Eckentaler haben kaum Interesse an "Baby willkommen"

18.3.2019, 11:00 Uhr
Eckentaler haben kaum Interesse an

© Foto: Fotolia/Landratsamt Erlangen-Höchstadt

Immerhin ist Eckental mit seinen 15 335 Einwohnern die zweitgrößte Gemeinde im Kreis. Auch bei der Zahl der Geburten im vergangenen Jahr wurde man mit 126 nur knapp von Höchstadt (128) auf Rang drei verdrängt. Doch nur zwei Elternpaare nahmen in Eckental das Angebot in Anspruch, von einer erfahrenen Familienhebamme oder -kinderkrankenschwester beraten und mit einem Geschenk begrüßt zu werden. In Höchstadt nutzten immerhin 42 Eltern das Angebot, im mit 8721 Einwohnern deutlich kleineren Adelsdorf sogar 43.

Dies überrascht umso mehr, da die Eckentaler Bürgermeisterin Ilse Dölle jeden Neugeborenen persönlich empfängt, nicht nur der Mutter oder dem Vater Geld für einen Kinderwagen, sondern auch eine Informationsmappe, in der die Aktion "Baby willkommen" des Landkreises vorgestellt wird, in die Hand drückt.

Gefragt nach den Gründen für die Zurückhaltung in Eckental, konnte Susanne Friedrich vom Jugendamt lediglich spekulieren. Früher sei das Interesse höher gewesen, erläuterte sie und vermutete, dass die Marktgemeinde nicht zuletzt durch das Zentrum "Zwergenland" über eine gute Versorgung mit Hebammen verfüge. In jedem Fall will sie der Sache auf den Grund gehen und die Kooperation zwischen Gemeinde und Landratsamt in diesem Punkt intensiveren.

Auch soll künftig erreicht werden, dass sich gerade Familien mit geringem Einkommen auf diesem Weg professionelle Hilfe holen. Hier stellte das Landratsamt bereits ein entsprechendes Konzept auf. Allerdings weigerte sich die Landeszentrale für Gesundheit, die damit verbundenen Kosten von 13 000 Euro zu übernehmen.

Universität Ingolstadt untersucht Phänomen

Bei den Recherchen nach Alternativen stieß Susanne Friedrich auf die Universität Ingolstadt, die nun kostenlos innerhalb eines Werkstatt-Seminars Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Zustimmung von den Mitgliedern des Ausschusses erhielt Landrat Alexander Tritthart mit seinem Vorschlag, die Ergebnisse abzuwarten und dann zu klären, ob Änderungen einzuleiten sind.

"Baby willkommen" ist eine von mehreren Initiativen, mit denen der Landkreis versucht, frühzeitig zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche schwerwiegende Probleme bekommen, was in der Regel auch zu deutlich höheren Kosten für die Kommunen führt. Gubos Parteikollege Andreas Hänjes, Fraktionsvorsitzender im Kreistag: "Jeder Euro, den wir bei der Prävention ausgeben, spart uns später Tausende von Euro."

Der Landkreis betreut mehr als 100 Kinder

Markus Hladik erläuterte, welche vorbeugenden Maßnahmen die Jugendhilfe unternimmt. Sein Kollege Alexander Mayer ist beim Jugendamt zuständig für die Amtsvormundschaften und -pflegschaften und gab einen Überblick über die aktuellen Schwerpunkte in diesem Bereich. Den Fachdienst für Pflegekinder stellte Sophie Scheuring ausführlich vor. Viel Zeit wird in die Auswahl geeigneter Pflegeeltern investiert.

Im Interesse des Kindes müsse nämlich sehr genau geprüft werden, ob Paare auch über einen längeren Zeitrum wirklich der Aufgabe gewachsen seien, betonte Sophie Scheuring. Derzeit betreut der Landkreis zirka 90 Minder- und etwa 20 Volljährige in einer Vollzeit- sowie 30 Kinder in einer Bereitschaftspflege.

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