Erfolgreiche Puppenspielerin mit Wurzeln in Erlangen

30.5.2019, 18:00 Uhr
Erfolgreiche Puppenspielerin mit Wurzeln in Erlangen

© Georg Pöhlein

Im Grunde hat man es ja schon immer geahnt: Der permanent frohgelaunte Spaßmacher par excellence, der Kasper, hat auch eine dunkle Seite. Und die hat’s echt in sich. In Sarah Wissners Solo-Stück "The Dark Trullala" konnte man sich nun im Theater in der Garage ein sehr unterhaltsames Bild davon machen: Da drängelt er sich des Nachts ins Bett der Puppenspielerin, stört ihre Nachtruhe und wird ganz schön böse. Aber nicht nur das: Auch andere Figuren, wie die Hexe und gar die schöne Prinzessin, begehren auf, stellen Forderungen und starten ein ziemliches Tohuwabohu. Die Chaos-Spirale windet sich bis zum Äußersten: Köpfe fliegen, Puppenleiber werden per Säge mittendurch geschnitten, das Krokodil lässt sich die Spielerin schmecken. Doch letzten Endes erweist sich alles nur als böser Traum – den sich Sarah Wissner selbst erdacht und eigenhändig ausgestattet hat und den sie furios in Szene setzt.

Was ebenfalls bemerkenswert ist: Die derzeit noch in Chemnitz lebende Sarah Wissner hat ihre ersten Theatererfahrungen in Erlangen gemacht, vor rund zehn Jahren im Theaterjugendclub des Theaters Erlangen. "Ich bin einfach nach der Schule zum Markgrafentheater gefahren", erzählt sie lachend.

Damals hat sie noch in Höchstadt gewohnt. "Ich wollte immer Theater machen", sagt sie. Gemeinsam mit einem Schulfreund hat sie sich dann den Händen von Sonya Hilpert anvertraut, der damaligen Leiterin des Theaterjugendclubs. Eine "Art Collage", auch mit Objekten, wurde eingeübt. Die Beschäftigung mit diesen wurde offenbar genau beobachtet, denn als sie im Theaterkreise als Berufswunsch "Schauspielerin" geäußert hatte, wurde ihr bescheinigt: "Nein, du bist Figurentheaterspielerin."

Also, nach dem Abitur ging es an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart zur vierjährigen Ausbildung: "Es hat sich mir nie eine andere Frage gestellt, es gab nie ein ,Oder‘". Sarah Wissners Thema des "Manifests", das man im ersten Studienjahr zu schreiben hatte, lautete: "Fick dich, Kasper". Also bereits damals hat sie diese klassische Figur beschäftigt, hat sie sich auch in ihrer Abschlussarbeit mit dem Bild auseinandergesetzt, das von dem rotzfrechen Kerl existiert. Die erste "Trullala"-Fassung nahm Gestalt an.

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Nach freiberuflicher Tätigkeit unter anderen in Stuttgart und an der Landesbühne Esslingen hat sich Sarah Wissner in Chemnitz beworben – und war nun mit der Produktion "Wenn mich einer fragte . . ." als Puppenspielerin gleich nochmal beim Figurentheaterfestival vertreten. Ihr "Trullala" hatte sie aber nach Chemnitz mitgebracht und baute das Ganze zum Lang-Stück aus. Premiere war Ende April. Im Herbst geht sie ans Rheinische Landestheater Neuss.

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