Gosberg auf. Er, Katharina und Margarete Grüner, die von den Bürgern im Umkreis unterstützt werden, sind sich einig: "Die Vertreter der Gemeinde, des Staatlichen Bauamts und des Landratsamts sollten sich untereinander absprechen, was am sinnvollsten ist. Irgendeine Lösung muss es doch geben. Momentan braucht sich keiner mit einem Stuhl in den Garten oder auf den Balkon zu setzen - das ist nicht zum Aushalten!"

Die Kleinsendelbacher Bürgermeisterin Gertrud Werner kann den Protest der Anwohner gut nachvollziehen. "Ich bin als Kind an der Staatsstraße direkt neben einer Bushaltestelle aufgewachsen und weiß, was dieser ständige Lärm bedeutet", erzählt sie.

Durch die eingeengte Tallage sei eine Umgehung von Steinbach und Kleinsendelbach kein Thema. Sollte die Westumfahrung von Neunkirchen verwirklicht werden, müsse sogar mit noch mehr Verkehr gerechnet werden, weil Lastwagenfahrer, die sich die Maut sparen oder abkürzen wollen, die Route von der A9 bei Schnaittach über die Staatsstraße 2240 zur A73 wählen würden.

Debatte im Gemeinderat

Über die konkreten Probleme im Osten Steinbachs habe der Gemeinderat bereits beraten. Allerdings könne die Gemeinde keine Maßnahmen anordnen, da hierfür das Landratsamt in Absprache mit dem Staatlichen Bauamt zuständig sei, stellt die Bürgermeisterin heraus.

Geschwindigkeitskontrollen würden immer wieder durchgeführt, hätten aber nicht auf alle Fahrer eine erzieherische Wirkung: "Manche Rowdys zahlen das Bußgeld und rasen weiter oder lassen die Motoren aufheulen!"

Petra Dittrich, Fachbereichsleiterin für das Thema Verkehr beim Landratsamt in Forchheim, betont, dass im Rahmen der regelmäßigen Verkehrsschauen alle kritischen Bereiche unter die Lupe genommen würden. Wegen der Beschwerden der Bürger hätten sich die Fachbehörden mit der Situation in Steinbach darüber hinaus noch einmal ausgiebig beschäftigt.

"Rechtsgrundlage fehlt"

Die Staatsstraße sei gemäß ihrer Funktion für den überörtlichen Verkehr ausgelegt. Deshalb gebe es keine Rechtsgrundlage für Beschränkungen des Verkehrs einschließlich der Höchstgeschwindigkeit sowohl inner- als auch außerorts.

Diese sei lediglich an der Abzweigung nach Brand wegen der dortigen Querungshilfe und den beiden Bushaltestellen auf 70 km/h begrenzt worden, so Petra Dittrich. Auch für eine Verlegung des Ortschildes fehlten die Voraussetzungen, da man es gut sehen könne und es am Beginn der Bebauung stehen solle. Wegen der beengten Verhältnisse komme auch keine Querungshilfe in Frage.

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