Drei Zähne verloren: So hart ist Hockey beim TB Erlangen

13.1.2020, 17:29 Uhr
Wieder im Spiel: Lukas Bernet (Mitte, im gelben Trikot) stand gegen RW München erstmals seit seiner Zahn-Verletzung auf dem Feld.

© Edgar Pfrogner Wieder im Spiel: Lukas Bernet (Mitte, im gelben Trikot) stand gegen RW München erstmals seit seiner Zahn-Verletzung auf dem Feld.

Bei einem Boxer gehört es zum Berufsrisiko, selbst in Vollkontaktsportarten wie Rugby oder American Football würde sich wohl niemand wundern, wenn nach einem Spieltag ein paar Zähne fehlen. Hockey allerdings gilt unter Außenstehenden nicht als besonders hart. Wie liegen sie doch falsch.

Lukas Bernet hat das selbst erfahren müssen, Anfang Dezember hat er sich seine bislang schlimmste Verletzung zugezogen. Im Heimspiel gegen Freudenheim bekam er einen Schläger ins Gesicht, äußerst unglücklich gegen die untere Zahnreihe. "Wir haben oben einen Mundschutz. Dass man unten getroffen wird, passiert sehr selten", sagt der 28-Jährige. Ihm ist es passiert.

Zwei Zähne lagen auf dem Hallenboden

Nach dem Schlag lag er geschockt auf dem Hallenboden, daneben zwei seiner Zähne. Den dritten haben sie bislang nicht wiedergefunden. "Ich war noch unter Schock. Doch zum Glück war der Kiefer nicht gebrochen." Hilfe war auch sofort vor Ort, sein Zahnarzt Doktor Martin Zschiesche war unter den Zuschauern und versorgte ihn sofort. Aus der Halle ging es in die Praxis. "Einen Zahn haben wir wieder aufgeklebt", sagt Bernet, "der andere war so tief abgebrochen, der liegt bei mir zuhause."

Verletzungen gab es, wie in jedem Sportlerleben, schon viele, Platzwunden und gebrochene Finger. "Doch es ist das, was mit am langwierigsten sein wird, bis wieder alles funktioniert", sagt Bernet. Aktuell trägt er unten eine Spange, ein Zahn fehlt noch. Zumindest die Schmerzen sind mittlerweile weg, auch essen geht wieder besser. "Am Anfang gab es Suppe und Joghurt durch den Strohhalm, später habe ich angefangen, mit den Backenzähnen zu beißen." So konnte er zumindest den Weihnachtsbraten genießen.

Zunächst hatte Lukas Bernet auch noch eine dicke Lippe, darüber gab es ein paar Sprüche von den Arbeitskollegen. Die Zähne im Unterkiefer allerdings fallen kaum mehr auf, weshalb er nun nicht ständig darauf angesprochen wird. Seit Jahresbeginn ist Bernet wieder im Training. "Wenn ich nicht mehr mit vollem Einsatz spielen könnte, sollte ich mir überlegen, ob ich in der ersten Mannschaft weiter mache. Nachdem ich aber nicht das Gefühl hatte, dass ich irgendwo zurückstecke, kann ich auch weiterspielen." Angst hat er nicht mehr. "Es wäre ein blöder Zufall, wenn das zweimal passiert."

Sportlich fehlte der Abwehrmann seinem Team jedenfalls sehr. Gegen Freudenheim hatte der Turnerbund deutlich geführt, nach der Verletzung aber nur 6:6 gespielt. "Hätten wir da die drei Punkte mitgenommen, wäre es jetzt nicht ganz so wild." Es folgten noch zwei Niederlagen gegen die Top-Reserve-Teams Münchner SC und Mannheim. "Wir haben einen dünnen Kader, da tut jeder Ausfall weh", sagt Lukas Bernet. So stehen die Erlanger nun unter Druck, sie brauchen Punkte für den Klassenverbleib.

Top-Stürmer Christian Nayel fehlte 

Ein Sieg gegen den HLC RW München hätte am Sonntag also gut getan. Die Erlanger hatten vor und nach dem 0:1 ihre Chancen. Dabei mussten sie auf den erkrankten Christian Nayel verzichten, ihren gefährlichsten Angreifer. Zehn Minuten vor der Pause gelang Marcel Hertlein trotzdem der Ausgleich. Thomas Dauphin hätte direkt nachlegen können, scheiterte aber am Torwart. Nach dem Seitenwechsel gerieten die Erlanger zu sehr in die Defensive, die Gäste gingen erneut in Führung.

Danach war es eine spannende Partie, vergebene Ecken, Pfostenschüsse und starke Torhüter ließen zunächst keinen weiteren Treffer fallen. Bis die Münchner doch zuschlugen, sie zwangen den Ball an Moritz Dycke vorbei ins Netz. Zehn Minuten vor Schluss brachte Lukas Schneider den Turnerbund mit einem platzierten Schuss nach einer Ecke wieder ran. Jetzt kämpften sich die Erlanger zurück, eine Drangphase schloss Thomas Dauphin erfolgreich ab. 3:3.

Die Mannschaft ist selbst Schuld

"Es war eigentlich ein gutes Spiel, eine gute Mannschaftsleistung", sagt Lukas Bernet. "In der ersten Halbzeit müssen wir für aufgrund unserer Chancen führen, auch in der zweiten Halbzeit hatten wir die zwingenderen Chancen. Wenn wir die vergangenen zwei Wochen richtig trainiert hätten, dann hätten wir die drei Punkte vermutlich mitgenommen." Vernünftige Einheiten allerdings waren nach der Weihnachtspause kaum möglich gewesen, weil immer wieder Spieler fehlten. "Das hat man in vielen Aktionen gemerkt, die Torschüsse haben wir teilweise nicht genau genug gemacht."

Am Ende ist die TB-Mannschaft selbst Schuld. Zornig auf seine Teamkollegen aber ist Lukas Bernet nicht. "Die Gründe für die Absagen sind verständlich." Krankheit, Uni, Arbeit — es gibt eben mehr im Leben als Hockey. Im Hockey allerdings gibt es nun kaum Wichtigeres, als am Sonntag in Ulm zu gewinnen. "Mit einem Sieg sind wir komplett dabei, mit einer Niederlage sind wir ganz unten", sagt Lukas Bernet. Noch ist alles sehr eng in der Tabelle. Und die neuen Zähne, die sitzen auch.

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