Ein Herz für die Obdachlosen von Erlangen

17.4.2020, 06:00 Uhr
Ein Herz für die Obdachlosen von Erlangen

© Klaus-Dieter Schreiter

Die Obdachlosen, die täglich zur Bahnhofsmission kommen, um sich dort ein warmes Essen abzuholen, werden in diesen schweren Tagen ganz besonders verwöhnt. Zwar sind die bisherigen Öffnungszeiten aufgrund der aktuellen Lage zur Corona-Pandemie von fünf auf zwei Stunden gekürzt worden, aber dafür ist das Essen derzeit vom Allerfeinsten.

Da gibt es jetzt sogar Gänsekeule, Bärlauchnudeln mit Grilltomaten, Spinatlasagne, Sauerbraten und Hirschgulasch. An einem Tag gab es sogar Lamm. "Unsere Obdachlosen sind vom Glauben abgefallen", strahlt Claudia Steubing, die die Bahnhofsmission leitet. Ein älterer Mann, der seit 22 Jahren hier lebt, habe sogar geschwärmt, er habe noch nie ein so gutes Lamm in Deutschland gegessen, erzählt sie.

Möglich geworden ist das, weil Claudia Stubbe und Walter Lehmen-Stubbe vom Restaurant "Mein Lieber Schwan" sich in diesen schweren Zeiten besonders für die Bahnhofsmission engagieren. Die Restaurantfachfrau arbeitet zwar schon zehn Jahre ehrenamtlich in der Bahnhofsmission und hat auch schon des Öfteren Essen mitgebracht.

"Weil mein Mann immer so großzügig kocht", lacht sie. Nun aber hat ihr Restaurant wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Doch es sind noch allerhand Waren im Kühlhaus gelagert. "Bevor die verkommen, kochen wir lieber für die Obdachlosen", sagt Claudia Stubbe. Darum gibt es nun für die Obdachlosen am Erlanger Bahnhof solch feine Essen.

"Nun aber ist das Kühlhaus bald leergeräumt", stellt Stubbe etwas betrübt fest. Ihr Mann Walter Lehmen-Stubbe muss seine Küche aber trotzdem nicht schließen. Denn es haben sich Unterstützer angeboten, die mit dafür sorgen, dass immer noch Lebensmittel zur Verfügung stehen. "Mein Gemüselieferant von der Fruchtecke Marburger am Bohlenplatz bringt mir täglich die Reste vom Großmarkt mit, die wir dann mit verkochen können", freut sich der Restaurantbesitzer. Die Markus-Gemeinde in Sieglitzhof habe sogar eine Spendenaktion gestartet, damit weiteres Material eingekauft werden kann, erzählt er. Und dann meint er mit leichtem Lächeln: "Wir müssen uns ja schließlich auch in irgendeiner Weise beschäftigen."

Bislang habe das Restaurant zur Hälfte von Geschäftskunden gelebt, die werden wohl auf absehbare Zeit nicht mehr kommen, befürchtet Walter Lehmen-Stubbe. Darum will er nach Ostern mit einem Take Away-Angebot beginnen. Damit ist dann auch das Essen für die Bahnhofsmission wieder einigermaßen gesichert. "Aber lange können wir das auch nicht mehr durchhalten", befürchtet der Restaurantbesitzer. Wenn es dazu käme, müssten sich wohl auch die Obdachlosen der Bahnhofsmission wieder an einfaches Essen gewöhnen.

"Wenn wieder normale Zeiten anbrechen und es wieder das normale Essen gibt, dann werden unsere Stammkunden bestimmt anfangen zu meckern", meint Claudia Steubing scherzhaft. Und trotzdem hoffen alle, dass alles nun endlich bald vorbei ist, und wir zu einem einigermaßen normalen Leben zurückkehren können. Auch die Obdachlosen bei der Bahnhofsmission wünschen sich das.

 


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