Geschichte sichtbar machen

Die Stadt Erlangen lobt einen Ideenwettbewerb für Erinnerungsort "Hupfla" aus

Redaktion Erlanger Nachrichten

30.10.2022, 12:02 Uhr
Mittelteil der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) in Erlangen.

© Harald Sippel, NN Mittelteil der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) in Erlangen.

Die Stadt Erlangen hat einen interdisziplinären städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideenwettbewerb für den geplanten Erinnerungs- und Zukunftsort Heil- und Pflegeanstalt Erlangen (HuPfla) ausgelobt.

Ziel ist es, den historischen Ort und seine Geschichte in geeigneter Weise sichtbar und erlebbar zu machen. Besucherinnen und Besucher und Bürgerinnen und Bürger sollen über den Ort, die Opfer, die Verbrechen und auch die Täter informiert und aufgeklärt werden. Auf dem Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt und an geeigneten historisch relevanten Stellen im Stadtgebiet soll über die nationalsozialistischen Krankenmorde, Zwangssterilisationen und andere damit zusammenhängende Verbrechen informiert werden.

Orte der Täter

Die Orte der Täter und der Organisation der Verbrechen waren im gesamten Stadtgebiet verteilt. Relevant für die Erinnerung ist auch der Weg der Patienten zwischen dem Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt und dem Güterbahnhof Erlangen, von dem aus 908 Patientinnen und Patienten in die Tötungsanstalten Pirna/Sonnenstein und Hartheim/Linz verschickt wurden.

Aufgabe des Wettbewerbs ist es, einen Rahmen zu schaffen, wie an dem historischen Ort der Heil- und Pflegeanstalt und im weiteren Stadtgebiet über die Geschehnisse aufgeklärt werden kann. Die grundlegenden historischen Informationen sollen vermittelt werden. Dabei geht das Konzept über einen reinen Gedenkort hinaus. Zusammen mit dem Erinnerungsort soll an gleicher Stelle ein Zukunftsort ausgebildet werden als Podium und Forum für aktuelle und kommende Fragen der Medizinethik und Fragen zum gesellschaftlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung und Beeinträchtigungen.

Der Wettbewerbsbereich umfasst das Areal der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt. Der weitere Betrachtungsraum ist die historische Innenstadt. Hier sollen Orte identifiziert und vorgeschlagen werden, um einen gesamtstädtischen Gedenkraum für die Opfer der Euthanasie zu schaffen. In die Auslobung des Wettbewerbs waren die Bezirke Mittel- und Oberfranken, das Universitätsklinikum Erlangen, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, das Staatliche Bauamt Erlangen-Nürnberg, die Max-Planck-Gesellschaft sowie das Forum Erinnerungs- und Zukunftsort Heil- und Pflegeanstalt einbezogen. Wichtiger Bestandteil ist das vom renommierten Gedenkstättenexperten Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Julius Scharnetzky erarbeitete Rahmenkonzept. Die Bezirke Mittel- und Oberfranken haben sich als Auslober dem Wettbewerb angeschlossen.

„Wir haben die Verantwortung und die Chance, die Erinnerung an die Euthanasie während des Nationalsozialismus neu zu gestalten. Wir wollen die Erinnerung in unserer Stadtgesellschaft verankern. Und wir wollen einen Lern- und Zukunftsort schaffen, an dem beispielsweise Fragen von Ethik und Medizin oder auch dem Umgang mit Diversität verhandelt werden“, sagte Oberbürgermeister Florian Janik. „Der städtebauliche und freiraumplanerische Ideenwettbewerb ist ein erster Schritt zur Planung und Umsetzung des Erinnerungs- und Zukunftsorts Heil- und Pflegeanstalt Erlangen und ich freue mich auf viele spannende Wettbewerbsbeiträge. Das Ergebnis des Wettbewerbs liegt Mitte 2023 vor und wird öffentlich ausgestellt.“, so Planungs- und Baureferent Josef Weber.

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