Die "Flinke Fee" aus Erlangen ist jetzt Geschichte

20.8.2019, 11:00 Uhr
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"Mein Traum war immer, dass die Flinke Fee weitergegeben wird", sagt Maria Wehner. Die Inhaberin des Catering Services Flinke Fee sitzt auf ihrem Balkon und blättert durch alte Zeitungsartikel. Am letzten Julitag räumte sie ihr Geschäft in der Schuhstraße. Einen Nachfolger fand die 67-Jährige nicht. "Ich suche seit fünf Jahren, ich habe auch Unterstützung bei der IHK bekommen. Trotzdem habe ich niemanden gefunden."

Jeder fünfte Inhaber ist bereits über 60 Jahre alt

Das Problem betrifft nicht nur Maria Wehner. Viele der kleinen und mittelgroßen Unternehmen in Deutschland fehlt der Nachwuchs und die Situation wird sich die nächsten Jahre verschärfen. Jeder fünfte Inhaber ist bereits über 60 Jahre alt. "Man könnte meinen, die jungen Leute scheuen sich vor der Verantwortung", sagt die Gastronomin, "und Selbstständigkeit bedeutet viel Verantwortung, nicht nur finanziell, sondern auch für sich selbst, für die Mitarbeiter und für den Kunden. Aber ich würde es immer wieder machen."

Maria Wehners Augen leuchten, als sie von den vergangenen 40 Jahren erzählt. "Die ersten neun Jahre habe ich nur kleinere Veranstaltungen gemacht. Meine Feuertaufe war ein Buffet für 600 Gastwirte. Danach habe ich richtig losgelegt. Die letzten Jahre habe ich hauptsächlich für das Uniklinikum und die FAU gearbeitet," sagt Maria Wehner. Antritts- und Abschiedsvorlesungen der medizinischen Fakultät bewirtete die Flinke Fee. "Wenn man immer wieder gebucht wird, spürt man, dass die Flinke Fee gefällt. Das ist ein tolles Gefühl."

Ihr Balkontisch ist gefüllt mit verschiedenen Schälchen. Erdbeeren, Kirschen und Nüsschen stehen bereit. Daneben steht ein Teller mit Zwetschgen- und Johannisbeerkuchen. Alles schön drapiert und elegant angerichtet. "Mein Geschäft aufzugeben war schwer. Ich habe nächtelang nicht geschlafen, nicht weil ich Angst vor dem Ruhestand hatte, sondern wegen des Abschieds von meinen Kunden", sagt Maria Wehner, "jetzt bin ich entspannt und habe den Kopf frei. Es ist schön, die Verantwortung für das alles abzulegen, aber ich weiß nicht, ob sie mir nicht auch fehlen wird."

"Langweilen werde ich mich bestimmt nicht"

Freiwillig schloss die Flinke Fee nicht. Ihr alter Vermieter verstarb und der neue Besitzer wollte den Mietvertrag nicht verlängern. "Sonst wäre mir die Entscheidung schwerer gefallen. So musste ich nicht überlegen, wie ich aufhöre, sondern ich musste einfach aufhören. Jedes Leben hat ein Ende, auch das Arbeitsleben", sagt Maria Wehner. Für die Zukunft hat sie schon einige Ideen: "Ich will meine Erfahrung weitergeben. Ich wollte auch schon immer mit Kindern arbeiten. Jetzt werde ich erstmal schauen, was sich ergibt. Ich bin für alles offen. Langweilen werde ich mich bestimmt nicht."

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© Foto: Antonia Kourtides

Nicht nur die Suche nach einem Nachfolger machte der Gastronomin die letzten Jahre Sorgen. Sie fand keine ausgebildeten Servicekräfte mehr für ihr Catering. Jedem dritten Gastronomiebetrieb geht es so wie der Flinken Fee. Koch sowie Restaurantfachmann/frau gehören zurzeit zu den unbeliebtesten Ausbildungsberufen. Für Maria Wehner ist das nicht nachvollziehbar: "Nirgendwo kann man so viel erleben wie im Eventbereich. Jeder Tag ist anders, und man trifft die unterschiedlichsten Leute. Es fühlt sich an wie ein Wanderzirkus."

Vor 30 Jahren hat Maria Wehner sich getraut, den sicheren Beruf als Postbankbeamtin aufzugeben und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Bereut hat sie diesen Schritt nie. "Die Leidenschaft war bis zum letzten Moment da. Sie hat mich auch immer wieder getragen, wenn es schwierig geworden ist. Die Arbeit hat mir immer gefallen. Für mich war das nie zu viel." Für die Jugend hat sie einen Tipp: "Traut euch was! Wichtig sind Mut, Selbstvertrauen und das Wissen, wo die eigenen Talente liegen. Dann steht einem die Welt offen."

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