Die Erlanger Bergkirchweih beerdigte ein echter Pfarrer

29.5.2018, 19:14 Uhr
Die Erlanger Bergkirchweih beerdigte ein echter Pfarrer

© Klaus-Dieter Schreiter

Diesmal gibt es sogar Gottes Segen: Wer beim Fass-Begräbnis ein paar Bier-Spritzer vom neuen Priester abbekommt, kann sich also doppelt glücklich schätzen. Pfarrer Wolfgang Leyk von der Neustädter Kirche übernimmt in diesem Jahr das hohe Priesteramt, das zuvor jahrelang der ehemalige Wirt des Erich Kellers, Thomas Fischer, inne hatte. Gemeinsam mit den neuen Wirten Udo Helbig und Jorgos Liapouris trägt Pfarrer Leyk am Montagabend das letzte Fass der Erlanger Bergkirchweih im 263. Jahr zu Grabe. Dabei verteilt er auch das gerstenhaltige Weihwasser. 

Während auf den anderen Kellern die Besucher weiter feiern, stimmen die Moskitos am Erich Keller das Lied "Blutwurst und Sauerkraut" an, die Prozession setzt sich in Bewegung. Oben am Keller schaufeln die Wirte eine Grube, kämpfen dabei ein wenig, ehe genug Platz ist für das Bierfass. Viele Erlanger versammeln sich zum Begräbnis, schwenken bereits ihre Taschentücher, trinken noch eine letzte Maß. Dann ist das Fass verbuddelt.

Kein Ende

Auf der neuen Erich-Keller-Bühne spielen die Moskitos weiter, immer weiter, auch Oberbürgermeister Florian Janik kann nicht genug bekommen. Erst als gegen 23.30 Uhr "Lili Marleen" erklingt, sieht man die ersten Tränen. "Das ist ein besonderer Moment, weil die Leute wirklich ergriffen sind", sagt Sänger Harry Neubauer. "Das fühlt sich besonders gut und auch traurig an." Die Berg-Besucher wedeln weiter mit ihren Taschentüchern, liegen sich in den Armen, singen die letzten Strophen. Doch selbst dann ist nicht Schluss, die Moskitos spielen noch "Wer weiß, wann wir uns wiedersehen". Erst danach verkündet Neubauer: "Das war’s." Bis zum nächsten Wiedersehen am Berg.

Ein "äußerst erfreuliches Resümee" zieht Karl-Heinz Hartnagel als Sprecher der Schausteller. Aufgrund der überwiegend trockenen Witterung strömten die Besucher in Scharen. 

Die Erlanger Bergkirchweih beerdigte ein echter Pfarrer

© Klaus-Dieter Schreiter

Dabei empfindet er es als sehr vorteilhaft, dass sich der Andrang gleichmäßiger verteilte als in der Vergangenheit und nicht allein auf die Stoßzeiten am Abend und an den Wochenenden konzentrierte: "Immer mehr Gäste nutzen gezielt die Zeitspannen, wenn nicht ganz so viel los ist."

"Wir standen oben und schauten dumm"

Äußerst zufrieden blickt auch "Berg-Referent" Konrad Beugel auf die fünfte Jahreszeit zurück. Die Auswirkung der Musikpausen am Erich-Keller auf das Sicherheitskonzept müssten noch geprüft werden.

Für Frank Schmerler von der Band Weisendorfer Soundexpress waren 45 Minuten als Pause auf jeden Fall zu lang. Es sei so voll gewesen, dass die Gruppe nicht von der Bühne gekommen sei: "Wir standen oben und schauten dumm."

 

230 Straftaten registrierte die Polizei. Um 75 Prozent ging hierbei die Zahl der Taschendiebstähle zurück. Mit 22 wurden hingegen etwas mehr Fahrräder geklaut als vor einem Jahr.

50 Körperverletzungen waren zu verzeichnen. Kurz nach dem offiziellen Ende wurde ein Texaner Opfer eines Faustschlags, nachdem ihn zwei Männer zuvor angepöbelt hatten. Leider sind auch mehrere Fälle sexueller Belästigung von Frauen zu beklagen — die gravierendste ebenfalls am letzten Berg-Tag.

Einsatzkräfte im Dauereinsatz

3810 Dienststunden haben die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) geleistet. Volker Nachtmann von der Bereitschaftsleitung des Kreisverbandes verweist zum Vergleich auf das Jahr 2004, wo es "nur" 2835 Helferstunden gewesen waren — etwa tausend weniger als heuer. In einer Abendschicht sind beim BRK bis zu 35 Helfer unterwegs.

633 Personen wurden bei den beiden Sanitätsstationen am Schützenweg und am Westast der Bergstraße versorgt — vor einem Jahr benötigten 111 Menschen mehr fachmännische Hilfe. Das Spektrum der Fälle reichte von leichten Hautverletzungen über Schnitt- und Schürfwunden bis hin zu Herzinfarkten. 

Rotes Kreuz hat alle Hände voll zu tun

12 Schwerverletzte registrierte das Rote Kreuz. Dies ist ebenfalls ein Rückgang gegenüber 2017, wo es 19 waren. Aufgrund der aktuellen Schuhmode musste diesmal kein einziges Blasenpflaster aufgebracht werden.

260 Patienten nahmen die Bergwache-Ost und ihr Pendant am Martin-Luther-Platz vom Arbeiter-Samariter Bund (ASB) auf. Wegen des recht guten Wetters schnellte bedauerlicherweise die Zahl der Kreislaufbeschwerden nach oben.

3 Promille hatte ein Patient beim After-Berg intus. Ein BRK-Mann wollte ihm helfen — und wurde mehrfach beleidigt.

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