eCall führte in Erlangen auf Irrwege

8.8.2019, 10:00 Uhr
eCall führte in Erlangen auf Irrwege

© Klaus-Dieter Schreiter

Mit dem Stichwort "Verkehrsunfall mit eingeschlossener Person" hat die Integrierte Leitstelle in Nürnberg die Erlanger Feuerwehr in den letzten zwei Monaten siebenmal in Richtung Tennenlohe geschickt. Als Einsatzstellen waren neben der Autobahn auch die Sebastianstraße, die Straße Am Weichselgarten und die Kreuzung Lachner-/ Weinstraße angegeben. Alarmiert wurde die Leitstelle aufgrund von Notrufen durch "eCall".

Der Rüstzug mit vier Fahrzeugen rückte jeweils aus, die Freiwillige Feuerwehr Tennenlohe auch, und um die Sicherheit in der Stadt zu gewährleisten wurden die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Innenstadt auf die Hauptfeuerwache gerufen. Natürlich waren auch Rettungsdienst und Polizei unterwegs.

Weil an dem angegebenen Einsatzort jedes Mal kein Unfall gefunden wurde, wurde großräumig "gefahndet", und sogar die Autobahn zwischen Frauenaurach und Nürnberg Nord abgefahren. "Um das gemeldete Schadensbild schnell und professionell abarbeiten zu können, ist der Aufwand bei einem Unfall mit eingeschlossener Person immens", erläutert Stadtbrandrat Friedhelm Weidinger.

40 Kräfte seien darum jedes Mal auf den Beinen gewesen. "Wenn man dann nichts findet und wieder in die Wache einrückt, ist das schon ein komisches Gefühl. Man fragt sich immer, ob man nicht doch etwas übersehen hat", meint Brandamtsrat Christian Seitz, der das Sachgebiet Einsatzvorbereitung und EDV bei der Erlanger Feuerwehr leitet.

Schnell kam bei ihm der Verdacht auf, dass beim automatischen Notruf etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Zunächst wurde vermutet, dass die Notrufe bei einem der Tennenloher Autoverwerter aus einem der Unfallfahrzeuge ungewollt abgesetzt wurden. Die Überprüfung war jedoch ergebnislos.

Weil eine Zuordnung der mit den Notrufen übersandten Daten zu einem angemeldeten Fahrzeug ebenfalls nicht möglich war – weder die Zulassungsstelle noch die Polizei konnten weiterhelfen – startete die Integrierte Leitstelle bei der Bundesnetzagentur eine Anfrage, um den Sender des Notrufs ausfindig zu machen.

Nachdem es aber letzte Woche abermals einen solchen Notruf gab, der die Feuerwehr wieder arg beschäftigte, machten sich Christian Seitz und seine Mitarbeiter selbst auf die Suche. Aufgrund ihrer Ortskenntnis wussten sie, dass es in Tennenlohe Zulieferfirmen für die Automobilbranche gibt. Die wurden nacheinander besucht.

Und siehe da: Eine Firma ist an der Entwicklung solcher eCall-Notrufsysteme beteiligt. Bei der hatte ein fehlerhaftes Testgerät die Notrufe unbemerkt abgesetzt. Weil das Gerät innerhalb eines Gebäudes stand, hatte es keinen exakten Standort melden können. Darum lagen die beim Notruf abgesetzten Koordinaten um etwa 1000 Meter auseinander.

Wenig später ist auch die Bundesnetzagentur auf diese Firma gestoßen, die das Testgerät sofort außer Betrieb nahm. "Bundesweit hat es so etwas noch nie gegeben", weiß Christian Seitz. Nun werde geprüft, ob die Stadt der Tennenloher Firma die Einsätze in Rechnung stellen kann.

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