Die Not der Kinder in den Waisenhäusern Indiens ist groß

2.6.2020, 10:40 Uhr
Die Not der Kinder in den Waisenhäusern Indiens ist groß

© Foto: Irmgard Castelhun

Was die Heimleiterin und die Familie Castelhun aus Bräuningshof, die seit 30 Jahren die Unterstützung der Waisenhäuser koordiniert, besonders bedrückt, ist, dass viele der zuletzt 280 Kinder in ihre Familien und somit in ein ungewisses Schicksal zurückgeführt werden mussten und dass die im Zion-Home Surutapalli etablierten Lehrwerkstätten bis auf Weiteres geschlossen sind. Die Berufsschule bildet neben den Schülern aus den Heimen auch junge Leute der Region (300 Dörfer) aus. Diese stammen aus den ärmsten Familien. Außerdem betreibt das Zion Home eine ambulante Klinik als einzige Anlaufstelle, nachdem viele private Kliniken geschlossen wurden.

In ihrem Brief an Dieter Castelhun berichtet die Heimleiterin, dass die Regierung am 24. März ankündigte, dass wegen der Corona-Infektionswelle alle Kinder zu ihren Familien geschickt werden sollten. Die Schwere der Gefahr kannte man damals noch nicht. Zu dieser Zeit schrieben Kinder in den Heimen ihre Regierungsprüfungen. "Sie sagten mir auch, wenn ich die Kinder nicht sende, werde ich offiziell in Schwierigkeiten geraten", berichtet Hemalata.

"Kein Wasser, keine Milch, kein Gemüse"

Am 26. März wurde der Lockdown verkündet. Die Polizei hatte unter Androhung von Geldstrafen dafür zu sorgen, dass niemand herauskommen sollte. "Bis wir Unterstützung bekamen, haben wir viel gelitten und gegessen, was wir auf Lager hatten. Alle privaten und öffentlichen Sektoren, Märkte, Bildungseinrichtungen und privaten Krankenhäuser wurden geschlossen. Kein Transport durch Busse, Züge und Flieger war möglich. Kein Wasser, keine Milch, kein Gemüse, kein Gas. Wir haben alles auf dem Schwarzmarkt gekauft und kaufen immer noch zu höheren Preisen", schildert Hemalata Edwards die Situation. Zu allem Unglück haben zweimal gigantische Stürme mit Regen alle Mangos auf der Plantage des Zion-Heimes zerstört.

Viele Tagelöhner wanderten auf der Suche nach Arbeit und Nahrung in nahe gelegene Staaten aus. Aber sie konnten keine Arbeit finden, waren vom Virus betroffen und kehrten nach Chennai und Andhra zurück, wo sie aber aus Angst vor der Ausbreitung des Virus nicht über die Grenze durften und ohne Nahrung und Wasser zurückblieben. Viele Menschen starben an Hunger. Ihre Leichen wurden nicht geborgen, sondern säumen den Straßenrand. "Ein schrecklicher Anblick", so die Leiterin der Waisenhäuser.

Der Fahrer begrub die Toten

Sehr traurig hat alle gemacht, dass einer der bekannten Ärzte aus Andhra mit Symptomen von Corona nach drei Tagen im Krankenhaus gestorben ist. Die Regierung brachte ihn per Krankenwagen in sein Heimatdorf, wo die Bewohner die Einreise verweigerten, den Chauffeur schlugen und Steine auf das Fahrzeug warfen. Sie befürchteten, dass sich die Krankheit auf alle ausbreiten würde und sie ebenfalls sterben müssten. Der Fahrer begrub den Toten auf dem Weg nach Chennai an einem offenen Ort "wie ein Waisenkind".

Viele Ärzte, Krankenschwestern, Sanitärarbeiter und Polizisten sind in Gefahr. Krankenhäuser und Quarantäneschutz voll. Überall werden Lebensmittel, Medikamente, Masken und Wasser angefordert. Die Regierung forderte Nicht-Regierungs-Organisationen wie auch das Zion-Home auf, all jenen, die in Dörfern wohnen und Tag und Nacht in Krankenhäusern arbeiten sowie Patienten und Menschen in Quarantäne Nahrung, Medikamente und Wasser zur Verfügung zu stellen. Hemalata Edwards: "Sie weinen buchstäblich um Essen und aus Hunger.". Zion ist Heimat für Dorfbewohner, wo es keinen Transport und keine Verbindung zur Stadt gibt. Reis, Gemüse und Dal, ein Gericht aus Hülsenfrüchten, wird dort an hungernde Kinder abgegeben.

Die IBAN des Spendenkontos lautet: DE 08 76 35 10 40 00 05 75 94 85, Verwendungszweck "Hemalata Waisenhäuser".

Weitere Informationen unter www.hemalata-waisenhaeuser.de

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