Die Vorzüge des Bauernhoflebens in Erlangen

15.10.2017, 06:00 Uhr
Auf einem Bauernhof gibt es wirklich immer etwas zu tun: Klaus Ebersberger kümmert sich etwa um die Kartoffeln.

© Giulia Iannicelli Auf einem Bauernhof gibt es wirklich immer etwas zu tun: Klaus Ebersberger kümmert sich etwa um die Kartoffeln.

Das rötliche Licht der untergehenden Sonne bescheint die Gebäude eines Bauernhofs, zu dem eine schmale Auffahrt führt. Grüne Wiesen und Felder umgeben das Gelände. Hühner staksen über den sandigen Boden und ein braun-weißer Hund streunt umher. Es ist ruhig, nur das Rauschen der nahe gelegenen Straße dringt durch die milde, nach Heu duftende Herbstluft. Es entspricht genau dem Bild von einem idyllischen Bauernhof auf dem Land. Ein geräumiges Haus mit grünen Fensterläden ist das Zuhause von Klaus und Carmen Ebersberger, den Hofbesitzern.

Seit 1995 wohnen sie hier, inzwischen mit ihren drei Kindern. Und ihr Leben hier ist bei Weitem nicht nur idyllisch. Der Alltag der beiden besteht vor allem aus viel Arbeit. Klaus Ebersberger arbeitet vier Tage in der Woche als Diplom-Agraringenieur bei einem Unternehmen. Nicht selten kommt er nach 18 Uhr nach Hause, und da meist die Zeit fehlt, ist er nach der Arbeit manchmal noch bis tief in die Nacht auf dem Feld. Carmen Ebersberger hat Haus- und Landwirtschaft gelernt, sie ist heute aber nicht mehr berufstätig. Doch zuhause warten genügend Aufgaben.

Schwiegervater packt mit an

Zu Wochenbeginn müssen Bestellungen für den Hofladen aufgegeben werden, mittwochs werden Kuchen gebacken und donnerstags und freitags geht es noch vor Ladenöffnung zu anderen Bauernhöfen, um weitere Produkte für den Hofladen einzukaufen. Beim Einräumen der Regale helfen die Kinder mit, beim Verkauf Carmens Schwiegermutter. Auch ihr Schwiegervater packt bei Hofarbeiten kräftig mit an. "Ohne Unterstützung der Familie ginge das hier nicht", erklärt Klaus Ebersberger.

Man merkt den beiden ihre Dankbarkeit an, wenn sie von Klaus Ebersbergers Eltern sprechen. Die kümmern sich auch um das kleine "Selbstbedienungshäuschen", in dem sich Kunden an Kartoffeln und Eiern bedienen. Eine Blechtonne bildet die Kasse. Direkt hinter dem Häuschen befindet sich ein kleines Feld mit Blumen. Die Luft riecht frisch und nach Gras und Erde, trotz der nahe gelegenen Straße.

Ehefrau Carmen schneidet die letzten Sonnenblumen in diesem Jahr ab.

Ehefrau Carmen schneidet die letzten Sonnenblumen in diesem Jahr ab. © Giulia Iannicelli

Mit einem bedauernden Blick berichtet Klaus Ebersberger, dass zur Hochsaison der Blumen die Zufahrtsstraße wegen Baumaßnahmen gesperrt war. Überhaupt hätte die Stadt in den letzten Jahren überall um sie herum angefangen zu bauen. Da sei zum Beispiel die neue Autobahnüberführung oder die Eisenbahnstrecke mit ihren lärmenden Güterzügen. Als er von den Baumaßnahmen spricht, verfinstert sich Ebersbergers Gesichtsausdruck. Denn nicht nur der Lärm ist ein Problem. Um Ausgleichsflächen für die Bahnstrecke zu schaffen mussten die Ebersberger Land abgeben. Der Preis konnte nicht verhandelt werden und hätten sie nicht verkauft, wären sie enteignet worden.

Aber nicht nur das ärgert den Landwirt. Er hat generell das Gefühl, bei der Stadt kaum Gehör zu finden. Keiner frage ihn nach seiner Meinung, stattdessen werde über seinen Kopf entschieden, beschwert er sich. Bei diesem Thema redet sich Klaus Ebersberger in Rage, seine Mimik und Gestik zeigen, was er von all dem hält.

Doch dann wirft Carmen etwas ein. "Das ist die typische Bauernmentalität – immer jammern!", sagt sie und lacht. Das bringt ihren Mann etwas zur Ruhe. Es gehe ihnen ja auch nicht wirklich schlecht, gibt er zu. Carmen ist der Meinung, dass ihre Lage auch Vorteile hat. Schließlich seien sie gut an den Verkehr angebunden.

Die Landwirtin hat ein ruhigeres Gemüt als ihr temperamentvoller Mann, wirkt bedächtiger. Was beide verbindet ist die Liebe zur Landwirtschaft, ihr Fleiß und der Hang zur Freiheit. Sie haben sich den Hof so aufgebaut wie sie es immer wollten, nachdem es Klaus Ebersbergers Eltern zu viel geworden war. Hier sind sie ihr eigener Chef und können ihren Alltag frei gestalten, tragen aber auch die Verantwortung für alles. Das bedeutet, sich rund um die Uhr um den Hof zu kümmern, den Hofladen zu bestücken, das Gemüse und die Kartoffeln auf den Feldern zu säen und zu ernten und nicht zuletzt alles im Büro zu verwalten.

Nachdem die Ebersbergers vor zwei Jahren begonnen haben, ihren Hof auf Bioproduktion umzustellen, konnten sie ihre 600 Legehennen nicht behalten. Deshalb sind neben den wenigen Zierhühnern die zwei Pferde das einzige Vieh auf dem Hof. Nachdem die Kinder mit dem Reiten angefangen hatten, entschieden sie sich irgendwann, selber Pferde zu halten, erklärt Carmen lächelnd. Ein Teil des Pferdegeheges liegt in der großen Lagerhalle des Hofes. Im dämmrigen Licht der Halle stehen verschiedene Arbeitsgeräte. Mit einem Schnalzen und Futter lockt Carmen Ebersberger die Ponys an. Schmatzen und das dumpfe Geräusch von Pferdehufen auf Sand füllen die Halle. Die Pferde sind ein Beispiel für die Vorzüge des Bauernhoflebens, besonders für ihre drei Kinder. Zusätzlich wollen sie ihnen neben den Pflichten möglichst viele Freiheiten lassen. Die Zukunft des Hofes ist noch ungewiss; vielleicht wird eines der Kinder ihn eines Tages übernehmen. Jedoch schwingen da Bedenken mit, ob Bauern auch in Zukunft noch bestehen können.

Doch die Ebersbergers wirken glücklich auf ihrem Hof, trotz der Arbeit, trotz des Stresses. Die Landwirtschaft ist für sie mehr als eine Familientradition, es ist ihre Leidenschaft, ihre Identität. Und wo könnten sie ihre Passion besser ausleben als auf einem eigenen Bauernhof?

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