Deshalb ist in ganz Bayern derzeit nur ein Kino in Erlangen geöffnet

12.5.2021, 18:30 Uhr
Deshalb ist in ganz Bayern derzeit nur ein Kino in Erlangen geöffnet

Gestern Abend um 19.30 Uhr, da gab es "Neues aus der Welt" in der Güterhallenstraße. Dabei ist die Geschichte vom Ex-Soldaten, der nach dem amerikanischen Bürgerkrieg durch das Texas von 1870 reist, um dem Volk aktuelle Nachrichten der Welt aus Zeitungen vorzulesen, so neu gar nicht mehr: Weihnachten 2020 lief der Western, der übrigens hervorragende Kritiken besitzt, bereits in den USA – der Kinostart im Januar 2021 in Deutschland wurde aufgrund der Pandemie verschoben.

"Netflix" statt Kinoleinwand

Erstmals konnte, wer wollte und ein Abonnement des Streaming-Dienstes "Netflix" besitzt, im Wohnzimmer im Lockdown einen Kinostreifen genießen – "Neues aus der Welt", während sich die eigene Welt noch auf vier Wände beschränkte.

Seit Montag ist das anders. Zwar noch nicht die Welt, aber immerhin die Innenstadt steht den Erlangerinnen und Erlangern wieder einigermaßen offen – sofern man negativ getestet, doppelt geimpft oder von einer Covid-Infektion genesen ist.

Biergarten, Außengastro, Kino

Die Menschen zieht es in die Biergärten, in die Außengastronomie – und auch ins Kino: "Bayernweit das allererste und einzige", so freute sich Wolfram Weber, Inhaber des Manhattan, seien sie in Erlangen nun nach den Lockerungen. "Dabei kann ich die Zurückhaltung der Kolleginnen und Kollegen überhaupt nicht verstehen."

Über 400 verkaufte Tickets

Regelrecht überrascht seien sie gewesen, sagt Weber, "wie ausgehungert die Menschen nach Kino sind". Im Manhattan waren für gestern Abend nur noch Restkarten zu haben für "Neues aus der Welt". Über 400 Tickets haben sie bereits für ein erstaunlich breites Programm mit Vorreservierungen verkauft, "es wird ein guter Start und wir können sehr zufrieden sein", freut sich Wolfram Weber.

Zwar ist die Kapazität seiner drei Deluxe-Kinosäle aufgrund der Hygienemaßnahmen auf 60 Prozent reduziert, trotzdem aber zählt das Kino zu den Sehnsüchten, die die Menschen in der Pandemie offenbar umtreiben.

"Soviel los wie vor der Pandemie"

"Bereits am Montag war im Café und im Kino genau so viel los wie im Mai 2019", sagt auch Katrin, die an der Kasse des Manhattan steht. Und am Montag, wir erinnern uns, war kein klassischer Kinotag – es schien die Sonne an einem warmen Frühsommertag, die Menschen trieb es vor allem in die Biergärten (siehe Artikel unten). "Alle, die kommen, sagen, wie froh sie sind, dass sie wieder ins Kino können", berichtet Katrin – egal ob in "Jim Knopf" am Nachmittag mit den Kindern, oder eben in die Hollywood-Filme am Abend.

Dabei kann man bei der Reservierung die Sitzplätze noch frei wählen, das System hält die Plätze direkt daneben dann automatisch frei. Durch die Deluxe-Kinosäle sind die Abstände zwischen den Stühlen und den Reihen ohnehin größer.

"Wir hatten die freie Auswahl"

"So viele Kollegen behaupten, es gäbe grad kaum Filme, es lohne sich gar nicht – aber das sehe ich anders: Wir hatten die freie Auswahl." Sogar "Nomadland", erst Ende April bei den Oscar-Verleihungen mit drei Auszeichnungen bedacht, wäre sofort verfügbar gewesen. "Den heben wir uns aber noch bis Juni auf, wenn hoffentlich auch in Nürnberg endlich wieder gespielt werden kann", sagt Weber.

Bis dahin ziehen sie noch eine Überdachung über den Außenbereich im Manhattan. Auf den sonnigen Wochenstart soll Dauerregen folgen. Eine Tatsache, die Weber nicht traurig macht: "Das ist das klassische Kinowetter. Das war schon immer so."