Ein großer Spaß: "Bomben-Hits ’68" am Theater Erlangen

30.9.2019, 18:30 Uhr
Ein großer Spaß:

© Foto: Jochen Quast

Die Einschläge kommen näher. Schon wieder eine Bombe, die scheinbar in nächster Nähe detoniert. Schon wieder ein Hubschrauber, der scheinbar über den Köpfen des Publikums im Markgrafentheater kreist. Den Start in die neue Spielzeit nutzt das Theater Erlangen, um gleich mal ausgiebig die Leistungsfähigkeit der in der Sommerpause eingebauten neuen Tonanlage zu demonstrieren. Dass aber an der Garderobe Ohrenstöpsel ausliegen, ist doch etwas übertrieben!

John Lennon im Dschungel von Vietnam

Schließlich geht es bei "Bomben-Hits ’68" zwischen "Revolte, Rausch und Liedertausch" ums Zuhören. Das Liederabend-Team mit Regisseur Dominik Günther sowie den Musikern Jan-S. Beyer und Jörg Wockenfuß (die beide maskiert als mexikanische Tag-der-Toten-Akteure auf dem überdimensionalen Lauf eines Revolvers über dem Bühnengeschehen thronen) hat bereits 2009/2010 mit "Männer" und vielen aneinander gereihten Hits einen großen Erfolg abgeliefert. Nun schickt es Aretha Franklin, John Lennon, Heintje, Elvis Presley und Mick Jagger in den Dschungel von Vietnam. Dort machen die Pop-Ikonen das, was heute im Privat-Fernsehen als Show zur besten Sendezeit zelebriert wird. Die Künstler sind dazu eingeladen, gegenseitig ihre Songs neu zu interpretieren.

Wo die Reise hingeht ist – Bomben-Donner und Maschinen-Gewehr-Geratter sei Dank! – schnell klar. Die Pop-Musik verliert ihre Unschuld, genauso wie der Flower-Power-Protest der 60er Jahre. Das bestens aufgelegte Ensemble mit Janina Zschernig, Lisa Fedkenheuer, Michael Ruchter, Leon Amadeus Singer, Herman Große-Berg und Charles P. Campbell (als wunderbare Elvis-Reinkarnation) singt sich durch die Hits dieser extrem kreativen Zeit. Wir hören Lieder vom Frieden, Lieder vom Krieg, Lieder vom Handeln und Lieder vom Wegschauen.

Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden?

Neue Denkanstöße werden hier nicht geliefert, dafür stimmt aber die handwerkliche Leistung im Bereich der Musik. Zudem gibt es ein paar wirklich originelle Überraschungen. Beispielsweise, wenn das frustrierte Muttersöhnchen Heintje plötzlich den unglaublich reaktionären Freddy-Quinn-Schlager "Wir" anstimmt. "Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden? WIR!"

Staunen darf das Publikum, wie sich mit einen Knall Elvis Presley plötzlich in Jimi Hendrix verwandelt, ehe alle noch eine Bob-Dylan-Erscheinung haben werden. Ein Spaß mit ein paar nachdenklichen Momenten, der vom Premieren-Publikum mit donnerndem Beifall bedacht wurde.

Weitere Termine finden Sie online.

 

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