Rathausneubau: Abschluss der Grabungen

Die frühesten Spuren stammen aus dem 12. Jahrhundert

1.8.2018, 18:18 Uhr
Die frühesten Spuren stammen aus dem 12. Jahrhundert

© Fotos: Guilia Iannicelli

Im Schlosshof, wo Reste des Bergfrieds entdeckt wurden, ist das Loch im Boden bereits wieder zugepflastert. Jetzt graben die Archäologen um Marco Goldhausen unterhalb der Burgmauer im Norden des Rathauses sowie im Nordwesten auf der Grünfläche unterhalb des Sitzungssaales.

Kurz vor Abschluss der Grabung fasst der Archäologe zusammen: "Wir haben im Schlosshof den Bergfried gefunden, zwar an anderer Stelle als vermutet, dagegen befindet sich die Ringmauer genau da, wo wir gedacht haben." Durch die ersten Grabungen habe man nicht nur Aufschluss über die Geschichte der Stadt erhalten, sondern könne auch statische Informationen liefern, die für den späteren Neubau wichtig sind.

Außerdem, hier klingt sich Bürgermeister German Hacker ein, "wissen wir nun, dass etwa 1,50 Meter unter der Burgmauer gewachsener Boden ist. Das bedeutet, dass dort drunter nichts mehr archäologisch Wichtiges zum Vorschein kommt." Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass der Neubau des Rathauses wohl wie geplant über die Bühne gehen kann.

Zurück zur Grabung: Unter dem Rasen im Nordwesten haben die Experten das Fundament der mittelalterlichen Burgmauer zu Tage gefördert, die beim Neubau des Rathauses in den 1960er Jahren gnadenlos und völlig undokumentiert abgerissen worden ist. Jetzt sind dort im Boden nur noch gewaltige Steinquader zu sehen, "das linke und rechte Schalenwerk der Burgringmauer", wie Goldhausen anmerkt. Ein Mitarbeiter dokumentiert gerade mit Hilfe genauester Skizzen das alte Mauerwerk.

Fundamentreste ausgraben

Den weiteren Verlauf der Mauer an dieser Stelle werde man erst bei der archäologischen Hauptuntersuchung komplett freilegen. Die sei nach dem Abriss des jetzigen Rathauses im Frühjahr 2019 geplant. Dann werde sowieso der Oberboden abgetragen, dabei könne man sichten, was von der Mauer noch erhalten ist. Zu diesem Zeitpunkt können dann die jetzt entdeckten Fundamentreste ausgegraben werden, da die Fläche später mit dem neuen Rathaus überbaut wird.

Die frühesten Spuren stammen aus dem 12. Jahrhundert

Was mit den alten Steinen passiert, ist noch unklar. Bürgermeister Hacker kann sich spontan vorstellen, dass manche der Quader als Sitzgelegenheit in der künftigen Grünfläche des neuen Rathauses aufgestellt werden. Oder man rekonstruiere einen Teil der Burgmauer und stellt ihn auf, schlägt er vor. Schön fände es der Bürgermeister auch, wenn Keramikteile, die bei den Grabungen gefunden wurden, restauriert und im Neubau des Rathauses einen Platz fänden.

Zurzeit aber lagern zahlreiche Keramikteilchen im "Scherbenhaus", im ehemaligen Hausmeisterhaus in der Hinteren Gasse, das den Archäologen zur Verfügung gestellt wurde und das im Zuge der Neugestaltung des Rathausumfeldes abgerissen wird. Jetzt dient es als Lagerstätte. Im Obergeschoss liegen Scherben aus Keramik, Porzellan und Steingut sowie Knochenstücke aus allen möglichen Epochen. Jedes Teil ist sorgfältig gereinigt und auf einer Plastikfolie ausgelegt, auf der die ermittelten Daten vermerkt sind. Die Funde werden später an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege weitergeleitet, die die Stücke dann in klimatisierten Depots lagert, wie Goldhausen erläutert.

Dann führt der Archäologe zur nächsten Grabungsstelle gleich unterhalb der Burgmauer im Norden des Rathauses. Hier steht Franek Satalecki im mannshohen Loch und legt gerade Steine frei. "Hier haben wir unterhalb der bestehenden Burgmauer noch ältere Mauerreste gefunden", sagt Goldhausen. Hier seien Buckelquader aus dem 12. oder 13. Jahrhundert zu sehen, die später wieder verwendet wurden. Recycling im Mittelalter sozusagen.

Darunter sei ein vorspringendes Fundament mit unregelmäßigen Steinen und unbehauenen Bruchteilen. Das deute darauf hin, dass die Burgmauer auf ein älteres Mauerwerk aufgesetzt worden sei. Möglicherweise sei hier eine Art Terrasse gewesen, doch Genaueres müsse die Hauptuntersuchung bringen. Vielleicht entdecke man noch einen Turm, kann sich Goldhausen vorstellen, aber das seien "reine Arbeitshypothesen", so der Archäologe. Fest stehe nur, dass die ältesten Fundstücke aus dem 12. Jahrhundert seien, aus dem 11. Jahrhundert habe man nichts gefunden, also deute auch nichts auf einen Königshof hin.

Schnaps und Scherben

Gleich in der Ecke dieser Grabungsstelle, in der Mauer zur Touristinfo, ist das Türchen zu einem lange verschütteten Gang, der gerade teilweise freigelegt wird. Dort haben Goldhausen und sein Team von neuzeitlichen Werbeprospekten und Schnapsfläschchen bis hin zu mittelalterlichen Scherben zu Tage gefördert. Ob der Gang in früher Neuzeit einmal als Entwässerungsgraben gedient hat? Das kann der Archäologe nur vermuten. Die Stadt lasse vom Gang, der zur hinter der Mauer liegenden Böschung führt, noch einen Scan machen, um "eine Idee davon zu bekommen, was es einmal war".

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