Die Idee von der «Sonne im Tank» lebt

22.10.2009, 00:00 Uhr
Die Idee von der «Sonne im Tank» lebt

© Anestis Aslanidis

Der «Tag der Umkehr» kam für Peter Maier beim ersten «autofreien Sonntag» 1973 in der deutschen Nachkriegsgeschichte - eine staatlich verordnete Reaktion auf steigende Ölpreise und ein knapper werdendes Angebot auf dem Spritmarkt. «Als ich damals über den sonst so erbärmlich stinkenden Plärrer lief, war die Luft plötzlich gut», erinnert sich der Vorsitzende des Erlanger Solarmobil Vereins. Damals gab es den Verein noch nicht (und Maier sollte auch erst später dazustoßen), aber einige Jahre später gab es bereits die Vision von der «Sonne im Tank» und die Gewissheit, dass das Verbrennen von Erdöl in Automotoren keine Option auf Dauer sein könne.

«Großer Kraftakt»

«Für den Verein war es damals ein großer Kraftakt,» erinnert sich Maier, «sowohl finanziell, als auch von der Logistik her, denn die Suche nach Komponenten und Herstellerfirmen war damals nicht so einfach wie heute.» Die Anlage wurde mit hohem ideellen und handwerklichen Engagement von Vereinsmitgliedern mit Unterstützung der Umweltwerkstatt auf dem Nebengebäude der Umweltwerkstatt errichtet und produziert seitdem - also bis auf den heutigen Tag - umweltfreundlichen Strom.

Und es hat ein Sinneswandel auch in der Bevölkerung stattgefunden. Kritiker von damals sind heute davon überzeugt, dass Photovoltaik ihren Teil dazu beitragen kann, um die Energieprobleme der Zukunft zu lösen. Derzeit gibt es in Erlangen fast 500 Photovoltaikanlagen - Tendenz weiter steigend -, die (auch) dazu beitragen, Elektroautos anzutreiben und das CO2-Problem zu mindern.

Kostenlos tanken

Mittlerweile gehören dem Solarmobil Verein drei Tankstellen (Zenkerstraße, gegenüber Hotel Luise, Schiller- und Wilhelmstraße), die den Fahrern von Elektromobilen die Möglichkeit bieten, Sonnenstrom kostenlos zu tanken. Maier und seine Mitstreiter sind den sie unterstützenden Firmen wie der Stadt Erlangen für den Mut dankbar, ihre anfangs belächelten «Spinnereien» unterstützt zu haben.

Und sie sind nicht allein geblieben: Der Verein hat zwei Fahrzeuge in Betrieb - eine Elektro-Vespa und einen Daihatsu, und in der Stadt haben sich etliche Private Elektromobile zugelegt.

«Bei den Elektrofahrrädern, die jetzt zu boomen beginnen, haben wir wesentliche Entwicklungsarbeit geleistet», erinnert sich Maier, der aber gleichzeitig die Entwicklung von Elektroautos durch die großen Automobilkonzerne mit gemischten Gefühlen sieht. Hier nämlich werde das Problem der Energiebeschaffung in die Kohle-, Kern- und sonstigen Kraftwerke zurückverlagert, fossile Brennstoffe also weiterhin für die Mobilität verfeuert. So gesehen steht der Solarmobil Verein Erlangen auch noch nach 20 Jahren vor der Aufgabe, die Idee von der «Sonne im Tank» zu propagieren. PETER MILLIAN