Bundestagswahl 2021

Die Erlanger Kandidaten im Wahlcheck - Christian Stadelmann (ÖDP)

17.9.2021, 11:19 Uhr
Wahlzettel (Symbolbild).   

© Sebastian Gollnow, dpa Wahlzettel (Symbolbild).  

Warum sollten die Wählerinnen und Wähler am Wahlsonntag bei Ihnen ihr Kreuz machen?

Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, die Klimakatastrophe geordnet abzuwenden. Wir müssen sofort in allen Lebensbereichen handeln! Ich kann helfen, den Energiesektor auf erneuerbare Energien umzustellen. Die soziale Schere ist zu weit auseinander gegangen. Wir müssen sie wieder schließen, unter anderem, indem wir Reichtum stärker besteuern und den Mindestlohn anheben. Ich will mitwirken, die Demokratie weiterzuentwickeln, indem wir Firmenspenden beenden, Lobbyismus und Korruption eindämmen und endlich bundesweite Volksentscheide einführen. Dafür trete ich mit der ÖDP zur Bundestagswahl an.

Was sind Ihre politischen Leib- und Magenthemen?

Klimaschutz, vor allem im Bereich der Energieerzeugung und -nutzung, wozu ich in meinem Elektrotechnik-Studium einiges lernen durfte.

Demokratie, vor allem direkte Demokratie, also dass alle Menschen auch über Sachfragen entscheiden dürfen und nicht nur Personen und Parteien wählen können.

Christian Stadelmann (ÖDP):

Christian Stadelmann (ÖDP): © Paul Gerngroß, NN

Datenschutz und IT-Sicherheit: In unserer zunehmend digitalen Welt müssen wir die Oberhand behalten, was mit unseren Daten passiert und was unsere digitalen Geräte tun.

Welche Themen halten Sie für die derzeit wichtigsten?

Abwendung der Klimakrise: Wir müssen sofort massiv umsteuern, damit wir die Klimaerwärmung unter 1,5°C halten können! Abkehr vom Fokus auf Wirtschaftlichkeit: Wir müssen auch Jobs ordentlich bezahlen, die keinen Gewinn machen, aber für die Gesellschaft umso wichtiger sind. Warum verdiene ich als Ingenieur etwa das doppelte bis dreifache von Menschen, die Menschen pflegen oder Busse und Züge fahren? Das kann doch nicht sein! Arbeitsbereiche, die für unsere Gesellschaft wichtig sind, müssen gute Arbeitsbedingungen haben. Eindämmung von Lobbyismus und Korruption: Dubiose Maskendeals und das Maut-Debakel sind schädlich für unser Land.

Was bedeutet Politik allgemein für Sie?

Das Zusammenleben in unserer Gesellschaft regeln: Demokratie, Sozial- und Gesundheitssystem, technische Infrastruktur, und so weiter. Dazu diskutiert man, verhandelt Vorschläge, findet Kompromisse und beschließt Regeln.

Stichwort Vertrauen: Würden Sie von sich selbst ein Auto kaufen?

Da ich in Erlangen wohne und arbeite, brauche ich kein Auto. Für die zirka fünf Fahrten im Jahr genügt ein Carsharing-Auto. Ich hätte also keines zu verkaufen und habe auch keinen Bedarf, eines zu kaufen.

Vermutlich würde ich als Verkäufer viele Details offen legen, zum Beispiel wann und wo ich es vorher gekauft habe, und wann und wo es repariert wurde.

Als Käufer hätte ich Interesse an diesen vielen Details und ich würde mir das Fahrzeug genau ansehen, dabei keine unerwarteten Mängel finden und daher kaufen.

Was sind Sie für ein Mensch? Beschreiben Sie sich selbst.

Ich bin eher ein ruhiger, oft selbstkritischer Mensch, zugleich auch wissbegierig und mische mich gerne ein. Außerdem zerlege ich technische Geräte aus Neugier über die Technik darin und wenn sie kaputt gehen, versuche ich, sie zu reparieren. In meiner Freizeit gehe ich gerne wandern und genieße gutes Essen. Auch außerhalb der Politik trage ich gerne zu Projekten bei, die der Allgemeinheit dienen.

Können Sie auch verlieren oder müssen Sie immer gewinnen?

Bei Gesellschaftsspielen habe ich kein Problem, zu verlieren. Wenn im Leben was nicht läuft, wie ich es mir wünsche, ärgert mich das natürlich. Aus eigenen Fehlern kann ich aber auch gut lernen, auch in der Politik.

Die Spaltung der Gesellschaft schreitet in rasendem Tempo voran. Sind Sie Spalter oder Brückenbauer?

Als eher diplomatischer Mensch würde ich mich als Brückenbauer bezeichnen.

Mit Sorge sehe ich die zu niedrigen Impfquoten, aber auch die Pflicht von Staaten wie Italien und Frankreich, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Diese birgt das Risiko, Menschen in die Illegalität zu treiben, so dass sie gegen den Staat rebellieren. Das spaltet die Gesellschaft und gefährdet unsere Demokratie. Deshalb müssen wir versuchen, den Dialog zu suchen und die Impfquoten ohne Pflicht zu steigern.

Haben Sie eine Vision von diesem Land und wenn ja: welche? Oder sind Sie der Meinung, wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen?

Ich stelle mir eine Welt vor, in der alle Menschen frei und ohne Angst leben können. Keine Angst vor den Auswirkungen der Klimakatastrophe, vor Hunger, Obdachlosigkeit, Armut oder Kriminalität.

Wer keine Visionen hat, verwaltet nur den Status quo, ohne an die Zukunft zu denken. Das ist in etwa das, was die Bundesregierung und die Mehrheit im Bundestag seit vielen Jahren tun und unsere Zukunft verspielt.

Von wem möchten Sie selbst regiert werden? Von sich selbst?

Die Bundesregierung unter Willy Brandt liest sich aus den Geschichtsbüchern sehr positiv. Leider ist er lange tot und die SPD hat sich von seiner aufrichtigen Politik und der Sozialdemokratie weitgehend verabschiedet. Von den Kanzlerkandidatinnen und Kanzlerkandidaten, die zurzeit diskutiert werden, halte ich Laschet und Scholz für völlig ungeeignet, beiden scheinen die Menschen völlig egal zu sein. Ob Annalena Baerbock es besser machen könnte, weiß ich nicht.

Mein Ziel ist es, in den Bundestag gewählt zu werden, um an der Gesetzgebung mitzuarbeiten. Dort sehe ich mich allerdings nicht in der Bundesregierung, diese Aufgabe überlasse ich gerne erfahreneren Politikerinnen und Politikern.

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