Ein Erlanger Denkmal auf Reisen

17.10.2020, 10:58 Uhr
Ein Erlanger Denkmal auf Reisen

© Marcel Staudt

Weil es auf dem Grünbereich des Frankenhofes Platz für den künftigen Kultur- und Bildungscampus Platz machen musste, wurde die Ensemblegruppe Brüx-Komotau abgebaut. Das Denkmal besteht aus drei Teilen: Brüxer Brunnenanlage, Brüxer Kunstgitter und Komotauer Stele. Die gesamte Anlage stellt ein Mahnmal zur Erinnerung an die frühere Bergwerkstadt Brüx (Tschechien) dar, für deren Vertriebene die Stadt Erlangen bereits seit 71 Jahren die Patenschaft innehat. Brunnen und Stele befinden sich derzeit für Neugestaltung und Restaurierung bei der Firma Zeussel Natursteine in Neustadt an der Aisch. Das Gitter ist auf einem städtischen Bauhof untergebracht.

Aus dem Stadtarchiv geht hervor, dass die Diskussionen um ein "Ehrenmal" etwa 1962 begonnen hatten. Zu diesem Zeitpunkt war zum einen nicht klar, ob Brüx und Komotau jeweils ein eigenes Denkmal bekommen oder für beide ein gemeinsames errichtet werden soll. In einem Vermerk aus dem Dezember 1962 zu einem Gespräch zwischen Oberbürgermeister Heinrich Lades und Vertretern aus Brüx steht etwas von der Idee, die Lades hatte, das Ehrenmal mit einem Brunnen zu kombinieren. Als möglichen Standort wurde eine Stelle vor dem Mathematischen Institut Ecke Bismarck-/Schillerstraße vorgeschlagen. Die Brüxer schlugen wiederum die Grünfläche an der Hofmannstraße zwischen Siebold- und Schuhstraße oder die Grünfläche an der Gebbertstraße zwischen Mozart- und Theodor-von-Zahn-Straße vor.

Brunnen folgte erst später

Nach längerem Hin und Her lehnte der Grundstücks- und Bauausschuss schließlich die Umsetzung im Juni 1964 ab und bat die Heimatgemeinde Brüx eine einfachere Form der Umsetzung und einen anderen Ort zu finden. Von Lades wiederum kam der Vorschlag, das Relief (Brüxer Gitter) am Frankenhof anzubringen und den Gedenkstein (Stele) auf den Ehrenfriedhof zu stellen. Der Künstler Lehinant änderte dann seinen Entwurf ab, so dass alle drei Elemente – Gitter, Brunnen und Stele – im Frankenhof ihren Platz fanden. Aus finanziellen Gründen wurden dann aber erstmal nur das Gitter und die Stehle umgesetzt. Der Brunnen folgte 1971.

Das Interessante an der Geschichte: Das Ensemble wird in einer entstehenden öffentliche Grünanlage zwischen Schuhstraße und Sieboldstraße aufgebaut – also fast genau dort, wo es ursprünglich hätte stehen sollen. Laut Bauamt ist der Baubeginn für Mitte Oktober geplant. Die Arbeiten insgesamt sollen etwa Mitte 2021 abgeschlossen sein.

273 000 Euro soll das Vorhaben insgesamt kosten, was für Kunst-Laien ein stolzer Betrag ist, allerdings: "Die veranschlagten Kosten beinhalten nicht nur die Neugestaltung, sondern auch die Restaurierung und den Wiederaufbau des Denkmalensembles. Die Aufenthaltsqualität am neuen Standort wird erhöht, da dieser mit fünf zusätzlichen Bäumen, Bodeneinbauleuchten, Fußwegen und Sitzbänken neugestaltet wird", teilt das Bauamt mit.

Reinigung mit Dampfstrahler

Aktuell läuft die Restaurierung von Stele und Brunnen in Neustadt. Der Zaun ist nicht bei der Firma, "weil wir ihn lediglich an manchen Stellen lackieren müssen, das können wir auch am Bauhof vor Ort machen", sagt Günther Zeußel, Chef von Zeussel Natursteine. Für Stele und Brunnen ist der Aufwand höher. "Die Stele muss mit einem Dampfstrahler gereinigt werden. Wir müssen die alten Verankerungen herausnehmen und neue Löcher bohren", sagt Zeußel. Für den Brunnen muss ein Fundament aus vier Seitenstücken gefertigt werden, das auf 20 Zentimeter in den Boden des neuen Standorts eingegraben wird. Alles machbar, sagt Zeußel, der sich mit seiner Firma fast nur um Denkmäler kümmert: "Das Ensemble befindet sich weitgehend in einem sehr guten Zustand."

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