Dies academicus: So feierte die FAU ihren Geburtstag
5.11.2020, 17:31 Uhr
"Vorbilder sind wichtig", sagt Elisabeth Hoppe. Genau so eines kann sie nun selbst sein. Die 28-jährige Informatikerin promoviert gerade am Lehrstuhl für Mustererkennung in Erlangen. Ihre zuletzt veröffentlichte Forschungsarbeit hat weltweit Beachtung gefunden. Viele andere Wissenschaftler bauen auf ihren Erkenntnissen auf.
Hoppe beschäftigt sich damit, Aufnahmen des menschlichen Körpers im Magnetresonanztomografen (MRT) besser auswerten zu können. Künstliche Intelligenz soll dabei helfen. Das Programm lernt, bestimmte Muster auf den Aufnahmen automatisch zu erkennen, zum Beispiel Regionen, die auf einen Tumor hindeuten. "Diese Stelle kann sich dann der Arzt genauer anschauen", erklärt die Wissenschaftlerin.
Neuer Preis für innovative Forscherinnen
Für ihre Arbeit hat die Uni sie nun als "FAU Innovatorin" in der Kategorie Forschung ausgezeichnet. Damit ehrt die Friedrich-Alexander-Universität anlässlich ihres Geburtstags zum ersten Mal besonders kreative Köpfe aus den eigenen Reihen. Das diesjährige Gründungsjubiläum "Dies academicus" am 4. November musste erstmals seit 277 Jahren ohne Gäste stattfinden. Stattdessen hat die Uni den Festakt aus der Heinrich-Lades-Halle am Mittwochabend im Internet und im Franken Fernsehen übertragen.
Neben Elisabeth Hoppe wurde Sagithjan Surendra als Innovator in der Kategorie Studierende geehrt. Der 22-Jährige hat das " Aelius Förderwerk" aufgebaut, das vor allem finanziell benachteiligte Kinder und Jugendliche bei ihrer Ausbildung unterstützt.
Ärztin Isabel Schellinger gewinnt in der Kategorie "Alumni". Die FAU-Absolventin entwickelt Werkzeuge für die Gefäßmedizin und hat dafür ihre eigene Firma "Angiolutions" gegründet. Das brachte sie bereits auf die Liste des Wirtschaftsmagazins "Forbes" der 30 wichtigsten Menschen unter 30 in Europa.
Außer diesen neuen Auszeichnungen hat Uni-Präsident Joachim Hornegger während des Festakts traditionell zahlreiche weitere Preise verliehen, wie etwa die Würde des Ehrensenators und eines FAU-Botschafters sowie den Renate-Wittern-Sterzel-Preis zur Gleichstellung von Frauen und Männern an der Universität. Neu ist in diesem Jahr auch der "Alex-Lehrpreis". Er würdigt besonderen Einsatz in der digitalen Lehre während des Corona-Sommersemesters. Hornegger bedankte sich bei allen, "die zur Bewältigung dieser großen Herausforderungen" beigetragen haben.
Besonderes Corona-Semester
"Niemand wurde allein gelassen", sagte der Präsident. "Für unsere Studierenden war das kein verlorenes Semester." Durch eine Spendenaktion konnte die Uni außerdem 90 Studenten unterstützen, die kurzfristig ihren Job verloren hatten oder sich die nötige Ausrüstung für die Online-Lehre nicht leisten konnten.
Bayerns Wissenschaftsministers Bernd Sibler sendete ein Video-Grußwort. Darin lobte er die FAU für die Auszeichnung als "Gesundheitsknoten für Künstliche Intelligenz in Erlangen" und die Erfolge in der Hightech-Agenda, durch die neue Professorenstellen geschaffen werden.
Innenminister Joachim Herrmann, dessen Vater eins selbst Rektor an der FAU war, versicherte, dass die Staatsregierung der Uni stets als verlässlicher Partner zur Seite stehe. "So haben wir für umfassende bauliche Modernisierungen Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zugesagt", sagte er. Damit sollen unter anderem ein Neubau für die Erziehungswissenschaften im Nürnberger Norden finanziert werden, der Umbau des Himbeerpalastes und der zweite Bauabschnitt des Chemikums im Erlanger Süden.
Die Studierendenvertreterinnen Lisa Heger und Lasvini Suganthan betonten in ihrer sehr guten Rede vor allem den Mut, den heutzutage jeder bräuchte. Auch innovativ zu sein, bedeute neu, gewagt und bahnbrechen - also mutig zu sein. Von der Universitätsleitung fordern sie: "Treffen Sie Entscheidungen, denken Sie weiter, setzen Sie Prioritäten, seien Sie sich der gesellschaftlichen Verantwortung der FAU und Ihrer zukünftigen Absolventinnen und Absolventen bewusst und nicht nur der Verantwortung gegenüber der Wirtschaft oder bestimmten politischen Agendas."
Den Festvortrag hielt Peter Dabrock. Der Erlanger Theologie-Professor und ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates sprach über die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf die Gesellschaft und diskutierte anschließend mit Experten darüber. In der Runde saßen Katharina Breininger, Juniorprofessorin für Digital Health, Markus Neurath, Dekan der Medizinischen Fakultät, und Sabine Pfeiffer, vom Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik – Arbeit – Gesellschaft, sowie Bernd Montag, Geschäftsführer der Siemens Healthineers.
Auf dem Videoportal fau.tv der Uni ist der Dies academicus in Kürze abrufbar. Das Franken Fernsehen wiederholt die Sendung am Samstag, 7. November, von 21 bis 23 Uhr.
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