Die Landschaft als Abstraktion

15.6.2012, 00:00 Uhr
Die Landschaft als Abstraktion

© Harald Hofmann

Bei Wolfgang Mages handelt es sich um den nicht eben seltenen Fall eines Malers, der vom Gegenstand, hier von der Landschaft, zur Abstraktion gelangt ist. Das ist eine durchaus stilbildende Entscheidung. Die Landschaft bietet mit ihrer organischen Formenvielfalt und ihrer wandelbaren Farbigkeit ein weitläufiges Feld an Motiven an, die der Abstraktion zugänglich sind und besonders in der informellen Malerei eine wichtige Rolle spielen. Das Informel hat aber auch den umgekehrten Weg entdeckt, dass nämlich die abstrakten Bilder Assoziationen zu Landschaften enthalten. Wolfgang Mages ist sozusagen in beiden Richtungen unterwegs. Die spontane Malerei des Informel, die nicht auf formalen Kompositionsprinzipen beruht, sondern auf der physischen Bewegung des Armes, bestimmt von Anfang an sein malerisches Vokabular. Sie ist Erbe seiner ersten Nürnberger akademischen Lehrerin Christine Colditz.

Den Blick für die individuelle Erscheinung von Landschaft dürfte sein zweiter akademischer Lehrer Peter Angermann geschärft haben. Es scheint, dass Wolfgang Mages an einer Synthese dieser beiden gegensätzlichen malerischen Ausdrucksformen – hier der Verzicht aus alles Gegenständliche, dort das absolute Vertrauen auf die Gegenwart der alltäglichen Welt – arbeitet.

Anders als Angermann, dessen ironischer Realismus in der Landschaft lauter gestörte Idyllen entdeckt, ist Mages am Allgemeinen interessiert: die assoziativ definierte Landschaft gerät in Bewegung, die Relikte des Gegenständlichen kommen im schattenlosen Licht ins Gleiten, bis schließlich von den über Wiesen und Weiden verteilten Waldstücken und Dörfern nur noch Schneisen zwischen Zusammenballungen farbiger Elemente übrig bleiben.

Mages demonstriert das Verfahren an einem Motiv, das vollkommen gegenständlich und abstrakt zugleich ist: an dem Bild der Abfüllanlage einer Brauerei. Dargestellt ist die rasende Bewegung des Fließbandes, das alles Gegenständliche zum Verschwinden bringt, ohne Anfang und Ende. Damit wird allerdings die spontane Malerei des Informel ad absurdum geführt: sie erschöpft sich endlosen Wiederholungen immer desselben Pinselschwunges.

Das Bild löst sich auf, und der Versuch, es durch streng linear strukturierte Ausgleichsflächen zu stabilisieren, trägt dazu nur noch bei. Auf andere Weise stellt sich das Problem bei den Versuchen, das Stillleben in eine informelle Abstraktion zu verwandeln. Die statischen Formen des Stilllebens tendieren von sich aus zu geometrischen Abstraktionen. Sie lassen sich, anders als die Landschaft, nicht in Bewegung versetzen.

Wolfgang Mages: Malerei. Galerie des Kunstvereins, Hauptstraße 72. Bis 7. Juli, geöffnet: Di., Mi., Fr. 15 bis 18 Uhr, Do. 15 bis 19 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr.

 

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